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6.-9.3.2024 Schneeschuhtage im Val d'Anniviers

Es ist eine gute Homebase, das Hotel Weisshorn, das auf 2'337m alleine auf einem Bergrücken thront. Von St-Luc erreicht man Tignousa mit einer Standseilbahn. Dann gehts auf einem Winterwanderweg gemütlich in zwei Stunden hoch zum Hotel. Es ist ein beliebtes Tagesziel für Winterwanderer und ein guter Ausgangspunkt für Ski- und Schneeschuhtouren. So sind wir dann auch am zweiten Tag im wunderschönen Hochplateau oder Hochtal Tsa du Toûno unterwegs zum Pass Bella Vouarda. Der Blilck geht zur Dent Blanche, Zum Matterhorn, Obergabelhorn und weiter vorne zum Weisshorn mit dem vorgelagerten Bishorn. Das Gelände ist wie geschaffen für Schneeschuhe: Rund, leicht coupiert. Der Weg schlängelt sich schön zum Pass und zurück. Am dritten Tag machen wir uns auf einem Schneeschuhtrail durch den Wald auf den Abstieg nach St-Luc. Das Hotel Bella Tola ist ein guter Ort, um die Zeit ausklingen zu lassen, bis das Postauto uns via Vissoie nach Sierre / Siders bringt, wo uns ein kräftiger Föhn erwartet. Wir sind den Höhen entronnen und zurück im Frühling - aber nicht das letzte Mal im Hotel Weisshorn gewesen!

10.2.2024 Winterpilgerwanderung auf der Rigi

Das Wetter meinte es gut mit uns an diesem Samstag: Am Freitag regnete es noch - am Sonntag war wieder Niederschlag angesagt. Wir erwischten das Föhnfenster dazwischen mit allem, was das heisst: Starker Wind, die Elemente spüren, aber auch: trocken, Momente mit Sonne und blauen Himmelsfenstern, der Blick zur Föhnwand über den Alpen - Panorama - Weite - z.T. Nebelmeer unter uns. Das Wetter war wie geschaffen für das Thema des Tages: Mein Lebenspanorama. Unterwegs waren wir zuerst auf dem Winterwanderweg von Rigi Scheidegg nach Rigi Kaltbad, der auf dem Trassee der 1931 stillgelegten Eisenbahnlinie verläuft. Ein Tunnel, ein markantes Viadukt und ein Eisenbahnwagen als Ferienhaus sind Zeugen dieser Historie. Die Grand Hotels von damals stehen nicht mehr, weder auf der Rigi Scheidegg, noch in Rigi Kaltbad, noch auf Rigi Kulm. Heute sind andere Hotels da. Die Aussicht über das Mittelland mit seinen Seen ist markant. Der Weg im oberen Teil auf Schnee, im zweiten Teil von Rigi First hinunter nach Rigi Kaltbad ab Rigi Staffel ohne Schnee. Ein Tag zum Geniessen - und mit dem Schiff von Vitznau nach Luzern im einbrechenden Abend auf eine gute Art und Weise ausklingend.

18.-21.1.2024 Tage der Stille auf Schneeschuhen auf der Alp Flix

Das Hochplateau der Alp Flix ist nicht nur im Sommer ein Hotspot der Biodiversität, sondern im Winter auch ein hervorragender Ort für Schneeschuhwanderungen: Am Donnerstag gelangen wir von Sur an der Julierpassstrasse via Strasse (Schlittelstrecke!), Trail und Querfeldein via Kirche Son Roc zum Berghaus Piz Platta. Das Kirchlein ist uns Homebase für die Tagzeitengebete, mit denen wir jeweils den Tag beginnen und den Nachmittag beenden, das Berghaus ist uns Homebase für die Übernachtung und zaubert uns jeweils eine hervorragende Verpflegung auf den Tisch: Morgens ein reichhaltiges Frühstück und abends ein Viergänger, der es jeweils in sich hat. Am Freitag ziehen wir eine grosse Runde über das Plateau der Alp. Zuerst peitscht uns der Wind Schneekristalle ins Gesicht. Pausen gibts nur im Windschatten. Im Wald wird es ruhiger und dann klart es auf. Wolken und blauer Himmel / Sonne spielen gegenseitig "Versteggis", bis am Nachmittag die Sonne alle Nebelschwaden wegputzt. Am Samstag ziehen wir unsere Spur auf den Kanonensattel und geniessen bei absoluter Windstille die Aussicht bis zu den Bergeller Granitbergen. Und am Sonntag gehen wir auf dem Trail wieder hinunter nach Sur und heim. Wie es den Teilnehmenden danach geht? glückliche Gesichter sprechen Bände...

Im 2025 gehts mit den Tagen der Stille ins Val Lumnezia. Ausgangspunkt wird das Hotel Pez Regina in Lumbrein sein. Der Januartermin ist allerdings schon ausgebucht. Und der März noch gar nicht ausgeschrieben. Der Termin wird jedoch sein: 6.-9. März 2025

Pilgerangebote im Jahr 2024


PILGERWANDERTAGE IN DEN VIER JAHREZSEITEN

Sa 10. Februar 2024: Winterpilgerwanderung auf der Rigi

Ostermontag, 1. April 2024: Frühjahrspilgerwanderung auf dem Thurgauer Klosterweg von Schaffhausen nach Diessenhofen

Sa 22. Juni 2024: Sommerpilgerwanderung zum Paxmal bei Walenstadt Berg

Sa 19. Oktober 2024: Herbstpilgerwanderung auf dem Lötschentaler Höhenweg zur Fafleralp

Weitere Infos zu diesen Angeboten (Angaben zu km, Höhenmeter, Gehzeit, Treffpunkt, Kosten) findest du hier.

AUF DEM APPENZELLER WEG VON APPENZELL NACH RAPPERSWIL

Sa 10. + So 11.+12. Mai 2024: Von Appenzell via Urnäsch nach St.Peterzell

Sa /So 17+18. August 2024: St.Peterzell - Hotel Churfirsten - Wattwil - St.Gallenkappel / 2. Durchführung am Sa/So 24.+25.8. 2024 !

 Sa 21. September 2024: St.Gallenkappel - Schmerikon - Rapperswil

Weitere Infos zu diesen Angeboten (Angaben zu km, Höhenmeter, Gehzeit, Treffpunkt, Kosten) findest du hier.

STADTPILGERN IM ADVENT IN CHUR

Sa 7. Dezember und Fr 13. Dezember 2024

Weitere Infos zu diesen Angeboten (Angaben zu km, Höhenmeter, Gehzeit, Treffpunkt, Kosten) findest du hier.

 

PILGERSEMINAR "DEN ÜBERGANG IN DEN RUHESTAND BE-GEHEN, NEU STARTEN.
Ein verlängertes Wochenende vom 17.-20. Mai 2024 (Pfingsten) auf dem Jakobsweg rund um Interlaken zur Vorbereitung auf die Zeit des Ruhestandes.
Wir starten jeweils von Interlaken aus, wo wir im Hotel artos untergebracht sind. Die Etappen führen uns von Brienz via Oberried - Interlaken nach Merligen und von Spiez nach Faulensee.
Das Angebot führt "pilgern und wandern" zusammen mit der Bethesda Weg-Gemeinschaft durch.
Weitere Infos dazu findest du hier.

 

Jahresrückblick auf das Pilgerjahr 2023

Dankbar blicke ich auf das Pilgerjahr 2023 zurück: Der Link führt zu den entsprechenden Monatsbildern auf Facebook. Und ich freue mich auf das neue Pilgerjahr 2024:

Geht in der Kraft, die euch gegeben ist.
Geht einfach.
Geht leichtfüssig.
Geht zart.
Und haltet Ausschau nach der Liebe.
Und Gottes Geist, die Ruach, geleite euch.

(OeRK 1991, Canberra)

15.12.2023 Stadtpilgern im Advent in Schaffhausen

Es waren gute Stadtpilgertage im Advent in Schaffhausen, auch wenn es das Wetter nicht sooo ganz gut meinte mit uns. Immerhin hatten wir nie Dauerregen! Wir unterwegs mit den drie grossen F: Das erste F steht für "Fluchtpunkt": Gegen Ende des 17. Jh. war Schaffhausen ein Durchgangspunkt der Hugenotten, die aus Frankreich flüchten mussten und sich in die Schweiz und weiter nach Deutschland und Holland aufgemacht haben. (vgl. Hugenotten- und Waldensweg ) Es gibt dazu auch einen eigenen Stadtrundgang.  Das zweite F steht für "Fluchtburg". Gemeint ist der Munot, das bauliche Wahrzeichen, das über der Stadt Schaffhausen thront. Und das dritte F steht für "Frieden". Ein Thema, das im Dezember 2024 bewegt (Ukraine, Israel, Gaza). Eindrücklich, dass es in Schaffhausen eine Gruppe gibt, die schon über 25 Jahre regelmässig für Frieden betet. Wie lange müssen sie das noch tun? Im Güterhof konnten wir uns für das Mittagessen aufwärmen. Der Nachmittag brachte uns zum Rheinfall. Das Lied "Dona nobis pacem" setzte den Schlusspunkt. Möge das für das jahr 2024 gelten: Dass Friede werde.

22.10.2023 Durch das Lavaux von Vevey nach Epesses und weiter nach Lausanne

Petrus ist gnädig mit uns: Nach einer regnerischen Woche pilgern wir an einem sonnigen Herbsttag von Vevey nach Epesses durch das grösse Weinbaugebiet der Schweiz, das Lavaux, und weiter nach Lausanne, wo die Via Francigena sich mit dem Jakobsweg kreuzt, der von Fribourg her kommend nach Genf und gen Santiago führt. Wir sind am verheissenen Ort der verschiedenen Pilgerwanderungen im Jahr 2023, die von einerseits von Martigny nach Lausanne geführt haben und andererseits von Martigny auf den grossen Sankt Bernhard. Und doch sind wir noch nicht am Ziel: Weder in Santiago, noch in Rom, wo die beiden Wege Via Jacobi und Via Francigena hinführen. Ein Bild für unser Leben? Manchmal etwas erreicht habend und doch noch nicht am Ende dessen, was das Leben ausmacht. Wir bleiben unterwegs, im Leben - und als Pilgerinnen und Pilger im Jahr 2024 auf dem Appenzeller Weg von Appenzell nach Rapperswil. Bis dann!

10.9.2023 Vom Col du Grand Saint Bernard nach Ferret

Bei Kaiserwetter geht es weiter: Zuerst auf die italienische Seite des Passes, wo die Römer ein kleines Heerlager und einen Jupitertempel errichtet haben. Der Pass hiess deshalb bis in Mittelalter hinein Mont Joux, von Mons Jovis (Jupiter), bevor der heilige Bernhard zum Patron wurde, dessen Statue heute den Pass ziert. Dann gehts hinauf zum Fenêtre de Ferret. Kurz danach öffnet sich der Blick zum Monarch: Zum Mont Blanc mit der Grandes Joresses als seinem Trabanten. Der einie vergletschert, der andere ein Felszahn mit einem Firngupf oben drauf. In einem der Lacs de Ferret spiegeln sie sich im Wasser, das sich vom Wind leicht kräuselt. Ein erfrischendes Bad gibt Energie für den Abstieg - und ein persönlicher Satz zum Tag: "Die Steckenpferde werden von den Rennpferden um ihre Energie benieden." (Manfred Hinrich). Nicht das Schlechteste: Im Alltag mit Steckenpferden zu tun haben und sie nicht aufs Wochenende oder die Ferien aufheben...

9.9.2023 Bourg-Saint-Pierre - Col du Grand Saint Bernard

Energiewende ist das Thema des Pilgerwochenendes, das uns von Bourg-Saint-Pierre auf den Grossen Sankt Bernhard führt und am Sonntag weiter über das Fenètre de Ferret via Lacs de Ferret nach Ferret. Und es ist das wunderbarste Spätsommer- oder Frühherbstwetter: Gehen im T-Shirt von früh morgens bis spät abends und dabei weder frösteln noch gross schwitzen. Die Photovoltaikmodule auf dem Lacs des Toules geben das Thema vor: Energiewende! Was gibt mir im Leben Energie, was raubt mir im Leben Energie. Stille ist ein Energietank. Aber immer wenn ich zur Ruhe kommen will, begionnt es in mir laut zu werden... Eine Übung hilft, zur Ruhe zu kommen, bei sich selber anzukommen und gerade dadurch offen werden für das Leben. Die 1'000 Höhenmeter aufwärts gehen recht ring von der Hand, bzw. von den Füssen, sogar die Combe des Morts, die Schlucht der Toten, die wohl eher wegen der winterlichen Lawinengefahr zu ihrem Namen gekommen ist. Auf dem Pass bleibt Zeit, das Museum und die Bernhardiner Hunde anzuschauen. Zum Glück haben letztere mehrmals am Tag Auslauf... Und der Morgen am Sonntag beschert uns einen Traumsonnenaufgang. So lässt sich's gut gehen, aufgetankt, mit Energie.

27.8.2023 Schaulaufen: Von Villeneuve - via Schloss Chillon - Montreux nach Vevey

I'm singing in the rain! - Es war eine Wohltat, nach einer 10 tätigen Hitzeperiode mit täglich 35 Grad bei Regenschauern (und langen trockenen Phasen) am Genfersee unterwegs sein zu können. Der Uferpromenade entlang gings von Villeneuve nach Vevey, alles der Uferpromenade entlang, die von unzähligen Kunstwerken gesäumt war. Erstaunlich auch, wie viel Volk sich auch bei so trübem Wetter in Montreux tummelt. Zwei Skulpturen stachen heraus: Freddie Mercury, Queen Lead Sänger, in Montreux und Charlie Chaplin in Vevey. Schaulaufen: Was stellen wir selber zur Schau? Was ist Sein und Schein? Wo schlüpfen wir gerne in Rollen? Und welche inneren Werte sind mir wichtig? Schaulaufen...

18.8.2023 Planplatten - Tannsee - Engstlenalp

Es ist eine tolle Hang- und Gratwanderung von Planplatten (oberhalb von Meiringen) via Balmeregghorn zum Tannensee / Tannalp und hinunter zur Engstlenalp. Die Höhenmeter (300 hoch und 680 runter) sind kaum spürbar, einfach ein ständiges Auf- und Ab. Und man weiss eigentlich nie, in welche Richtung man schauen soll: Zurück auf das vergletscherte Dreigestirn Rosenhorn - Mittelhorn - Wetterhorn (ja: Und auch Finsteraar- Lauteraar- und Schreckhorn tauchen auf, sowie Eiger (Mitteleggigrat) und die Blüemlisalpgruppe) oder vorwärts, dem Grat entlang und bald einmal hinunter zur Melchsee-Frutt oder weiter zum Ziel der Engstlenalp mit dem Titlis darüber. Und das Sustenhorn und der Blick ins Triftgebiet tut sich auch auf. Einfach schön. Dazu kommt an einem heissen Tag im Flachland das Bad im angenehm kühlen aber nicht kalten Tannensee, die Rast auf der Tannenalp (da hat ein Walter Wilhelm dem Kirchlein was gespendet. Ich wars' nicht. Aber finde ich gut.) mit der Käserei. Dann folgt der Abstieg zur Engstlenalp mit seinem schönen Berghotel. Man müsste bleiben können über Nacht. Aber die Arbeit ruft...

12.8.2023 Auf dem Walenpfad

Es ist eine wunderschöne Hangwanderung, der Walenpfad, den wir von der Brunnihütte oberhalb von Engelberg zur Bannalp oberhalb von Oberrickenbach gewandert sind. Der Zugang erfolgt mit zwei Seilbahnen, der Abstieg von der Bannalp nach Oberrickenbach ebenso mit einer Seilbahn. Dazwischen schlängelt sich der Weg den Walenstöcken entlang, mit zwei ruppigen Augstiegen, zwei Einkehrmöglichkeiten unterwegs auf Alpwirtschaften und dem Abstieg zum Bannalpsee, der zu einem erfrischenden Bad einlädt. Wiederholenswert!

26.6.2023 Kirchenrundtour am Lago di Lugano

Die Idee von Kirchen-Pilger-Wanderwochen nimmt immer konkretere Formen an. Heute war ich im Tessin unterwegs rund um Melide. Dabei habe ich das älteste erhaltene christliche Gebäude in der Schweiz aufgesucht: Das Baptisterium aus dem 5. Jh. in Riva San vitale. In Rovio musste ich jedoch mit einem Blick durchs Fenster ins Innere des Oratiorio di San Vigilio aus dem 12. Jh. Vorlieb nehmen: Das Kirchlein wird gerade renoviert und ist eine Baustelle. Der Spaziergang von Rovio nach Melano kommt am hübschen Wasserfall "Cascata del Botto" vorbei und führt durch einen lichten Kastanienwald an den See hinunter. Es folgten die Kirche Santa Croce aus dem 16. Jh in Riva San Vitale, die Kirche S. Carpoforo in Bissone (Übergang vom Barock in den Klassizismus), sowie die Chiesa degli Angioli in Lugano aus der Rennaissance mit ihrem grossen Passionsbild. Ich teste dabei, welche Kirchen eine tolle Akkustik haben. Es soll ja auch gesungen werden...

10.+11.6.2023 Auf der Via Francicena von Martigny / Sembrancher via Orsières nach Bourg St-Pierre

Wir beginnen unsere zwei Tage auf der Via Francigena in Martigny mit Spurensuche: 2'000 Jahre alte Spuren der Römer. Was wird wohl in 2'000 Jahren von meinem jetzigen Wohnort noch sichtbar sein? Grundmauern? Gebäude? Umrisse? Nach dem Bummel durch Martigny Bourg bringt uns der Zug nach Sembrancher. Von dort gehts in zwei Etappen via Orsières und Liddes hinauf nach Bourg Saint-Pierre. Das Val d'Entremont zieht sich lieblich und eigentlich meist sanft ansteigend in Richtung Col du Grand Saint Bernard. Im September wird dann die Königsetappe auf den Pass hinauf anstehen. Die Vorfreude wächst! Das Thema Spurensuche beschäftigt uns an den zwei Tagen im Hinblick auf die Spuren, die zum eigenen Lebensweg und Werdegang gehören und im Hinblick auf die Spurenelemente, die wir als Menschen mit Leib und Seele benötigen, um wohl zu sein. Es gibt sie!

26.-29.5.2023 Pilgerseminar "Den Übergang in de Ruhestand be-gehen, neu starten"

Zum dritten Mal findet das Pilgerseminar auf Jakobswegen rund um Interlaken statt. Wir begleiten von der Bethesda Weg-Gemeinschaft und Pilgern und Wandern her dieses Mal 13 Personen, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden. Die einzelnen Tage standen unter den folgenden Aspekten: Wie gewinne ich einen Überblick? Phasen der dritten Lebensphase abstecken. (Brienz - Oberried). Was ergibt für mich Sinn? Woraus ich mir Erfüllung und Bestätigung erhoffe. (Oberried - Interlaken) An meinem sozialen Netz knüpfen. Wie sieht mein Beziehungsnetz aus? (Interlaken - Merligen) Wie will ich leben? Der neuen Lebensphase Konturen geben. (Spiez - Faulensee). Wir kehren glücklich, erfüllt und mit einigen guten Aussichten nach Hause zurück. Es macht Freude, so mit Menschen unterwegs zu sein und zu sehen, wie sie ihre Lebensaussichten aktiv angehen. Gerne planen wir das Pilgerseminar über Pfingsten 2024 erneut in unserem Kalender ein. Wir werten wieder im Hotel Artos unsere Homebase haben.

18.5.23 - Immer den Fresken nach: Von Stammheim nach Stein am Rhein

So langsam nimmt die Idee in meinem Kopf und Herz Gestalt an: Pilgerwochen durch schöne Landschaften mit Zwischenhalt an Kirchen am Weg mit Fresken, schöner Architektur oder guter Akustik für das gemeinsame Singen von einfachen Chorusliedern. Heute gehts von Stammheim nach Stein am Rhein: Der Weg führt von der Galluskapelle mit ihren Fresken in Stammheim durch Wiesen und Wald nach Wagenhausen am Rhein mit seiner Propstei (samt Glocke aus dem Jahr 1291!) - und weiter via Burg zur Insel Werd bei Eschenz und nach Stein am Rhein mit der Stadtkirche und dem Museum St. Georg, das auf schlichte Weise durch das gut erhaltene Kloster mit seinem wunderbaren Kreuzgang führt. Und während uns von Stammheim bis Wagenhausen kaum ein Mensch begegnete, fühlten wir uns in der Altstadt von Stein am Rhein fast wie in der "Druggete" am Morgestraich. Kunstück: An Auffahrt sind wir nicht alleine. Schön war's trotzdem.

5.5.2023 Kirchenrundtour im Domleschg

Es ist eine Kirchenrundtour angesagt: Mit dem Zug am kleinen Kirchlein Sogn Mang (Heiliger Magnus) zwischen Reichenau und Bonaduz vorbei nach Rhäzüns zur Friedhofskirche Sogn Paul (Heiliger Paulus), in der Fresken aus verschiedenen Jahrhunderten zu sehen sind, u.a. auch vom Waltensburger Meister. Dann gehts mit dem Bus nachTumegl / Tomils zur Kirche St. Maria Krönung mit ihren Fresken von Hans Ardüser (1557-1617) und zu Fuss am Feld Sogn Murezi des archäologischen Dienstes des Kantons vorbei (Mauerreste einer klosterähnlichen Kirchenanlage aus dem 7. Jh) hinauf zur Kapelle oberhalb von Dusch / Paspels, die der  Hl. Maria Magdalena gewidmet ist und ebenfalls Fresken des Waltensburger Meisters enthält. Der Blick streift von hier über das ganze Domleschg, das in den schönsten Frühlingsfarben vor einem liegt. Hinten thront noch der winterlich Schnee bedeckte Piz Beverin. Nach Paspels hat das Freibad beim Leg da Canova auf 777m ü.M. schon geöffnet, vor allem der Glacéstand! Via Rodles gehts hinunter nach Cazis mit seiner eigentümlichen und eindrücklichen Steinkirche, dem Dominikanerinnen Kloster neben der Pfarrkirche St. Peter und Paul  und der Wendelinskapelle und zur Kirche St. Martin (erste Kirche vermutl. aus dem 7. Jh.). Die Löwenzahnwiesen sind gelb, der Kuckuck ruft, der Himmel ist blau und harmlose weisse Wolkenschiffe durchpflügen ihn, während das Wetter App in Basel vor Sturm, Gewitter und Hagel warnt. Ein lieblicher Tag im Domleschg, der auch ein Burgentag genannt werden könnte: Sichtbar sind unterwegs die Burgrunie Hochjuvalt, Schloss Ortenstein, die Burgruine Alt Süns, Schloss Sins, die Burgruine Canova, Schloss Rietberg, Die Schlösser und Burgen bei Thusis will ich noch gar nicht nennen... Eine eindrückliche Gegend. Fotos sind hier zu finden. Und ich wünsche viel Vergnügen beim Durchklicken der Infolinks bei den entsprechenden Gebäuden.

10.4.23 Frühjahrspilgerwanderung auf der Via Francigena von Bex via Ollon nach Aigle

Es ist so: Wir sind auf der Via Francigena in umgekehrter Richtung unterwegs: Von Martigny nach Lausanne. Es ist halt die Fortsetzung des Jakobswegs: Immer in Richtung Santiago! Das Salzbergwerk von Bex gibt auf der Etappe von Bex via Ollon nach Aigle das Thema vor: "Es muss etwas unglaublich Heiliges im Salz sein: Man findet es in unseren Tränen und im Meer". (Khalil Gibran) Aspekte, die uns leiten sind: Was gibt meinem Leben Würze? Was möchte ich gerne konservieren? - oder (da das nicht immer geht, das Leben ist ja lebendig) Was möchte ich immer wieder erneuern? Der Weg geht zweimal durch Reben steil hoch. und dann dem Hang entlang durch Wald. Schön ist es. Und in den Reben von Aigle thront die grosse Eidechse: Les Murailles halt! Und am Schloss von Aigle ist gross und klar das Wappen von Bern mit seinem Bären. Es soll niemand sagen, die Eidgenossen wären nicht selber auch fremde Vögte gewesen...

6.-9.3.2023 Unterwegs im Val Lumnezia, dem Tal des Lichts

Gleich im Anschluss an die Tage der Stille im Safiental wechsle ich ins nächste Tal und beheimate mich für vier Tage im kleinen Dorf Lumbrein im Val Lumnezia (Lugnez). Das Tal hat eine unglaubliche Weite! Und wie Perlenschnüre reihen sich die kleinen Dörfer von Hangterrasse an Hangterrasse: Cumbel, Morissen, Vella, Vignogn, Lumbrein und zuhinterst Vrin, um nur mal die linke Talseite zu nennen. Dass das Tal weit ist heisst auch, dass es sonnig ist. Dementsprechend ist die Schneelage: Nicht vorhanden. Nur die mit Kunstschnee beschneite Piste vom Hitzeggerkopf hinunter nach Vella zieht sich wie eine weisse Schlange den Hang hinab ins Dorf. An den Schattenpassagen im Wald und in Taleinschnitten ist der Weg dafür empfindlich eisig. Ich bin ohne Schneeschuhe dort vorsichtig unterwegs. An einem Tag lasse ich mich vom Sessellift auf den Hitzeggerkopf fahren. Eigentlich ist der Weg auf dem Grat nicht weit bis zur Scharte, an dem der "Wanderweg" auf den Sonnenhang abbiegt. Aber bis dorthin ist der Grat nur auf der Nordseite begehbar: Ich sinke ohne Schneeschuhe z.T. bis zur Hüfte ein und brauche für dieses Stücke eine ganze Stunde. Ansonsten aber Genuss pur: Sonne, Licht, Weite. Interessant ist, dass ein Prospekt die vielen Kirchen im Tal als Sehenswürdigkeiten vermarktet. Es ist wahr: Jeder kleine Weiler hat eine eigene (grosse!) Kirche. Wie viele wohl leer stehen? ich lese die Bemerkung, dass bis auf ein Dorf alle Dörfer katholisch sind. Ich muss googeln, um herauszufinden, dass es Pitasch ist. Zum Glück muss ich googeln, denn nur so lese ich, dass dort Fresken sind und an der Aussenwand ein Christophorus des Waltensburger Meisters. Komisch, dass diese Kirche im Prospekt nicht erwähnt wird. Es hat wohl weniger konfessionelle Gründe als verwaltungstechnische: Obwohl am Eingang des Val Lumnezia gelegen gehört Pitasch zum Verwaltungsbezirk Ilanz. Ich schaue mit die Kirche an, und Vrin mit seinem Beinhaus, und den Weg von Vrin nach Lumbrein, und den Weg von Lumbrein nach Vella und den Weg vom Hitzeggerkopf hinunter zur Bündner Rigi (was für ein Aussichtspunkt) mit der Kapelle Sogn Carli in erreichbarer Nähe. Einzig mit der Unterkunft ist es nicht ganz einfach: In Lumbrein ist unklar, ob ich im 2024 mit einer Gruppe dort sein kann. Dann gibt es noch ein Hundehotel (ok, ich sage dem jetzt mal so) und das Hotel neben der Beergbahn. Nicht gerade "still", aber es muss wohl sein...

Ach ja: Sowohl das Safiental wie das Val Lumnezia sind Wolfsgebiet. Während ich dort bin, werden Wölfe in Fotofallen gesichtet.  Im Safiental sehe ich nur einen Fuchs, Gämsen, einen Steinbock und einen Adler. Im Val Lumnezia läuft mir ein Reh über den Weg. Kein Wolf zu sehen...

2.-5.3.2023 Tage der Stille im Safiental zum zweiten

Im Januar war die Schneelage für das Unterwegssein auf Schneeschuhen genügend. Jetzt im März liess sie zu Wünschen übrig: Es gab keinen Tag, an dem wir die Schneeschuhe für ein kürzeres oder längeres Stück nicht abmontiert haben. An einem Tag haben wir sie sogar ganz zu Hause gelassen. Die Sonnenhänge des Safientals waren aper. Das hat der Freude keinen Abbruch getan. Wir genossen die längeren Tage, die warmen Sonnenstrahlen und die tolle Gruppenantmosphäre. Unterwegs waren wir auF dem Tscheurig Trail, dem Camana Trail, hinauf aufs Tenner Chrüz und vom Turrahus zu den Falätscher Hütten. Gut war's!

24.2.2023 Hockengrat - Lötschenpasshütte - Lauchernalp

Wo ist der Schnee? Hoch oben im Lötschental. Mit der Bahn kommen wir bis auf knapp 3'000m hinauf. Der Weg vom Hockengrat zur Lötschenpasshütte ist von Pulverschnee begleitet. Danach wird der Schnee pampig, am Schluss zur Lauchernalp hin schwer und pflotschig. Wir kämpfen uns dort mit den Schneeschuhen nur noch durch - lächelnd, weil wir die schönen Abschnitte erlebt haben und die Sicht hinüber zum Bietschhorn und hinüber zu den "grossen Walliser Bergen" in immer wieder neuen Blickwinkeln genossen haben.

11.2.2023 Winterpilgerwanderung von Vernayaz nach St-Maurice

Die letzten drei Jahre sind wir als Pilgergruppe von Disentis aus auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg unterwegs gewesen: Im 2021 von Disentis nach Brig. Im 2022 von Brig nach Martigny. In diesem Jahr geht es nun von Martigny aus weiter, einerseits an den Jahreszeitenpilgerwanderungen auf der Via Fracigena in Richtung Lausanne und andererseits an zwei Wochenende im Sommer ebenfalls auf der Via Francigena von Martigny auf den Grossen Sankt Bernhard. Die Winterpilgerwanderung führt uns zur Abtei in St-Maurice. Unterwegs leitet uns das Thema "Glück im Unglück". Die Legende der thebäischen Legion weiss nichts von Glück im Unglück, auch nicht von Bewahrung. Sie berichtet von der Tötung einer ganzen Legion, weil diese nicht gegen Christen kämpfen wollten (oder - so eine andere Quelle - weil die Legionäre, alles Christen aus dem ägyptischen Theben, keine römischen Götter Opfer bringen wollten). Aus dem Grab von Mauritius, dem Anführer der Legion, ist ein Wallfahrtsort geworden. Die Abtei ist 515 n.Chr. vom designierten Burgunderkönig Sigismund gegründet worden. Sie ist das älteste Kloster der Schweiz, das seit seiner Gründung bis heute immer als Kloster in Betrieb war. Der Kirchenschatz birgt Schätze aus dem Mittelalter. Toll!

9.2.2023 Winterwanderung von Rigi Kaltbad zur Rigi Scheidegg

Noch einmal Luft und Sonne tanken und Weitblick erleben. Das alles ist problemlos möglich auf dem Winterwanderweg, der auf dem alten Bahntrasse von Rigi Kaltbad zur Rigi Scheidegg führt. Etwas, um die Seele und den Körper baumlen zu lassen, da die Steigung gering ist. Der Aussichtsfaktor ist dafür bei 100: Von den Berne Alpen über die Innerschweizer Berge, Urner und Glarner Alpen bis hin zum Säntis ist alles sichtbar. Lohnend.

5.2.2023 Die Sonne suchen gehen...

Eine klassische Wetterlage: Alpennordseite bewölkt und Niederschlag. Alpensüdseite sonnig. Also auf ins Tessin via Lugano - Paradiso auf den Mte San Salvatore. Die Aussicht über den Lago di Lugano ist brilliant, und die Sicht zu den Walliser Grossen klar. Dominierend sind Mte Rosa und ddie Mischabelgruppe. Der Weg nach Morcote führt abwärts durch den Wald - und via Carona (richtig "Carona", nicht "Corona" in stetem auf und ab und schliesslich über viele Treppenstufen hinab nach Morcote, wo die Kirche mit der klassischen Sicht über dem See schon wartet - und das Dessert samt Cappuciono am Seeufer desgleichen. Fazit: Absolut lohnenswert und wiederholenswert.

27.1.2023 Von der Riederalp via Bettmeralp auf die Fiescheralp

Es ging darum, dem Hochnebel zu entkommen. Und der lag heute wirklich hoch: Auf der Alpennordseite bis gegen 2'000m. Das Rhonetal lag auch unter einer Nebeldecke, aber dort war sie tiefer. Als bin ich auf die Riederalp, um von dort via Bettmeralp auf die Fiescheralp zu laufen. Gut: Das GA (und die SBB Tageskarten) sind auf den Erschliessungsbahnen auf die drei Alpen gültig. Sie sind quasi "Postauto" Erschliessungsbahnen. Im Nachhinein denke ich: Ich hätte lieber auf der Fiescheralp begonnen und wäre von dort via Bettmeralp auf die Riederalp gewandert. Ich hätte dann dieses unglaubliche Panorama ständig vor mir gehabt: Die grossen Walliser Berge mit Weisshorn, Matterhorn, Mischabelgruppe und Lagginhorn. Unglaublich! Unglaublich auch die touristische Infrastruktur auf den drei Alpen: Die Sessellifte beginnen direkt neben der Hauptstrasse. Ja, Hauptstrasse muss man das schon nennen. Aber ok, so ist es: Skigebiet und Winterwanderweggebiet. Mir ist zu viel los. Aber das Panorama und die Sonne über dem Nebel entschädigt für alles. Ich werde das mal wieder machen, in umgekehrter Richtung.

19.-22.1.2023 Tage der Stille im Safiental

Kalt war's, nicht nur blauer Himmel war da. Aber das war viel schöner: Nebelschwaden - Sonnenstrahlen - Wolkenspiel. Und wir waren jeweils am richtigen Ort im Tal unterwegs: Wenn es hinten zu war, waren wir vorne bei Tenna mit Sonnenstrahlen unterwegs und umgekehrt. Homebase unserer Tage der Stille auf Schneeschuhen war der Gasslihof. Die Morgen- und Abendgebete waren im Kirchlein von Thalkirch beheimatet. Und mit Schneeschuhen waren wir unterwegs auf dem Tscheurig Trail, dem Camana Trail, aufs Tenner Chrüz und vom Turrahus zur Falätscher Hütta. Traumhaft war's. Gerne im März eine zweite Durchführung (bei der noch 2 Plätze frei sind).

28.12.2022 von Chamues-ch auf die Alp Müsella

Die Sonnenhänge des Engadins sind bis weit hinauf schneefrei. Auf der Schattenseite ist Schnee vorhanden. Ich wähle deshalb den Weg von Chamues-ch auf die Alp Müsella. Der Weg zieht sich zuerst der Wildruhezone entlang angenehm steigen zwischen dem God Chasalitsch und dem God Chamaduoir entlang aufwärts, bevor er fast am Ende der Wildruhezone ruppig zu steigen beginnt. Dafür gewinnt man rasch an Höhe. Auf der Ebene der Alp Müsella angekommen schweift der Blick über die Plaiv mit den Dörfern Zuoz und S-chanf. Gegenüber thront der Piz Kesch und westlich lugt der Piz Julier hervor. Die Alp Müsella selber ruht im Schatten. Kein Sonnenstrahl erreicht sie in dieser Jahreszeit. der vorgelagerte Hügel hat da mehr Glück. Die Sonne streift ihn gerade noch. Es reicht für eine Pause in der Sonne - mit leichter Bise. Durch den God Chamaduoir wähle ich den direkten Abstieg dem Bach entlang, bis sich die Wege unten wieder treffen. Auf der Karte ist das als Abfahrtsroute für Skitourengänger angegeben. Ich stelle mir vor, dass es mühsam ist, sich durch dieses Gelände zu quälen...

26.12.2022 Zur Alp Pignaint im Val Susauna

Der Winter will nicht so recht im Engadin, zurzeit. Es hat bis auf über 2'000m hinauf geregnet. Die sonnenhänge sind aper. Im Val Susauna liegt noch Schnee. Wir machen uns von Chapella via Susauna mit seinem kleinen Kirchlein mit toller Akustik auf den Weg zur Alp Pignaint. Rechts am Hang: Wenig Schnee. Links am Schattenhang: Da liegt Schnee. Und wir in der Mitte unten im Tal haben Schnee unter den Füssen. Der Weg ist leicht. Erst beim Rückweg stelle ich fest, dass wir die ganze Zeit mit Steigungen unterwegs sind, aber sie sind angnehm. Fazit: Eine schöne Tour, auch wenn sie von der Aussicht her so in einem Seitental des Oberengadins wenig Aussicht bietet.

2. und 3. und 10. Dez.2023: Stadtpilgern im Advent in der 11i Stadt Solothurn

3x sind wir im Advent 2022 in der 11i Stadt Solothurn unterwegs. (Nicht zu verwechseln mit der Elphi Stadt Hamburg mit der Elbphilharmonie !) Solothurn hat sich einen Spass gemacht, die Zahl 11 zur Stadtzahl zu erheben: 11 Zünfte, 11 Kirchen, 11 Kapellen, 11 historische Brunnen usw. Nicht alles wird immer ganz so schön mit der Zahl 11 aufgehen. Aber ich mache mir einen Spass daraus und folge den historischen Brunnen durch die Altstadt und entwickle je Gedanken zu den einzelnen Ziffern. Am Nachmittag wind wir in der Verenaschlucht bei der Zahl 11 angekommen. Und in der Niklauskapelle wird das Dutzend voll. Die ersten beiden Stadtpigertage liegen hinter uns. Wir kamen gut durch: Trocken. Kalt wars. Am Freitag hatten wir die Stadt für uns. Am Samstag waren wir im Trubel des marktes. Schön war's! Am 10.12. findet die dritte Durchführung statt, denn: Aller guten Dinge sind drei.

27.11.2022 Simplonpass - Gälmji - Staldhorn

Es ist eine eigentümliche Situation: In Basel bin ich Ende November noch am Laubrechen. Am 1. Advent gibt es noch einige Blätter an den Bäumen. Es ist schönster Herbst. Und auf dem Simplonpass tauche ich ein in erste Spuren des Winters: Die Webcam des Hospiz zeigte mir einen weitgehend aperen Hang hinauf auf das Staldhorn. Der Weg ist jedoch nicht geneigt, sondern waagrecht. Die Sonneneinstrahlung ist dort schwächer. Es liegt oft Schnee und manchmal Schnee. Weil schon jemand vor uns unterwegs war, können wir in unserer Wanderausrüstung einfach den Fussstapfen folgen. Schneeschuhe wären aber auch nicht blöd gewesen... Wir geniessen das Eintauchen in den Winter unter schönstem Sonnenschein. Oben auf dem Staldhorn bietet sich uns die Aussicht vom Bietschhorn über die grossen Berner über dem Aletschgletscher und via à vis der Monte Leone, unter uns die weite Ebene des Simplonpasses. So lässt sich's leben. Die Wintersaison ist eröffnet, auch wenn wir noch mit Wanderschuhen unterwegs waren.

13.11.2022 Auf der Via Gottardo - via Wisenberg nach Olten

Gut: Von Läufelfingen wäre es direkt über den unteren Hauenstein via Trimbach nach Olten gegangen. Aber da es ein nebliger Novembertag ist, gehe ich via Bad Ramsach auf den Wisenberg und hoffe, dort über dem Nebelmeer zu sein. Fazit: Der Wisenberg ist 100m zu niedrig - oder ich einige Stunden zu früh dran. Ich habe die Sonne zwar gesehen, aber eben doch nur durch die letzten oberen Nebeldecken hindurch. Jänu. Dafür gabs unterwegs via Tüfelschuchi schne Nebelszenen im Wald. Und auf der Hupp Lodge einen Zwischenstopp. Nach dem Felsnadelöhr kurz nach dem unteren Hauenstein geht's zügig bergab und durch die Häuser von Trimbach nach Olten. Ich bin im Kanton Solothurn angekommen.

31.10.2022 Dem Schatten des Niesen auf der Spur

Es gibt Tage, da ist man nur wegen einem einzigen Moment unterwegs. So ist es heute: Ich gehe auf den Niesen, um den Moment zu erwischen, an dem er im Herbst seinen Schatten auf den thunersee legt. Da dies erst während der zweiten Hälfte des Nachmittags der Fall ist, verbringe ich die Zeit davor auf dem Weg von Aeschieried vis Suld zum Pochtenfall und durch den Suldgraben nach Mülenen. Der Talkessel bei Suld trumpft nicht nur durch den schönen Wasserfall auf, sondern auch durch Bäume, die dick mit Moos bewachsen sind. Dann geht's dem Bachlauf entlang durch den Suldgraben nach Mülenen. Ich erwische auch jetzt im Spätherbst in diesem Graben noch da und dort Sonnenstrahlen, da das Tal gut auf diesen Sonnenstand ausgerichtet ist. Und dann stimmt um 15.00Uhr alles: Die Sonne scheint, das Niesen Bähnli fährt und ich knipse oben auf dem Berg das Foto mit dem Schatten. Eine perfekte Pyramide. Eine tolle Aussicht. (Der linke der beiden Gräben auf dem Foto ist das Suldtal.) Und im Gegenlicht der tief stehenden Sonne reihen sich Bergketten hintereinander, die verschiedenste pastell farbene Lichttöne in die Landschaft zeichnen. Schön.

22.10.2022 Durchs herbstliche Gasteretal pilgern

Die Regenfront ist viel rascher abgezogen als erwartet. Es trocknet rasch ab und klart schnell auf. Nach der Begrüssungsrunde in Selden erreicht uns die Sonne. Blauer Himmel strahlt über frisch verzuckerten Berggipfeln. An den Hängen stehen einzelne Lärchen wie Flammen vor den Felsen. Es geht sich gut, wenn es so geht - von Selden nach Kandersteg! Als Gruppe mit 22 Personen bringen wir die Hängebrücke über die Kander mächtig ins Schwanken. Im Angesicht des Gasteregesichts entfalten wir das Thema von heute: "Von Angesicht zu Angesicht". Gesichter sind Identifikationsmerkmale einer Person. Man kann einer Person im Gesicht ablesen, wie es ihr geht. Macht sie ein langes Gesicht? Hellt sich ihr Gesicht auf? Man schlägt vor Schreck die Hände vors Gesicht. Man kann sein Gesicht verlieren und sogar einen Schlag ins Gesicht erhalten. Oder man setzt ein Pokerface auf, weil man nicht zeigen will, wie es einem geht. Und plötzlich schaut man der Wahrheit ins Gesicht. Was man alles lesen kann, wenn man einander von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Und Gottes Angesicht? Zeigt er es oder wendet er es ab? Wenn es von Mose heisst, "dass Gott mit ihm während dem Auszug aus Ägypten im "Zelt" von Angesicht zu Angesicht gesprochen hat, wie mit einem Freund" dann macht das deutlich: Wenn von Gottes Angesicht die Rede ist, geht es um ein Beziehungsgeschehen und nicht darum, wie Gott aussieht. Aber wenn Gott an etwas erkennbar ist, dass daran, dass "sein Angesicht freundlich über den Menschen leuchtet".
Das Gasteretal ist reich an Geschichte: Da sind die Funde aus der Bronzezeit oben vor dem Lötschenpass, die Gasterebibel aus dem Jahr 1696, die Tatsache, dass der Untergrund des Tals nicht ganz dicht ist, was einerseitzs dazu beigetragen hat, dass beim Bau des ersten Lötschbergeisenbahntunnels die Kander in den Tunnel durchgebrochen ist. Man hat die Tunnelstrecke unter dem Gastereholz neu legen müssen. (Ob manchmal eigene Gottesbilder auch geflutet werden und neu gelegt werden müssen?) Und andererseits hat es das Tal vor dem Bau eines Stausees bewahrt. Es wäre zu viel Wasser versickert. Der Geltanbachfall ist dafür heute ausgetrocknet. Nur seine Tränen, die kleinen Wasserfälle daneben, führen Wasser. Kein Wunder, nach diesem trockenen Sommer! Den Eingang zum Bundesratsbunker bei Eggenschwand betrachten wir von oben. Das dahinter liegende Nationalbankgold stelle ich mir wie einen Zwergenschatz der Filmreihe "Hobbits" vor...

7.10.2022 Im Tal des Lichts: Val Lumnezia

Wir wollten noch sehen, wo wir im Val Lumnezia Tage der Stille auf Schneeschuhen durchführen können und sind früh los an diesem prächtigen Herbsttag. Zugegeben: Wir waren faul: Ein Bus der Tourismusorganisation im Val Lumnezia hat uns auf die Alp Sezner hochgebracht. Der Aufstieg zum Um Su (der Aussichtspunkt heisst wirklich so) war so nur noch wenig herausfordernd. Dafür ist wir immer mehr vom sagenhaften Panorama aufgetaucht und oben angekommen haben sich die Berge nur so vor uns aufgereiht: Piz Kesch - Piz Beverin - Rheinwaldhorn - Piz Terri (DER Hausberg des Val Lumnezia) - Tödi - die Sardona Tekttonik Arena - Schesaplana - Calanda - Drusenfuh und Sulzfluh, um nur die gängigsten zu erwähnen. Der Abbstieg nach Lumbrein ging dann etwas in die Beine ist aber gut zu bewältigen. Schade, dass das Hotel Pez Regina geschlossen hat. Ob sie wohl einen neuen Pächter finden? Das Alpina hat jedoch offen. Die Tage der Stille werden kommen. Das Tal hat seinen Namen "Tal des Lichts" absolut verdient: Dieses Licht in dieser Weite - unglaublich! Wir kommen wieder.

2./3. 10. 2022 Toggenburger Höhenweg - Klangweg - Chäserrugg

Es dauert, bis die Schlechtwetterfront im Toggenburg abgezogen ist, aber immerhin ist es trocken, als wir mit dem "Chischtebähnli" von Starkenbach hinauf auf die Seluner Alp (Hungbüchel) gefahren sind. In der Ochsenhütte haben wir den ärgsten Nebel bei einem Kaffee vorbeiziehen lassen und sind dann via Wildmannliloch - Breitenalp - Thurtalerstofel zur Selamatt gewandert. Die Berggipfel blieben in den Wolken, aber wir kamen trocken durch - wobei der nasse Kalkstein schlüpfrig war und Aufmerksamkeit benötigte. Am zweiten Tag gings auf dem Klangweg nach Iltios und mit der Gondelbahn an Gämsen vorbei auf den Chäserrugg. Das Panorama auf diesem Churfirstengipfel ist toll - und der Abstieg zur Gamsalp auch. Kurzweilig! - vor allem, wenn das Wetter so herbstlich klar ist wie heute. Der Säntis und der Altmann sind ständig vor einem. Eine schöne Wandergegend!

23.9.22 Auf der Via Gottardo von Sissach nach Läufelfingen

Es geht auf der Via Gottardo, die von Basel nach Lugano führt, eine Etappe weiter: Von Sissach nach Läufelfingen. In Sissach komme ich am Friedenszug vorbei. Er steht schon lange da, zu lange. Würde er doch nur einmal nach Osten fahren in die Ukraine, Russland, und wenn ich die Länder aufzuzählen beginne, dann weiss ich gar nicht wo aufhören...  In Thürnen führt mich der Weg an schönen klassischen Baselbieter Bauernhäusern vorbei mit ihrer Dreiteilung Wohnen - Stall - Heustock. Dann gehts bald der alten Hauensteinbahnlinie entlang via Diepflingen - Sommerau nach Rümlingen. Das Viadukt spannt sich in einem weiten Bogen über das Tal, an dessen linken Rand ich auf den Baselbieter Tafeljura hochgehe. Dort weitet sich der Blick über die Höhen nach Rünenberg (im Osten) und nach Wittinsburg und Känerkinden (im Westen). Nach Häfelfingen gehts zur Burgruine Homburg mit ihrem mächtigen Turm, bevor sich der Weg nach Läufelingen neigt, dem Ort, wo der Hauensteintunnel beginnt. 1858 wurde die Strecke von Sissach nach Olten eröffnet. Der 2'495m lange Tunnel war damals der längeste Tunnel Europas. 1916 wurde der Hauensteinbasistunnel von Tecknau nach Olten eröffnet. Seither rattert das Läufelfingerli über die alte Strecke und wehrt sich tapfer gegen alle Schliessungsvorhaben. Die neu erbauten Wohnungen beim Bahnhof Läufelfingen mögen der Bahnlinie Auftrieb geben!

10. und 11.9.2022 Von Sion über Saillon nach Martigny

Es ist so: Ein Rebenweg führt von Sion via Saillon - Fully nach Branson vor Martigny. Wir haben uns als Pilgernde mehrheitlich an dieser Wegführung orientiert und landeten im Rebendschungel des Wallis: Unglaublich, wie viele Rebberge es hier gibt. 33% der Schweizer Weine kommen aus dem Wallis (nur 26% aus dem Waadtland). Es gab kaum einen Pilgermeter, in dem wir nicht durch Rebberge gewandert sind. Was lag näher, als das Thema "Terroir" zu wählen? Terroir ist ein Begriff, der beinhaltet, was das Wachstum der Reben (und anderer Pflanzen) beeinflusst: Boden(beschaffenheit, inkl. Gesteinsarten und Mineralien), Gelände (-ausrichtung, Hangneigung) und Klima (Sonnenscheindauer, Niederschlag, Temperatur) Die drei Begriffe sind Bilder für das Leben als Mensch: Der Boden ist vorgegeben (Gene). Die engere Umgebung der Topografie lässt sich als Bild für die eigene Sozialisation gebrauchen. Und das Klima kann die weitere Umgebung abbilden, in dem ich lebe: Gemeinde, Region, Land, Kontinent, Zeit, Gesellschaft. Was hat mich geprägt? Was lässt mich wachsen? Wovon habe ich mich verabschiedet? Welche Werte sind mir heute wichtig? Als Pilgergruppe waren wir froh für jeden Schatten. Die Sonne prallt an die Rebenhänge. Unvorstellbar, wie heiss es hier im Juli gewesen sein muss... Was ich immer noch nicht verstehe: Weshalb sind anfangs September Steinböcke unten im Rhonetal? In der Felswand, die auf dem Foto rechts zu sehen ist, waren 3 Steingeissen mit einem Jungen unmittelbar über den Rebben. Ob sie die reifen Trauben lieben?

Ach ja: Mit diesen beiden Pilgertagen schliessen wir die Pilgerwanderung ab, die uns auf dem Bündner Weg und auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg von Chur via Surselva (Disentis) - Oberalppass - Andermatt - Furkapass - Goms - Brig bis nach Martigny gebracht hat. Ein unglaublich schönes Erlebnis, die Schweiz von Ost nach West zu Fuss zu durchqueren! Im 2023 geht es mit den vier Jahreszeitenpilgerwanderungen von Martigny weiter nach Lausanne (Via Francigena) und an zwei Wochenenden von Martigy hoch auf den Grossen Sankt Bernhard. (ebenfalls Via Francigena)

21.8.2022 Durch die Ruinaulta / Rheinschlucht von Valendas nach Versam

Eine eindrückliche Situation: Vor ca 10'000 Jahren ereignet sich ein riiiiiesiger Bergsturz. Material mit der Masse von 1 Mio Einfamilienhäusern oder der Füllung des Vierwandlstättersees donnern den Berg hinunter und stauen den Rhein zu einem See, der bis über Ilanz hinaus reicht. Der Wasserdruck lässt den Damm brechen. Eine Sturzflut fliesst bis zum Bodensee. Dann frisst sich der Rhein nach und nach durch das Bergsturzmaterial und bildet die heutige Ruinaulta / Rheinschlucht. Die Flimser Seen Caumasee und Crestasee sind ebenfalls schöne Überbleibsel dieses Geschehens. Es tolles Naturschutzgebiet, das mit seinen Kiesbänken Vögeln wie Flussuferläufern und Flussregenpfeifern Brutplatz und Lebensraum ist. Wir erkunden auf unserer Sommerpilgerwanderung von Valendas nach Versam die Rheinschlucht zu Fuss. Andere nehmen den Weg in ihren Booten auf dem Wasser. "Verschüttet - versunken - freigelegt - geschützt" ist unser Tagesthema. Die Ruinaulta stzeht dafür Pate. Das Märchen vom Froschkönig entfaltet es auf eine andere Art und Weise. Ein toller Tag mit einer tollen Gruppe!

06.08.2022 Vom Sanetsch Stausee auf die Sex Rouge

Die Werksseilbahn des Sanetsch Stausees macht es einem einfach, von Gsteig rasch hoch zum Sanetsch Pass zu kommen. Bei der Bergstation wird man von einer kleinen kapelle und einem währschaften Restaurantdörfli empfangen. Der Aufstieg dem Stauseee entlang auf den Sanetsch Pass ist kurz, ebenso der Weg einige Höhenmeter hinunter zum Hotel du Sanetsch. Der Blick schweift über das Rhonetal hinüber den grossen Wallissern: Zinalrothorn, Wellenkuppe, Dent Blanche, Matterhorn, Dent d'Hérens, Pigne d'Arolla, Grand Combin. Schön! Schön ist auch die Übernachtung im komfortablen Dortoir des Hotels: Man verfügt über ein einzelnes Bett und es ist ausreichend Platz da. Der nächste Tag führt über Karstgeländer zur Cabane de Prarochet und weiter an den oberen Rand des Zanfleuron Gletschers zum Refuge de l'Espace mit seinem tollen Tiefblick auf den Felskessel Derborence. Vor der Cabane de Prarochet sehen wir eine Schneeehuhnfamilie. Nach der Cabane gehen wir an Senklöchern vorbei. Ich möchte hier nicht mit Schneeschuhen und einer dünnen neuen Schneedecke unterwegs sein: Schwupp und weg ist man! Die letzten 45 Minuten Gehzeit gehörten der Querung über den Zanfleuron Gletscher zur Sex Rouge. Ein unschön touristisch verbauter Berg mit Bergstation, Sessellift, der die Touris runter zum Gletscher bringt, Sommerrodelbahn, Hängebrücke. Überall wird Snowfarming betrieben: Schnee wird mit Flies abgedeckt, damit man im nächsten Winter etwas mehr davon hat. Die Glacier 3000 Trucks stehen gelangweilt rum. Auch von Huskys ist weit und breit nichts zu sehen: Der Gletscher ist in diesem Sommer schon längst schneefrei und schmilzt vor sich hin. Kaum vorstellbar, dass bis vor 20 Jahren hier noch ein Sommerskigebiet war, wo internationale Skimannschaften trainiert haben. Kaum sind wir zuhause geht die Meldung durch die Presse, dass der Col de Zanfleuron in wenigen Tagen Eisfrei sein wird. Der Glacier de Zanfleuron und der Glacier du Sex Rouge werden dann nicht mehr miteinander verbunden sein. Der Pass wird das erste Mal seit ca. 2000 Jahren Eis frei sein. Schöne neue Welt.

3.8.2022 Senter Potpourri

Das Senter Potpurri beginnt beim Foto oben links (und dann im Uhrzeigersinn) mit der Zwischenstopp im Hof Zuort. Eine schöne Lokalität im Val Sinestra, die von Sent oder von Vna aus gut erreichbar ist. Eine ehemalige Zollstation, mit einer kleinen Kapelle (leider immer zu) und einer Villa, die ein Herr Mengelberg (holländischer Musiker und Dirigent) nach dem ersten Weltkrieg erstellt hat. Seit ein paar Jahren gehört der ganze Betrieb einem St.Moritzer Arzt. Er will die Musiktradition dieses Ortes wiederbeleben.
Am 1. August sind wir Edelweiss suchen gegangen, bzw. eher finden gegangen, denn wir wussten, wo es hat: Beim Munt La Schera zwischen Buffalora und Il Fuorn. Eine schöne Wanderung mit Aussichtspotential im Kleinen (Edelweiss) und im Grossen (Aussicht).
Wie ein Gletscher wuchert der Schuttstrom von der Fuorcla Salet hinab ins Val Sampuoir. Unmittelbar nach der Fuorcla ist der Hand während ca 200 Höhenemtern in Bewegung: Feuchtigkeit bewirkt, dass alles rutscht. Es bilden sich Spalten und Seracs. Die Wegsucher ist etwas abenteuerlich. Zum Glück hat es nur leicht genieselt und es war kein Nebel da. Ohne Sicht möchte ich in diesem Gewirr aus Schutt nicht unterwegs sein.
Der Piz Palü von der Diavolezza aus gesehen. Immer wieder eine Reise wert.
Und ein Lob auf den Zivilschutz, der im Lai Nair oberhalb von Tarasp einen hözernen Einstieg in den See erstellt hat. So kommt man gut rein und raus, ohne das Ufer zu beschädigen. Und es animiert in diesem heissen Sommer dazu, sich in das kühlere Nass zu stürzen.
Und dann Scuol am Abend. Die Sonne senkt sich hinter uns und zieht vor uns die Gegenhänge hinauf. Klein-Kanada, sage ich dem. Wundervoll.
Ach ja: Die ganze Zeit über war ein Bär im Unterengadin. Wir haben ihn leider nicht gesehen.

16.-23.7.2022 Als Einsiedler auf der Alp Flix

 Als ich im Herbst 2021 gelesen habe, dass man die kleine und einfache Wohnung im Kirchlein Son Roc auf der Alp Flix mieten kann, wenn man sich in die Stille zurückziehen will, war mir sofort klar, dass ich da eine Woche hin will. Und nun war sie da, diese Woche, im Juli 2022. Auf 2'000m Höhe konnte ich der 38 Grad Hitze in Basel entfliehen und ich konnte einfach Sein. " Willst du eine Frage klären?" haben mich Freunde gefragt, als ich von meiner Absicht erzählt habe. Nein, wollte ich nicht. Ich wollte mich einfach einmal eine Woche lang zurückziehen. "Kann ich dich besuchen?" fragten einige. Nein, könnt ihr nicht. Diese Woche bin ich Einsiedler und einfach mit mir unterwegs. Natürlich rede ich mit den Leuten, denen ich tagsüber unteerwegs und beim Nachtessen im Berhaus Alp Flix begegne, aber ich suche keine weiteren Kontakte. Das Natel war ausser zwischen 18:00-19:00 Uhr auf Flugmodus, und siehe da: Es geht, das Telefonieren, WhatsApp, Mails und Internet auf eine Stunde zu konzentrieren.
Wie sah meine Woche aus? Ein Tag wandern (Faloppa), ein Tag lesen ("Als mir das Licht unerträglich wurde - auf dem Weg zu einem anderen Gott" vovn Marion Muller-Colard), ein Tag wandern (Hinauf zum Giond Alva), ein Tag lesen ("Mit Charme gewinnen-kämpfend vorangehen - Teresa von Avila und Ignatius von Loyola im Gespräch über Geschlecht und Spiritualität" von Karl Graf und Theres Spirig - Huber), ein Tag wandern (Rund um die Flixer Seen), ein Tag lesen ("Der Nachmittag des Christentums - eine Zeitansage" von Tomas Halik), ein Tag wandern (via Marmorera - Alp Natons - Kanonensattelt zurück zur Alp Flix). Am Morgen und Abend habe ich jeweils die Morgengebete gebetet, welche wir als Bethesda-Weg-Gemeinschaft ab Mitte August in der Ccasa Bethesda beginnen werden. Und das jeweils tolle Viergängermenu im Berghaus Alp Flix habe ich jeden Tag genossen. Alp Flix: Ich werde wieder kommen! Und Tage der Stille auf Schneeschuhen wird es da auch einmal geben...

8. und 9.7.2022 Bourg St.Pierre - Col du Gd-St-Bernard - Col du Fenètre - Lacs de Fenètre - Ferret

Zwei Tage schönes Wetter ist angesagt. Also nichts wie los nach Bourg St.Pierre, von wo wir am ersten Tag auf der Via Francigena zum Col du Gd-St.Bernard pilgern und am zweiten Tag über das Fenètre de Ferret und die Lacs de Fenètre hinunter nach Ferret wandern.  Der Aufstieg zum Pass des Grossen Sankt Benrhards ist angenehm: Es steigt kontinuierlich, aber eigentlich nie steilt an. Am Stausee Lac des Toules vorbei (mit seinen Sonnenkollektoren auf dem Wasser) geht es weiter immer in Sicht- und teilweise Hörweite der Passstrasse an der Combe des Morts vorbei (Lawinengefahr im Winter, daher der Name...) hoch zum Hospiz. Wir geniessen den aufziehenden Abend und die kühle Nacht, nehmen am nächsten Morgen an der gesungenen Laudes (Morgengebet) der Mönche teil (wobei eine Frau Vorsängerin ist!) und machen uns dann auf den Weg hinauf zum Fenètre de Ferret. Oben angekommen tut sich nach kurzem Abstieg über den drei unter uns liegenden Seen ein tolles Panorama auf, das im Süden beim Monarch beginnt (Mont Blanc) und via Grands Jorasses weiterzieht zum Mont Dolent. Der Abstieg ist immer wieder ruppig steilt und führt 1'100 Höhenmeter an zwei Alpen vorbei nach Ferret. Glaceé oder Postauto? Da das Postauto keinen Stundenrhythmus hat, entscheiden wir uns gegen das Glacé. In Orsières reicht es immerhin, eine Stängelglacé zu kaufen und das Fazit zu ziehen: Diese zwei Tage nehmen wir definitiv ins Pilgerprogramm 2023 auf.

17.6.2022 Lauter Brunnen

Es wird eine zweigeteilte Sommerwanderung geben im Jahr 2024: Von Lauterbrunnen gehts mit der Seilbahn hoch auf die Grütschalp. Während die meisten Touristen das "Zügli" nach Mürren nehmen, um von dort auf das Schilthorn weiterzufahren, nehme ich den Weg nach Mürren unter die Füsse. Es geht eigentlich immer über dem Bahntrasse dem Hang entlang, mit schöner Aussicht zum Dreigestirn der Berner Alpen, dem Männlichen und zur Strecke der Lauberhornabfahrt. Blumen säumen den Weg - un ein Schild, das darauf hinweist, zu welchen Zeiten Kühen auf der Schotterstrasse sind. Ich bin definitiv auf dem Land angekommen bei diesen Verkehrsschildern. In Mütten gehts mit zwei Seilbahnen via Gimmelwald hinunter nach Stechelberg. Nun folgt der zweite Teil der Wanderung, der von den vielen Wasserfällen geprägt ist: Zuerst der Mirrenbachfall bei Stechelberg, der mit 417m höhcste Wasserfall der Schweiz (der mir aber eher wie eine grosse fast senkrechte Wasserrutschbahn vorkommt.) Dann folgen der Aegertenbachfall, der Buchenbachfall, der Spissbachfall und last, but not least der Staubbachfall. Er macht seinem Namen heute alle Ehren: Der Wind zerstäubt nach der Hälfte der Höhe das Wasser in der Luft. Erst im unteren Teil sammelt es sich wieder zu einem Wasserfall. Die Trümmelbachfälle auf der anderen Talseite lasse ich heute aus. Sie entwässern die ganze Flanke des Jungfraumassivs. Das Wasser hat sich tief in den Felsen eingeschnitten. Im Gegensatz zu den anderen Wasserfällen des Tals sieht man sie nicht, nur den Einschnitt. Dafür werde ich heute begleitet vom Geräusch von sich öffnenden Fallschirmen. Basejumper sind unterwegs. Einen begleite ich mit meinen Augen auf seinem Sprung von der Absprungsstelle bis nach dem Moment, wo er sicher am Schirm zu Tale gleitet. Adrenalin pur. Ich ziehe es vor, am Boden zu bleiben.

3.-6.6.2022 Den Übergang in den Ruhestand be-gehen, neu starten

Von der Homebase im Hotel Artos in Interlaken aus entfalten wir am Pilgerseminar, das die Bethesda Weg-Gemeinschaft anbietet an vier Tagen vier Aspekte des Übergangs in den Ruhestand: Zuerst stecken wir von Brienz nach Oberried die verschiedenen Lebensphasen ab. Von Oberried nach Interlaken steht der Aspekt "Worin ich Befriedigung finde" im Vordergrund. Das eigene Beziehungsnetz entfalten wir am dritten Tag von Interlaken nach Merligen. Und am vierten Tag geben wir von Spiez nach Faulensee den Ideen zum Ruhestand Konturen. Noch ist nicht alles fertiggedacht. Hürden stehen im Weg. Chancen werden erkannt. Bis der Ruhestand vor der Tère steht, will das Ganze zu einem Ganzen verwoben sein... Wieder einmal gilt das Motto "Es liegt zum Gelingen viel in unserer Hand, aber wir haben nichts im Griff." Ach ja: Und die Finanzen thematisieren wir nicht. Da gibt es von vielen Finanzdienstleistern verschiedene Angebote. Geld ist ein wichtiger Aspekt zum Thema Ruhestand, aber Geld ist nicht alles. Sinn, Befriedigung, ein tragendes soziales Netz und ein sich Zurechtfinden im dritten Lebensalter sind genauso wichtig. A propos "sich zurechtfinden": Am Pfingstsonntag sahen wir das Gewitter über dem Thunersee herannahmen. Imposant und beunruhigend zugleich!

21.5.2022 Auf dem Narzissenweg in Seewis

Manchmal ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das war heute der Fall: Die Narzissenwiesen bei Seewis im Prättigau zwischen dem Maiensäss Matan und dem Maiensäss Valcaus präsentierten sich heute in voller Pracht. Die Gewitterfront, die während der Nacht durch die Schweiz gezogen ist, überlässt uns ein Wolkenspiel, das immer mehr der Sonne weicht. Die Frühlingspilgerwanderung unter dem Thema "Frühlingsputz" ist ein Genuss.

13.5.2022 Orsières - Liddes - Bourg-St-Pierre

Heute war eine Tour de Suisse angesagt, zumindest bei der Anfahrt nach Orisères und bei der Heimfahrt ab Bourg-St-Pierre: Basel - Bern - Visp - Martigny - Val d'Entremont - Martigny - Lausanne - Bern - Basel. Schön zu sehen: Altels, der Illgraben, Sion, Aigle, Schloss Chillon, das Berner Münster mit dem Dreigstirn von Eiger-Mönch und Jungfrau. Aber eigentlich war ich wegen der nächsten Etappe auf der Via Francigena unterwegs, die mich im Val d'Entremont von Orsières via Liddes nach Bourg-St.Pierre führte. Der Weg führt dabei immer weiter in das Tal hinein, ständig (angenehm) aufwärts (bis auf eine Ausnahme...). Liddes liegt in der Mitte der Etappe und ist ein angenehmer Ort für die Mittagsrast. Die Kirche hat eine tolle Akkustik. Und angenehm ist, dass die Passstrasse die ganze Zeit nicht weit weg ist und doch wenig Lärm hörbar ist. Schön war es auch, Carolin zu treffen. Sie ist auf der Via Francigena unterwegs und ist (in mehreren Blöcken) von Canterbury aus nun hier angekommen. Aus dem Übergang über den Col du Grand St.Bernard wird aber vorläufig nichts: Die Passstrasse ist zwar seit heute vom Schnee geräumt (für den Verkehr aber weiterhin geschlossen, da noch weitere Arbeiten gemacht werden), aber im oberen Teil herrscht auch ein Begehungsverbot für Fussgänger. Also heisst es warten und ein ander Mal wiederkommen. Für mich gilt das sowieso: Ich mache mich via Lac Léman auf nach Hause - und freue mich, wenn ich im Sommer an einem Zweitäger noch die letzten beiden Etappen recognoszieren kann: Bourg-St-Pierre - Col du Grand St Bernard und dann weiter über das Fenètre de Ferret nach Ferret, wo das Postauto warten wird. Und: Das ganze wird im Programm 2023 von pilgern und wandern sein.

7./8. Mai 2022 Sierre - St-Léonard - Sion

Der Puls wird nach dem Start durch die Stadt Sierre ein erstes Mal in die Höhe getrieben, als wir nach Corin-de-la-Crête hochsteigen. Um den Puls geht es thematisch an diesen zwei Pilgertagen auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg von Sierre nach St-Léonard und weiter via Ermitage de Longeborgne nach Sion: "Voller Leben - Der Herzschlag als Takt des Lebens." Was macht Sie lebendig? Wann schlägt ihr Herz schneller? Wie kommen Sie zur Ruhe?. Die moderne Kirche in Corin-de-la-Crête begeistert mit ihren Kirchenfenstern, die den Raum in ein besonderes Licht tauchen. Und noch selten habe ich so einer kleinen Kirche einen so laaaaaangen Nachhall von Tönen gehört. Der Rundbau machts möglich. Der Weg führt weiter durch unzählige Rebberge nach St-Léonard, wo der unterirdische See unseren Puls zur Ruhe bringt: Eine eigene Landschaft, dieser See in seiner Höhle. Der zweite Tag bringt uns zu einer anderen Art von "stillem Ort": Der Ermitage de Longeborgne, die im Juni dieses Jahres ihr 500-jähriges Jubiläum feiert. Sie liegt hoch über der Borgne in einem felsig-schluchtartigen Tal. Wir folgen dem Flusslauf der Borgne nach Sion und visieren schon bald den Burghügel Valère an. Die Renovationsphase geht gerade zu Ende. Der Blick auf die Schwalbennestorgel, die älteste spielbare Orgel der Welt (von 1432!) ist dennoch schon frei - und natürlich auch der Blick über die Stadt und die Fortsetzung des Wegs bis nach Martigny. Wir werden das erst im September unter die Füsse nehmen. Schon heute ist erahnbar, wie heiss es in den Sommermonaten im Rhonetal werden kann. Keine tolle Wandertemperatur, dafür gut für die Reben!

18.4.2022 Leuk - Pfynwald - Sierre/Siders

Es war eine Pilgerwanderung, die viele gute Echos ausgelöst hat. War es der eindrückliche und abwechslungsreiche Weg dem Illgraben entlang zur Bhutanbrücke, die einen über den Graben leicht hinwegschaukelt - und weiter durch den oberen und unteren Pfynwald führend - durch Bergsturzhügel und Bergsturzseen (Rosensee) nach Sierre/Siders? Der Pfynwald ist einer der grössten Kiefernwälder der Alpen. Der warme Frühlingstag lässt ihn da und dort schon seinen typischen Nadelduft entfalten. Oder war es die Gruppe, die harmonierte? War es eine innere Sensibilität in Zeiten, wo in der Ukraine Krieg herrscht, kaum ist die Corona Pandemie knapp vorüber? Ist es etwas von Ostern, das am Ostermontag nachwirkt? Trägt das Thema mit den Impulsen dazu bei? Der Lauf des Lebens findet anhand der Natur Bilder, die zum Sinnieren einladen. Oder vielleicht war es auch die entgegen der Ankündigung erfolgte lange Kaffeepause in Sierre, weil ich mich in der Zeit verhauen habe, zum Glück so, dass deutlich mehr Zeit übrig blieb als erwartet? Wie auch immer: Ich freue mich über diesen Tag mit seiner Route durch das Naturschutzgebiet. Die originale Jakobswegführung via Salgesch kann warten...

20220415u16 Schmerikon - Lachen - Einsiedeln

Zwei Tage unterwegs auf einer Variante des Rorschacher Astes der Via Jacobi Nr 4 von Schmerikon via Tuggen nach Lachen und weiter via St.Meinrad nach Einsiedeln. Ich gehe mit unterschiedlichen und kontroversen Eindrücken nach Hause: Der Start ab Schmerikon folgt dem Linthkanal. Ein Wegverlauf, wo der Jakobsweg mal nicht nach Westen, sondern nach Osten geht! Der Frühlingstag und der Kanal führen zu schönen Bildern. Beim Schloss Grynau zweigt der Weg eindrücklich nach Westen ab an der lauschig gelegenen Linthbordkapelle vorbei nach Tuggen. Tuggen ist Kolumban und Gallus Land. Der Kolumbanweg macht hier Station. Nach einem schönen Ausblick über die Ebene folgt ein "Teerwaggel" nach Siebnen. Das Dorf hat seine besten Zeiten hinter sich. Oder sollte ich sagen: Die Restaurants des Dorfes haben die besten Zeiten hinter sich? Gerade einmal die Dorfbäckerei hat offen. Die anderen Restaurant haben Wirtesonntag oder sind grundsätzlich geschlossen und am Zerfallen... Ein interessantes Schmuckstück auf dem weiteren Weg ist die St.Jost Kapelle in Galgenen, die 1362 erstmals in einem Ablassbrief erwähnt worden ist. Teile der gotischen Wandmalereien sind heute noch erhalten. Dazu ist die Kirche mit Bildern aus dem Leben von Niklaus von Flüe ausgemalt. Lachen taucht danach bald auf. Von dort folgt der Weg schön und meistens sanft steigend hinauf nach St. Meinrad beim Etzelpass. Unmittelbar nach Lachen gehts hinauf auf einen kleinen Höhenrücken (Moräne?) auf der die St.Johann Kapelle liegt. Im Unterschied zur vorherigen Etappe gibt es viele Naturwege - und der Frühling zaubert ein buntes Blütenband in die Landschaft. Kurz vor dem Etzelpass trifft der Weg bei Nüweid auf den Jakobsweg, der von Rapperswil - Pfäffikon nach Einsiedeln führt. Ich lasse es mir im Restaurant auf dem Etzelpass gutgehen, erwische den letzten Platz, bevor ich mit vollem Magen an der Tüfelsbrugg vorbei via Galgenen (frühere Richtstätte) nach Einsiedeln komme. Die Strasse, die zum Kloster führt, ist voller parkender Autos im Parkverbot. Fünf Polizisten verteilen sicher gegen 200 Autos Bussenzettel. Der Platz vor der Klosterkirche ist voller Wallfahrer (es ist Karfreitag). Trotzdem erwische ich in einem Kaffee etwas abseits einen guten Platz für das, was immer dran ist: Kaffee und eine Kugel Vanilleglacé.

28.3.2022 Sembrancher - Orsières

Heute werde ich für den eher langweiligen Weg von Martigny Croiy nach Sermbrancher entschädigt: Nach dem herausgeputzten Ort Sembrancher steigt der Weg in Richtung Orsières angenehm aber rasch hoch auf die Höhe zur Chapelle St.Jean, von wo man einen wunderbaren Blick hinüber nach Verbier und hoch in Richtung Orsières hat. Küchenschellen begleiten uns an diesem sonnigen Frühlingstag. Als Höhenweg gelangen wir mehr und mehr ins Val d'Entremont. Die Passstrasse stört heute kaum. Ein Adler huscht fast unerkannt am Hang entlang. Nach und nach tritt der Mont Vélan ins Blickfeld und das Talbecken, wo Orsières liegt, wo es links zum Grossen Sankt Bernhar geht und rechts in Val Ferret. Wir stöbern durch Orsières, dessen Kern die besten Zeiten hinter sich hat: Die Restaurants und Hotels haben geschlossen, nicht nur, weil nicht mehr oder noch nicht Saison ist. Am Bahnhof pulsiert das Leben im Hotel Restaurant Terminus: Einheimische und SKitourengeher trinken ihr Bier - wir unser Panaché, schliesslich sind wir unterwegs an der Rue de la soif  vorbeigekommen... Fazit: Ein rundum schöne Etappe auf der Via Francigena!

19.+20.3.2022 Brig - Ausserberg - Gampel/Steg und Leuk

im letzten Jahr sind wir auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg von Disentis über den Oberal- und Furkapass und durch das Goms gepilgert und in Brig gelandet. In diesem Jahr nehmen wir hier den Weg bis Martigny unter die Füsse. Wir folgen am ersten Tag der Lötschberg Südrampe in ständigem Auf und Ab. Die Treppenstufen gehen an Kondition und Muskeln. Beim Beinhaus in Naters ist wegen Renovation der Blick auf die Schädelwand durch ein dickes weisses Plastik verdeckt. Bei der Simplonfestung und dem Gardemuseum steht eine alte Flabkanone verloren herum. Wäre es doch in der Ukraine auch so! Wir pilgern am zweiten Tag durch Rebberge. Sie erinnern mich an das Wort aus dem biblischen Buch Micha, wo es im vierten Kapitel heisst: "...und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock wohnen, und niemand wird sie schrecken." Wäre es doch so! In Raron fasziniert die Burgkirche und die unten im Dorf in die Felsen gehauene Felesenkirche. Oben bei der Burgkirche ist das Grab von Rainer Maria Rilke: Ob das Leben in "wachsenden Ringen" gelingt, wie es Rilke einmal in einem Gedicht formuliert hat? Der Weg führt uns via Niedergesteln nach Gampel/Steg. Wir überspringen die Strecke auf dem Rhonedamm mit dem Zug und schauen uns in Leuk die Kirche und das dortige Beinhaus an. Charlie Brown sagt: "Wir leben nur einmal". "Flasch", sagt Snoopy. "Wir sterben nur einmal. Wir leben jeden Tag." Mögen die "wachsenden Ringe" gelingen! Der Blick in Leuk schweift zum Pfynwald und der Rhone entlang nach Sierre und Sion, wo Valère und Tourbillon schwach im Dunst sichtbar sind: Der Weg wird weitergehen!

16.3.2022 Martigny - Sembrancher

Der Weg auf der Via Francigena von Martigny auf den Col du Grand-St-Bernard ist mir unbekannt. Im Jahr 2023 will ich ihn in mein Pilgerprogramm aufnehmen, also mache ich mich heute auf zum Recognoszieren. Martigny macht es mir jedoch schwer, loszulaufen: Da ist die Kirche Notre Dame de la Visitation, erbaut auf den Ruinen der alten Kirche des Römischen Octodurus (Bischofssitz vom späten 4. Jh bis 585 n.Chr,). Dann die Frage, ob ich ins Barryland zu den Bernhardinerhunden gehen soll. Ich mache es nicht. Daneben das Amphitheater und viele weitere römische Ruinen. Das Museum Pierre Gianadda, die Fenster von Hans Erni in der protestantischen Kirche. Der lauschige und malerische Platz im Stadtteil Bourg: Was muss hier an lauschigen Sommerabenden für Leben sein! Dann aber mache ich mich doch auf den Weg. Ab der Bahnstation Croix gehts der Dranse entlang via Borgeaud - Bovernier nach Sembrancher. Dort teilt sich das Tal: Das Val de Bagne (Verbier!) und das Val d'Entremont ziehen sich durch die Landschaft. Ich werde dem Val d'Entremont (Tal zwischen den Bergen) nach Orisères und auf den Grossen St. Bernhard folgen. Aber mit einer Gruppe werde ich den Weg von Croix bis Sembrancher nicht begehen. Der Weg ist langweilig. Jawoll: Wenig Ausblicke, dazu die ständige Begleitmusik der Passstrasse. Bei der Tour de Suisse würde man sagen "eine typische Überführungsetappe". Ich bin gespannt, wie es nach Sembrancher werden wird!

9.-12.3.2022 Tage der Stille auf Schneeschuhen in Wergenstein

Zum zweiten Mal sind Hanna und ich in diesem Jahr mit einer Gruppe zu den Tagen der Stille auf Schneeschuhen im Hotel Capricorns in Wergenstein. Der erste Tag gehört der romanischen Kirchendecke in Zillis mit den 153 Bildtafeln aus der Zeit um 114 n.Chr. und einer "Eingehtour" von Wergenstein hoch zum Maiensäss Dumagns. Es ist spürbar, dass wir März haben: Es ist warm! Der zweite Tag gehört der Tour von Mathon zum See Libi und hinunter nach Lohn. Der dritte Tag führt uns zum Rappakopf mit seiner Rundsicht über das Val Schams, den Heinzenberg und hinüber ins Safiental, wo wir im Jahr 2023 sein werden. Am vierten Tag leitet uns ein breites Schneeband (der Hang hat die richtige Ausrichtung!) via Casti - Clugin nach Andeer. In der Kirche in Clugin machen wir Halt bei den Fresken des Waltensburger Meisters aus der Zeit von 1340 n.Chr. Thematisch führen uns die Tagzeitengebete durch das Thema "Schritte ins Unbekannte - Übergänge leben". Das Restaurant des Hotels Fravi begeistert mit seinen Desserts. Gut war's. Toll war's. Der Übergang in den Alltag steht nun wieder an: "Lebt wohl!"

28.2.2022 Von den Eggbergen über die Hüenderegg nach Ruogig

Nachdem ich am Samstag vom Hundschopf beim Niederbauen über den Urner See zu den Eggbergen geblickt habe, sind wir heute dort unterwegs. Seilbahnfahrt! Mit einem 16er Bähnli voller Sikfahrer hoch zur Siedlung Eggberge (1 Skilift). Von dort sind wir auf einem Trail unterwegs via Hüenderegg nach Ruogig. Der Trail ist bekannt. Auch an einem Montag sind wir nicht alleine unterwegs. Die schöne Aussicht macht das auch verständlich: Der Blick vom Hüenderegg geht vom Niederbauen Chulm über Uri Rotstock zum Bristen und an der grossen Windgällen vorbei weiter zum Schärhorn und Clariden beim Klausenpass, um einmal nur die nächsten Gipfel zu nennen. Der Abstieg nach Ruogig führt durch einen schönen Talkessel. Es wäre möglich die Schneeschuhtour nach Biel zu verlängern oder gar nach Ratzi / Tristel. Wir aber nehmen in Ruogig das 6er Bähnli zur Eierschwand, von wo es mit einem 4er Bähnli weiter geht nach Brügg / Bürglen. Bei der Talfahrt begleiten uns ca 24 grosse runde Alpkäse.Jetzt im März ist es zudem eindrücklich, wie wir aus tiefem Winter auf 1'800m in den Frühling fahren, der den Talboden schon erreicht hat. Schön!

12.2.2022 "...was daraus geworden ist...": Von Eclépens durch den Canal d'Entreroches nach Romainmôtier

Die Idee war, durch Mitteleuropa eine durchgehende Wasserstrasse zu realisieren von der Nordsee zum Mittelmeer. Es fehlte nur der Abschnitt von Yverdon am Neuenburgersee nach Lausanne zum Genfersee. Also wurde 1648 die Umsetzung der Idee des Holländers Elie Gouret begonnen. Durch den Hügel des Mormont wird ein Kanal gegraben, der Canal d'Entreroches. Er ist heute noch sichtbar. Der Kanal wurde von Yverdon bis Cossonay erstellt. Dann ging das Geld aus für die 40 Schleusen, die für die 59 Höhenmeter bis zum Genfersee nötig gewesen wären. Der Kanal blieb ein regionales Transportmittel, vor allem für die Verschiffung von Weinfässer nach Solothurn, wo die Abgesandten der französischen Regierung beheimatet waren. "Il a chargé pour Soleure" ist noch heute im Waadtland eine Redewendung, wenn einer zu viel Wein intus geladen hat... Die Verbindung Nordsee-Mittelmeer wurde 1833 weiter westlich auf der anderen Seite des Juras mit dem Rhein-Rhone Kanal errichtet, der u.a. die Flüsse Doubs und Saône nutzt. 1855 wurde der Mormont von der Eisenbahn durchstochen. Aber das behördlich für den Kanal reservierte Trasse wurde im Kanton Vaud erst 2006 freigegeben. Was wohl aus unseren eigenen Ideen im Leben so alles wird? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... Wie loslassen? Wie sich versöhnen, wenn es anders kommt?
Wir pilgern weiter mit Blick auf das Schloss in La Sarraz und am Gelände der Diakonissen von Saint Loup vorbei durch das Tal des Nozon nach Romainmôtier. Ein kleines Nest mit einer wunderschönen romanischen Kirche, die 1027 im Stil der Kirche von Cluny erbaut worden ist. (vgl. dazu auch die Kirche in Payerne) Romainmôtier ist mit dem Gründungsdatum 450 das erste Kloster der Schweiz. Die heutige Kirche ist die dritte an diesem Ort. Nach Bränden im 13. Jh. wurde im gotischen Stil wiederaufgebaut. Der Kreuzgang wurde nach 1536 abgebrochen. Die Berner haben das Waadtland besetzt, das Kloster aufgehoben, Anbauten abgebrochen und die Kirche zu einer reformierten Gemeindekirche gemacht. Wir haben den Kirchenraum mit zwei Liedern gefüllt. Ich habe noch selten einen so langen Nachhall von verklingenden Tönen gehört. Wunderbar!

5.2.2022 Gurnigel Berghaus - Oberer Gurnigel - Gurnigel Bad

Es soll über Nacht ein paar Zentimeter Schnee geben, und die Wolken sollen sich dann rasch verziehen. Ich sitze im Berghaus Gurnigel und warte auf das zweite Element, das Verziehen der Wolken. Als es damit losgeht laufe ich auf meinen Schneeschuhen los. Lauschig durch Wald, mit Sonnenstrahlen, die durch Nebel- und Wolkenfetzen glitzern. Die Gantrischkette macht sich noch rar. Nur das Stockhorn "lugt" schon hervor. Gegen das Mittelland hin und zum Jura ist der Himmel blau. Der Chasseral grüsst von Weitem. Auf dem oberen Gurnigel umgeben mich grad wieder ein paar Wolken bevor ich hinuntersteche nach Gurnigel Bad. Es liegt dort kaum noch Schnee. Der Skilift unten bei der Stockhütte ist unbewegt. Das Restaurant Gurnigelbad ist ebenfalls unbewegt. Es öffnet erst um 14.00 Uhr, aber ich bin schon um 12.00 Uhr dort. Ich beschliesse, den 13.00 Uhr Bus zu nehmen und verbringe die Zeit u.a. mit Wikipedia: Gurnigelbad war um die Jahrhundertwende um 1900 eines der grössten und bekanntesten Kurbäder der Schweiz.  Drei Quellen mit schwefel- und eisenhaltigem Wasser galten als heilend, wurden getrunken. Das erste Hotel brannte 1902 ab. Der zweite Hotelbau wurde 1946 abgerissen. Die Armee übernahm übrig gebliebene Gebäude. Das Restaurant wurde  weitergeführt, öffnet aber erst um 14.00 Uhr. Zu spät für mich. Ich fahre mit dem Postauto zurück zum Berhaus Gurnigel und weiter via Schwefelbergbad (wieder Schwefel!) - Plaffeien nach Schwarzenburg und heim. Der Trail war sehr kurz. Die Gegend schmeckt nach "auf Wiedersehen".

29.1.2022 Durch die Bündner Herrschaft von Malans nach Bad Ragaz

Ist es der wenige Schnee, der mich dazu motiviert, keine Schneeschuhe anzuschnallen und stattdessen mit Wanderschuhen durch die Bündner Herrschaft zu wandern von Malans nach Bad Ragaz? Kann sein. Wir sind gerade noch rechtzeitig unterwegs: In der Woche nach dieser Wanderung setzt es in den Alpen über einen Meter Neuschnee ab. Am heutigen Tag jedoch haben wir nur an wenigen schattigen Stellen etwas Schnee unter den Füssen. Es ist interessant: Ein kleiner Wechsel der Hangausrichtung oder eine Hecke - und schon konnte die Sonne den Schnee nicht wegschmelzen. Sie steht noch zu tief am Himmel. Wir wandern von Malans via Jenins - Maienfeld - Fläsch nach Bad Ragaz. Immer durch Rebenland (wie schön muss es hier im farbigen Herbst sein! Und wie heiss im Sommer!), immer auf Asphalt, immer mit schönen Kirchenräumen am Weg. An einem Weinautomat lasse ich mir ein Weinpaket heraus und siehe da: Ich, der ich sonst kein Beerliweinliebhaber bin (Blauburgunder oder Pinot Noir) ziehe den Hut vor dem leicht vollmundigen Pinot Noir von Obrist. Die Kiche in Fläsch ist total überbevölkert: Bis zu 1'200 Mausohr-Fledermäuse wohnen im Kirchturm. Die grösste Kolonie der Schweiz. Eindrücklich. Und die vielen Wegweiser zu Enderlinhütte und zum Vilan oder zum Falknis regen zu weiteren Wanderträumen an. Lohnenswert!

23.1.2022 Wergenstein - Casti - Clugin - Andeer

Der letzte Tag führt uns von Wergenstein via Casti - Clugin nach Andeer. Die Nacht war sternenklar. Am Morgen zeigen sich Eiskristalle an einzelnen Fenstern. Mit Schneeschuhen unter den Füssen kommen wir erstaunlich weit: Bis kurz vor Clugin finden wir immer ein Schneeband, das uns zum nächsten Schneefeld führt. Das Kirchlein in Casti lassen wir auf seinem Felsen rechts liegen. Das Mittagsgebet halten wir dafür im Kirchlein in Clugin ab. Wir betreten es um 11.30h als die Glocken im ganzen Tal läuten. Innen empfängt uns ein schlichter Raum mit Fresken des Waltensburger Meisters und Resten von Fresken aus der Rhäzünser Schule. Im Chor thront Christus, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Darunter die 12 Apostel. Im Kirchenschiff ist der Kampf des Ritters Georg mit dem Drachen erkennbar. Angedeutet auch ein Christophorus und eine Weihnachtsszene mit den drei Königen. Von Clugin nach Andeer tragen wir die Schneeschuhen in den Händen. Auf der Terrasse des Hotels Fravi gibts den Abschlusskaffee. Ich freue mich schon auf die zweite Durchführung des Angebots im März!

22.1.2022 Mathon - Summapunt - Lohn

Heute ist der graue Deckel über uns. Er hüllt die Bergspitzen und Grate ein. Je weiter wir von Mathon aus den Hang hinauf kommen, desto stärker beginnt der Wind zu blasen. Auf der Alp Summapunt sind wir froh, dass wir uns vom Wind geschützt an die Wände setzen können. Der Abstieg erfolgt auf einer begehbaren Route durch eine Wildruhezone. Danach kommen wir von der anderen Seite als gestern nach Lohn. Wir finden am Sonnenhang immer noch irgendwelche Schneeflecken, die uns hinabführen. In der Pizzeria Orta wärmen wir uns bei einem Café Baileys auf - und freuen uns auf den Viergänger am Abend in Wergenstein!

21.1.2022 Mathon - Lohn

Zum Glück steht das Wetter heute unter Südeinfluss. Wir werden mit unerwartet viel Sonne verwöhnt. Der Aufstieg zieht sich von Mathon aus wunderschön durch lichte Wälder hoch bis zum Winterwanderweg. Wir verlassen ihn, um in den weiten offenen Hang über Lohn zu gelangen. Von dort geht es nach der Mittagspause hinunter ins Dorf mit seinem kleinen Kirchlein ganz gross: Es hat zwei Kirchtürme! Die Schneeschuhe ziehen wir neben einem Biohof aus, an dem ein Schild prangt mit dem Wort "Esswahrnehmungen". Ich halte es zuerst für eine Achtsamkeitsübung für Personen mit Essstörungen. Letzteres stimmt sicher nicht. Ersteres könnte aber sehr wohl der Fall sein: Ein Essen im Reich von Rebecca Clopath, die ihre Gäste auf Voranmeldung mit ihrer Küche verwöhnt, eine Esswahrnehmung eben.

20.1.2022 Start der Tage der Stille auf Schneeschuhen in Wergenstein

Die Anreise zu den Tagen der Stille in Wergenstein unterbrechen wir in Zillis. Die Kirche St.Martin, Hauptkirche des Tals, ist mit einer Holzdecke ausgestattet, die aus 153 Bildtafeln zusammengesetzt ist. Sie sind Teil des romanischen Kirchenschiffs, das um 1100 n.Chr. gebaut worden ist. Die Bildtafeln sind entstanden kurz nach 1114. Sie nehmen das mittelalterliche Weltbild auf: Aussen herum läuft ein Band mit den Meeresungeheuern. An den vier Eckpunkten sind vier Engel, welche die Ungeheuer in Schach halten. Durch ein Ornamentband abgegrenzt durchzieht ein grosses Kreuz die Decke und teilt sie in vier Felder. In diesen wird das Leben von Jesus dargestellt. Die Szenerie endet mit der Dornenkrönung Jesu. Und es folgen Szenen aus dem Leben des Heiligen Martin.
In Wergenstein empfängt uns das Hotel Capricorns. Ein einfaches Hotel mit sagenhafter Sternenküche und Hotpot im Freien zum Entspannen nach der Tour! Es enthält zudem auch die Geschäftsstelle des Naturparks Beverin, in dem wir uns bewegen. Am Nachmittag erproben wir die Schneeschuhe mit einer ersten Runde hoch zum Maiensäss Dumagns und zurück nach Wergenstein. Das Abendgebet im Kirchlein von Wergenstein beschliesst den Tag. Sie folgen inhaltlich Impulsen zum Thema "Lebensübergänge gestalten". Das Kirchlein ist St.Calixtus geweiht und stammt teilweise aus romanischer Zeit. Es enthält noch Spuren von spätgotischen Wandbildern und eine originelle Orgel: Ein bemaltes Positiv, 1810 in Schiers gebaut und 1950 als Geschenk nach Wergenstein gelangt.

14.1.2022 Rothenthurm - Äussere Altmatt - Rothenthurm

Im Jahr 1987 wird die Rothenthurm Initiative angenommen. Dadurch wurde erwirkt, dass alle Moorlandschaften in der Schweiz als geschützt gelten. Der Waffenplatz, der in Rothenthurm geplant war, konnte nicht gebaut werden. So wandern wir heute nicht über Gräben, die von Panzern stammen, sondern über Gräben von kleinen Wasserläufen, die sich durch das Moor schlängeln. Sie sind zugeschneit, und wo offen zugefroren. Es ist eine weite Landschaft, von Schilf, Birken, kleinen Wäldchen und Schilf durchzogen. Langläufer ziehen ihre Runden. Wir sind heute als Winterwanderer von Rothenthurm zur Äusseren Altmatt und zurück unterwegs. Obwohl wir die Langlaufspuren oft queren, sind wir doch grossmehrheitlich auf eigenen Pfaden unterwegs. Bei der mittleren Altmatt gibts im Restaurant Distel ein Mittagessen, bevor wir den letzten Abschnitt zurück zum Bahnhof Rothenthurm unter die Füsse nehmen. Der Namens gebende "Rote Turm" in Rothenthurm steht noch. Er ist Teil der Talsperre, die wohl um 1310 gebaut worden war. Es ging um einen Streit um Weideland zwischen dem Kloster Einsiedeln und den Schwyzern. (Marchenstreit). Der Streit begann schon um 1100 und flammte immer wieder. Die Schwyzer haben das Kloster Einsiedeln 1314 überfallen. Sie fürchteten einen Revanchefeldzug der Schutzmacht der Habsburger. 1315 war es soweit, aber Habsburg verlor die Schlacht bei Morgarten. Heute ist die Zeit der Fehde vorbei, und exkommuniziert wird deswegen auch niemand mehr... Mein Fazit: Die Winterpilgerwanderung für das Jahr 2025 ist gefunden.

8.1.2022 Via Gottardo: Muttenz - Liestal

Ein Samstagnachmittagsspaziergang führt mich auf der Via Gottardo von Muttenz nach Liestal. Nach der ersten Etappe, die ich im Lockdwon 2020 gemacht habe (Basel Bahnhof SBB (1866 von der Centralbahn gebaut) via St.Alban Tal (heute ein Stadtteil, wo einmal das älteste Basler Kloster lag) - Kraftwerk Birsfelden mit den beiden Schleusen (wo von 1920 - 1950 der Flugplatz Sternenfeld war) - Birsfelder Hafen - Hardwald (Trinkwasserversorgung von Basel!) über den Rangierbahnhof hinüber nach Muttenz Dorf) gehts heute in die ersten Jura Hügel. Muttenz wartet noch mit seiner imposanten Wehrkirche St. Arbogast auf (1150 auf Vorgängerkirchen gebaut, 1359 neu aufgebaut, nachdem das grosse Erdbeben von Basel sie 1356 sehr zerstört hat). Der aufgemalte Christophorus schickt mich auf meinen Weg mit seinem Stock und Christus auf seinen Schultern. Dann gehts hinauf - z.T. auf dem Weg der Hoffnung der Muttenzer Kirchen - zum Wartenberg mit seinen drei Burgruinen (Mitte 12. Jh. erbaut), von denen man einen tollen Ausblick auf die Stadt Basel am Rheinknie hat. Danach gehts in leichtem Auf und Ab via Egglisgraben (Restaurant), oberhalb des Hofgutes Neu Schauenburg hinüber und am Rebhäuschen und an der Ruine Neu Schauenburg, auf der ein kleines Häuschen thront (Belvedere!) vorbei via Bienenberg (Ausbildungszentrum der Mennoniten mit Hotel und Restaurant) hinunter nach Liestal. Ich mache am Rand des Städtchens noch den kleinen Schwenker zum Quartier Munzach, wo man noch einige Mauerreste einer einst stolzen römischen Villa und eines Landgutes aus dem 1. Jh. n. Chr. vor sich hingammeln sieht. Am Tierpark Weihermätteli vorbei gehts zum Bahnhof Liestal, der zurzeit gerade eine riiiiesige Baustelle ist: Die Waldenburgerbahn wird neu gebaut und Liestal wird zu einem Wendepunkt der S-Bahn, die im 1/4 Std. Takt fahren soll: Mehr Geleise also. Es geht hier nicht um den Gotthard, sondern um die Agglomeration. Wobei man auch dem Güterverkehr in den Süden gerecht werden will. "San Gottardo stell für uns die Verbindung wieder her, vom Norden in den Süden an das Meer." Träume, von Peter, Sue & Marc am Eurovision Contest von 1981 gesungen, leben in Coronazeiten wieder neu auf...

31.12.2021 Frühlinghafte Schneeschuhtour am Silvester

Eigentlich sollte es uns heute um die Ohren frieren. Aber nichts da: Ohne wärmende Daunenjacke und nur im T-Shirt gehen wir mit den Schneeschuhen bei Brambrüesch los. Ok, der Anfang ist recht steil, wenn man den Aufstieg zum Hüenerchopf dem Kamm entlang geht. Aber auch ohne Steigung wäre es mit 10 Grad auf dem Dreibündenstein zum Schwitzen. Der Aufstieg zum Hüenerchopf ist erstaunlich lauschig und wenig vom nahe gelegenen Skigebiet geprägt. Dann nehmen wir den Sessellift hinauf auf den Furggabüel. Die Aussicht ist zum Staunen: Wenn der Calanda nicht wäre, würde man den Bodensee sehen. Nach Osten über Sèden folgen die Berge des Rätikon (Schesaplana, Sulzfluh) und der Silvretta mit dem höchsten Unterengadiner: Piz Linard. Das Aroser Weisshorn lugt über die Bergkette, welche die Lenzerhiede nach Ostne hin umrahmt. Dann folgt im Süden der Piz Beverin mit dem Schamserberg davor. Wir sehen den Heinzenberg und die Skitourenhänge des Safientals. Und dann die ellenlange Surselva: die Tschingelhörner, den Flimserstein, den Tödi und ganz hinten, dort wo der Oberalppass zu erahnen ist, baut sich am Horizont mächtig das Finsteraarhorn auf. Was für eine Aussicht! Via Dreibündenstein gehts hinunter zur Alp dil Plaun. Es folgt der kurze Gegenanstieg über den Tgom Aulta, bevor wir über die Alp da Veulden Mutta erreichen, wo wir den Sessellift hinunter nach Feldis nehmen. Eine lohnenswerte Rundtour! Wir beenden das Jahr mit Wünschen für ein lichtvolles neues Jahr 2022!

27.12.2021 Tschlin - Praditsch - Tschlin

Wir nutzen das Schönwetterfenster des 27. Dezember für eine Schneeschuhrundtour von Tschlin via Praditsch nach Tschlin. Zuerst geht es durch frühingshaft ausgeaperte Südhänge, bevor wir nach Praditsch doch noch zu geschlossenen Schneedecken kommen. Dann folgen Schattenhänge auf denen wunderschön aufgebauter Schnee liegt mit kleinen Lanzen. Darunter liegt "Griesschnee": Schneekristalle, die zu kleinen Kugeln abgeschliffen worden sind. Die Schwachschicht für zukünftige Lawinen ist also gelegt... Dennoch: Eine lohnenswerte Rundtour mit einem schönen Abschluss in einem Kaffee in Tschlin, das über die Festtage offen hat.

4.12. und 11.12.2021 Stadtpilgern im Advent in St.Gallen

Im Jahr 2020 mussten wir das Stadtpilgern im Advent in St.Gallen wegen dem Corona Virus absagen. In diesem Jahr haben wir es im Advent neu angesetzt und haben vielleicht gerade noch das zeitliche Schlupfloch gefunden, an dem es vertretbar war, als Gruppe miteinander unterwegs zu sein. St.Gallen hat uns auf die Spuren von Gallus gebracht, dem iroschottischen Mönch, der zusammen mit Kolumban sich auf den Weg durch Mitteleuropa gemacht hat und in St.Gallen im 7. Jahrhundert eine Einsiedelei gegründet hat, die sich zu einer Siedlung und zu einem währschaften Kloster gemausert hat. Wir haben den Tag und den Gang durch die eindunkelnde und mit Sternen geschmückte Altstadt genossen.

3.12.2021 Start in die Schneeschuhsaison am Simplonpass

Eigentlich wollte ich auf den Schneeschuhtrail beim Simplonpass - oder ein Stück in Richtung Spitzhoreli. Die Schweizer Armee hatte etwas dagegen: Die ganze rechte Talseite war wegen Artilleriefeuer gesperrt. Also blieben wir auf der linken Seite und gingen auf dem Stockalperweg in Richtung Simplon Dorf. Das war auch eine gute Wahl: Ein Gang durch die weite Passlandschaft, ausser dem Mittelstück immer an der Sonne an einem wunderschönen Wintertag. Und die Wade (kleiner Muskelfasserriss) hat auch gehalten. So kann der Winter buchstäblich los-gehen! Herzlichen Dank, Peter, für die Begleitung an diesem Tag.

1.12.2021: Was für eine schöne Überraschung !!!

Was für eine wunderschöne Überraschung: Diesen Adventskalender hat uns eine Pilgerin geschickt. Wir freuen uns sehr über dieses berührende Zeichen und sind voller Freude über das, was Pilgern an Verbundenheit und Freundschaft auslöst. Danke!!!

29.10.2021 Mich im Lötschental vom goldenen Herbst verabschieden

Es musste sein: Ein Ausflug in den Herbst bevor dieser mit Wind und Regen seine garstige Seite zu zeigen beginnt. Wir zogen ins Lötschental, auf den Rundweg, der von der Fafleralp via Grundsee - Guggisee wieder zurück zur Fafleralp führt. Die Sonne machte sich anfangs rar: Eine Wolke über den Lonzahörnern verdeckte sie hartnäckig, hat sich dann aber doch verzogen, so dass wir das Gold des Lötschentals im funkelnden Licht zu sehen bekamen: Lärchen im Herbstkleid. Wie Flammen stehen sie in der Landschaft und legen ihre Nadeln als goldenen Teppich auf den Weg.  Staunen - verinnerlichen - verstummen...


"Siehst du die Lärchen wie sie um das Dorfe stehen, die Äste gefaltet zum Wintergebet im letzten Feuer am Rande des Dorfes.
Möchte auch alles ablegen können, das ich nicht brauche, die goldenen Nadeln, einfach und ehrlich leben am Rande der Zeit."
(Hubert Theler)

24.10.2021 Herbstpilgerwanderung von Palfries zur Sennis Alp

Es war ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch, geschaffen für die Pilgerwanderung auf dem Aussichtsbalkon von Palfries zur Sennis Alp. Wenn ich mit der Eisenbahn oder dem Auto nach dem Walensee jeweils in Richtung Sargans gefahren bin, dann habe ich links immer nur die steilen Felswände gesehen. Dass sich nach den ersten 1000 Höhenmetern vor dem letzten Aufschwung zu den Gipfeln ein Hochplateau versteckt, war mir lange Zeit nicht bewusst. Die Seilbahn Palfries (lange eine reine Militärbahn) wird heute von einem Verein in Freiwilligenarbeit betrieben. Sie bringt einen in die Höhe. (Reservation empfohlen!) Einmal mehr waren es die Walser, die dieses Gebiet besiedelt und bewirtschaftet haben. (Zugang vom Rheintal her.) Heute pilgern wir von Palfries via Stralrüfi - Alp Castilu zur Sennis Alp. Die Sicht an diesem klaren Herbsttag ist überwältigend: Im Osten der Piz Buin. Im Süden das Sardona Weltwerbegebiet und im Westen die Churfirsten, der Walensee, ja sogar der Jura ist zu erkennen. Das Thema passt zur Aussicht: "Heile die Eile". Man muss rasten bei einer so überwältigenden Aussicht.

22.10.2021 Einsiedler auf der Alp Flix

Es war eine Nachricht, bei der ich sofort wusste: Da will ich im Sommer 2022 eine Woche als "Einsiedler" leben: In der kleinen früheren Pfarrwohnung des Kirchleins Son Roc auf der Alp Flix. Die Alp Flix ist ein Hochplateau oberhalb von Sur (das zwischen Savognin und Bivio liegt). Heute ist sie für ihre Biodiversität bekannt. Besiedelt worden ist sie von den Walsern. 200 Personen haben früher ganzjährig auf der Alp gelebt. Heute sind es noch vier Familien, die dort Landwirtschaftsbetriebe führen. Die Walser hatten auch eine Kirche gebaut. Sie hatten einen eigenen Pfarrer, der in der kleinen Wohnung hinter der Kapelle gewohnt hat. Die Pest hat auch auf der Alp Flix gewühtet. Die Kirche ist deshalb dem Heiligen Rochus gewidmet. Im Jahr 2020 ist die kleine Wohnung renoviert worden. Sie kann für Zeiten der Stille und Ruhesuchende gemietet werden. Das habe ich gemacht, nachdem ich mir die Alp Flix, die Kapelle und die Wohnung angesehen habe. Sie ist einfach, sehr einfach, klein, sehr klein, aber fein. Es ist alles da: Küche, Dusche/WC, Stube, Schlafzimmer. Ich freue mich auf diese Woche: Natur pur, eine Zeit des bewussten Rückzugs. Stille, Lesen, Wandern, mit dem Herzen nachdenken. Sein.  www.sonroc.ch

PS: Es ist ganz gut, dass man die Kirche auf dem Bild erst auf den zweiten Blick sieht. Sie steht wirklich ganz für sich auf weiter Flur.

7.10.2021 Herbstliches Lötschental mit einem Vorschuss Winter

Die Herbstpilgerwanderung für ein anderes Jahr bin ich recogniszieren gegangen und habe in der ersten halben Stunde einen Vorschuss Winter erlebt: Schnee auf dem Weg. Wolken und Nebelschwaden von der Kaltfront der vergangenen Nacht prägten diese Zeit ebenfalls, dann schaffte sich die Sonne mehr und mehr Raum, bis das Tal in ihrem Licht ergleiste: Himmel blau, Berge frisch weiss verzuckert, die Lärchen noch grün, die Seen blau, die Temperatur angenehm, kurzum: Lötschentaler Herbst vom Feinsten. Der Höhenweg von der Lauchernalp zur Fafleralp ist ein Praliné - und von den Leuten her ging es trotz Herbstferien noch: Der Weg war nicht überschwemmt... Fazit: Diese Wanderung ist auf jeden Fall als Herbstwanderung gebucht.

25.09.2021 Auf den Brisen

Es ist stockdunkel, als wir früh am Morgen uns in Birsfelden auf den Weg nach Isenthal machen. Nur die roten Lichter der beiden Roche Türme blinken munter vor sich hin. Nach dem Hauenstein Tunnel tauchen wir in den Nebel ein. Am Urner See ist es wieder hell. Die Sonne streichelt die Berggipfel im Urner Land. Das Postauto fährt uns nach Isenthal hoch, wo wir ganz hinten (St.Jakob!) ins Seilbähnli steigen und nach Gitschen hochfahren. Es ist unsere Premiere in dieser Gegend. Für mich als Städt unglaublich, dass oben auf Gitschen ganzjkährig Menschen wohnen. Ich empfinde S-charl im Unterengadin noch als zentraler! Aber sonnig haben es die Menschen hier oben, während unten das Dorf Isenthal im Winter wohl länger ohne Sonnenstrahlen bleibt. Der Weg führt uns durch schönes Alpland hoch zum Brisen. Eine Schafherde ich von zwei Herdenschutzhunden gut bewacht. Eine andere Herde wird grad ins Tal getrieben. Bis zum Steinalper-Jochli sind wir fast alleine unterwegs. Dann aber beginnt derjenige Teil des Wegs, der vom Brisenhuis, der Klewenalp und dem Haldigrat aus erreichbar ist. Die Menschenmenge nimmt markant zu. Oben auf dem Gipfel hat sich von Süden her ein Schleier über die Berge gelegt. Der auf Sonntag angekündigte Wetterwechsel schickt seine Vorboten voraus, bevor am Nachmittag aufziehender Föhn nochmals etwas Klarheit schafft. Mich fasziniert auf dem Brisen vor allem die Gratschneide zum Hohen Brisen und die dahinter liegenden Grate und Gipfel. Der Blick über den Vierwaldstättersee hat es in sich: Musenalp, Buochserhorn, Stanserhorn, Pilatus, Luzern Sempachersee, Baldeggersee, Hallwilersee, Die Rigi, die Mythen, Klewenalp. Im Osten die Glarner Alpen, im Süden Der Urirotstock und der Titlis und im Südwesten im Dunst die Berner Riesen mit der Wetterhorngruppe zuvorderst. Der Abstieg zum Sessellift auf dem Haldigrat geht wegen seinem Gefälle rasch vonstatten. Es folgt unten noch eine Querung nach Niederrickenbach, dem kleinen Ort mit grosser Kirche und einem Kloster von 9 Benediktinerinnen (Stand Sept. 2021). Fazit: Der Grat ist für eine Pilgerwanderung zum Thema "Das Leben ist eine Gratwanderung" nicht geeignet (zu steil und an wenigen Stellen ausgesetzt). Aber die Gegend ist wunderschön!

10.9.21 Von Starkenbach via Vordere Seluner Alp - Wildmannlisloch - Sellamatt - Iltios nach Unterwasser

Es fällt mir schwer, ein Bild für diese Wanderung auszusuchen: Soll es ein Bild des "Holzchischtlis" sein, mit dem ich von Starkenbach auf die vordere Seluner Alp gefahren bin (Im Urnerland würde man sagen "Buirebähnli")? Oder ein Bild aus dem Eingangsbereich des Wildmannlislochs hinaus in die Hochebene? Oder ein Bild mit Leuten, die auf einer grossen Alpwiese in den offenen Horizont und Himmel laufen? Oder ein Bild des Schwalbenwurzenzians, den ich überraschend angetroffen habe? Oder ein Bild mit einer Installation des Klangwegs, dem ich ab der Sellamatt bis nach Iltios gefolgt bin? Ich habe mich für ein Bild der Churfirsten entschieden. Sie prägen den Ausblick während dem ganzen Tag. Und man nie genug fragen, ob man sie alle kennt... (von links nach rechts) Nicht auf dem Bild der Gamserrugg, dann folgen: Chäserrugg, Hinterrugg, Schibenstoll, Zuestoll, Brisi, Frümsel, Selun. Und wer die anderen Bilder auch noch sehen will, klicke auf diesen Link. Fazit: Wieder eine Herbstpilgerwanderung erfolgreich recognosziert...

3.-5.9.2021 Auf dem Rhein-Reuss-Rhone Weg von Reckingen über Ernen / Binn - Mörel nach Brig

Während die Pilgerwanderungen im Jahr 2020 in der Surselva eher von durchzogenem bis Voll-Regen Wetter begleitet waren, meint es das Jahr 2021 gut mit uns: Trotz dem nassen Sommer sind alle drei Dreitäger von Disentis nach Brig von schönem Wetter begleitet. In Ritzingen erwartet uns die Sonne und angenehme Temperaturen. Dass Sommerwetter ist zeigen uns auch die Wolken an, die bei der Kapelle im Ritzinger Feld im Hintergrund das Weisshorn mit dem vorgelagerten Bishorn und Brunegghorn verbergen. Ich werde an einem klaren Herbsttag wieder kommen müssen, um DAS Foto des Rhein-Reuss-Rhonewegs zu machen: Kapelle und Weisshorn. Geduld, Geduld...
Der erste Tag bringt uns u.a. durch die Dörfer Blitzingen und Niederdorf: Geburtsorte der Hoteliers Seiler (Seiler Hotels in Zermatt) und César Ritz (König der Hoteliers und Hotelier der Könige), die beide in der Zeit der Belle Époque ihren Höhepunkt hatten. Als Buben von Gomser Bergbauern eroberten sie die Welt der Gastfreundschaft. In der Station Ritz (Bahnhof) von Niederwald kann noch das Intérieur eines Hotelzimmers des Ritz in Paris bestaunt werden.
Der Weg führt weiter via Steinhaus mit seiner schmucken Kapelle (der heiligen Familie mit Maria und Josef mit Jesuskind) und Mühlebach mit seinem alten Dorfkern (altester Dorfkern der Schweiz, der in Holzbauweise erstellt worden ist. -> 12 Häuser stammen noch aus dem 14. und 15. Jh.) weiter nach Ernen, schmucker Ort mit dem Galgen im Hintergrund auf einem Hügel. Da ich vor einem Jarh in Ernen keine Unterkunft reservieren konnte, bringt uns das Postautop nach Binn ins Hotel Ofenhorn, ein Hotel der Klasse "Historische Hotels". Prompt finden sich an diesem Wochenende viele Hotelgäste ein, die sich in Kleidung der Belle Époque präsentieren in einem Hotelambiente, das immer noch diesen Geist atmet und eine wunderbare Gastfreundschaft lebt.

Der zweite Tag bringt uns von Binn via Grengiols nach Mörel. Von Steinmatten gehts hinab zur Römerbrücke und hinauf zur Blatt-Kapelle mit seiner Jakobsfigur auf dem Altar. Grengiols lässt uns rätseln, wie man den Namen ausspricht ("Grängls") und dann folgt der Weg durch verschiedene Weiler, bevor mich die Karte auf einen Weg lockt, der jedoch oft verwachsen und von umgestürzten Bäumen bedeckt ist, im unteren Teil gar mit einem leicht abgerutschten Wegabschnitt aufwartet. Die PilgerInnen meistern diese Herausforderung bravurös, ebenso den Schlussaufstieg von Mörel nach Breiten, wo wir im Hotel Salina Maris untergebracht waren. Die Gastfreundschaft des Hotels Lungwah unten in Mörel ging so weit, dass es im August nicht mehr auf meine Mails reagiert hat. Und als ich eine Woche vor dem Pilgertermin dann etwas besorgt angerufen habe erhielt ich die Mitteilung, dass sie geschlossen haben. Man hielt es aber nicht für notwendig, mich, der ich eine vereinbarte und bestätigte Reservation laufen hatte, darüber zu informieren. Zum Glück hat das Salina Maris uns aufnehmen können! Das Upgrade mit einem Solebad liessen wir uns als Pilgergruppe nicht nehmen! Und ich danke der Spendeperson der Pilgergruppe herzlich, die dieses Upgrade für alle finanziert hat!

Der dritte Tag führte uns von Mörel via Bitsch - der Hängebrücke über die Massa - Naters nach Brig. Die Sportplätze der Walliser Dörfer (Grengiols, Bitsch) bieten gute Rastplätze an. Das Band des früheren Furka - Oberalp - Bahn - Trassees führte uns nach Naters. Leider war das Beinhaus wegen Renovation abgesperrt. Dafür hat uns eine Pilgerbegleiterin aus dem Lötschental mit ihrem Mann im Pfarrgarten mit einem wunderbaren Apéro überrascht. Herzlichen Dank, Caroline und Walter!
Zum Abschluss gings durch das Reich von Kaspar Stockalper mit seinem Schloss, Wahrzeichen von Brig.

GastgeberIn sein / Gast sein auf Erden. Ausgehend vom Beimnhaus und der Realität, dass das Leben nicht für immer da sein wird, stelle ich mich der Frage: Was will ich bis Ende Jahr noch machen? Wen möchte ich noch sehen?  Es gibt Ideen... Es gibt Namen...

Rhein-Reuss-Rhone Weg: Wir werden im Jahr 2022 wieder kommen! Dann wird Martigny das Ziel sein...

21.8.2021 Zu den Höllgrotten im Lorzetal

Recognoszieren ist angesagt, für eine Sommerpilgerwanderung in einem anderen Jahr. Schattig soll die Pilgerwanderung sein, damit sie auch bei Hitze bewältigbar ist. Und zu einem besondern Ort soll sie führen. Meine Wahl trifft die Höllgrotten im Lorzetal, das vom Ägerisee zum Zugersee führt. Es ist eine gute Wahl: Das Tal ist eingeschnitten und schattig. Und da man am Vormittag in Fliessrichtung der Lorze unterwegs ist, kommen einem die Mountainbiker in der Regel von unten entgegen. Man teilt mir ihnen den Forstweg. Nur vereinzelt brausen sie von hinten kommend an einem vorbei. Und es ist eine gute Wahl, weil in der Mitte des Wegs die Höllgrotten liegen. Sie sind ein Besuch wert. Belastend war, dass kurz bevor ich in die Höhle wollte, die Meldung kam, dass ein Mann in der Höhle kollabiert ist und reanimiert wird. Die Sanität ist schon da. Wir müssen verständlicherweise vor der Höhle warten. Die Reanimation dauert an - und wie ihn aus der Höhle herausschaffen, während die Reanimation fortgeführt wird? Die Feuerwehr kommt mit einer kleinen Tragbare. Der Mann muss über Kurven zum Ausgang getragen werden. Es ist eng. Und "Lukas", ein Reanimationsgerät, läuft die ganze Zeit. Ich werde vor der Höhle zusammen mit den anderen Besuchern gebeten, den Zick-Zack Weg zur Höhle hinunterzugehen und Abstand zu halten. Die Retter machen es gut: Es gibt keine Schaulustigen. Dann fahren sie weg. Wir wissen nicht, ob das Herz des Mannes wieder zu schlagen begonnen hat. Der Besuch in der Höhle bleibt danach mit dieser Erfahrung etwas zwiespältig. Danach geht es der Lorze entlang weiter nach Baar. Bei der reformierten Kirche gehe ich das ausgelegte Gartenlybarinth. Ein guter Abschluss des Tages, verbunden mit inneren Gedanken in Richtung Spital.

15.8.2021 Sommerpilgerwanderung unter dem Thema "Das Jahr ohne Sommer" zum Glacière de Monlési zwischen La Brévine und dem Val de Travers

Start zur Sommerpilgerwanderung ist La Brévine, der Kältepol der Schweiz, oder das Sibirien der Schweiz: La Brévine ist der Ort mit der tiefsten je in einer Siedlung gemessenen Temperatur: Am 12. Januar 1987 wurden hier -41.8 Grad Celsius gemessen. Auf der Vorderseite des Gemeindehauses wechselt eine Anzeige ständig zwischen Grono (im Misox, GR) und La Brévine hin und her: In Grono wurden im Hitzesommer 2002 41.5 Grad gemessen, die höchste je in der Schweiz gemessene Temperatur. Es liegen also über 80 Grad Temperaturunterschied zwischen gemessenem Maximum und Minimum! Heute sind wir bei ca 26 Grad unterwegs. Da es schwül ist reicht das, um gehörig ins Schwitzen zu kommen, als wir nach dem Lac des Taillères einen kurzen steilen Aufstieg meistern mussten. Wir sind unterwegs mit dem Thema "Das Jahr ohne Sommer". Es passt zum Juli 2021, der überdurchschnittlich nass war und überdurchschnittlich wenig Sonnenscheindauer hatte. Weltweit gesehen war der Juli der wärmste Monat seit Messbeginn um 1880. Ich habe die Bilder von den Waldbränden in Südeuropa und die Rekordtemperaturen in den USA und Kanada vor mir. Vom Gefühl der Schweiz aus gesehen, war der Juli jedoch kein Sommermonat. Die Redewendung "Das Jahr ohne Sommer" meint jedoch das Jahr 1816. 1815 ist in Indonesien der Vulkan Tambora buchstäblich explodiert. 150 Kubikkilometer Asche wurden in die Athmosphäre gepustet mit der Folge, dass die Sonneneinstrahlung geringer geworden ist. Aschepartikel haben einige Strahlen absorbiert. Es wurde kalt im Jahr 2016. Schnee auch im Juli bis in die Niederungen. Es war nass. Es gab Missernten, wenig Ertrag. Eine Hungersnot breitete sich aus. In Appenzell Innerrhoden verhungerten 10% der Bevölkerung. Eine Zeichnung aus dem Toggenburg zeigt Menschen, die auf einer Weide zusammen mit den Kühen Gras essen. Im Zürcher Oberland und im Glarnerland gab es auch weniger Ertrag, weil erst grad erste Textilmaschinen installiert worden sind. Bauern haben sich von der Arbeit her so neu eingerichtet. 1845 gab es wegen Kartoffelfäulnis eine weitere Nahrungsmittelknappheit und erhöhte Arbeitslosigkeit, weil billiger Stoff aus dem Ausland die einheimische Textilproduktion herausforderte. Die Glarner Regierung sprach Einmahlzahlungen, wer bereit war, in die USA auszuwandern. Das war für den Kanton billiger, als über Jahre Fürsorgegelder an verarmte Persoen zu zahlen. In Wisconsin wurde so das Dorf New Glarus gegründet. Und heute im Jahr 2021? Starkniederschläge und Trockenheit ziehen sich um die Erde. Wo wird es neue Hungersnöte geben? Wo wird der Boden verwüsten? Wo werden sich Menschen aufmachen, um eine neue Existenz zu finden? Wir steigen als Pilgergruppe zum Glacière de Monlési ab. Es geht 20 Höhenmeter einen grossen Schacht hinunter. Unten ist eine Karsthöhle. Die kalte Luft des Winters kann hier nicht weg. Was im Winter als Wasser, das durch den Karst sickert dort gefriert und was als Schnee durch den Schacht herunterfällt, wird nach und nach zu Firn und Eis. Ca 6'000 km3 Eis liegen dort verborgen. Sollten die Winter Niederschlags arm werden, kann es sich nicht mehr genügen erneuern. Es würde dann zurückgehen. Die Temperatur in der Eishöhle liegt bei 1-2 Grad. Eindrücklich ist der Aufstieg durch den Trichterdes Schachtes zurück auf das Niveau des gewachsenen Terrains: Meter für Meter wird es wärmer, bis wir oben wieder in der schwülen Hitze des Tages stehen. Wie wird das hier im Jahr 2050 aussehen, dem Jahr bis dann die Schweiz aus der Verbrennung von fossilen Treibstoffen aussteigen will?

7.8.2021 Schwandergrat - Vrenelisgärtli

Das Tagesziel des Vrenelisgärtli haben wir zwar nicht erreicht: Die angekündigte Schlechtwetterfront kam rascher als angenommen. So sind wir auf dem Schwandergrat umgekehrt und haben dem Vreneli mit unseren Augen ein paar Grüsse gesendet. Dafür kamen wir noch trockenen Fusses im Klöntal an, wenn man von den Tropfen absieht, die sich dann und wann schon als Vorboten des Regens zu uns verirrt haben. Schön waren die zweit Tage trotzdem. und beim nächtlichen Gang auf die Toilette der Glärnischhütte blieb mir buchstäblich der Mund offen, als ich vor die Haustüre trat: Über mir ein Sternenhimmel, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe - und darin die Milchstrasse, die sich über den ganzen Himmel spannte. Ich hätte fast vergessen, noch auf die Toilette zu gehen...

Juli 2021 Wandern im Engadin und seinen Seitentälern

Ein bisschen Sommer geht immer, im Engadin und seinen Seitentälern. Ausgehend von Sent haben wir die Schönwetterfenster genutzt für Wanderungen zur Sesvennahütte mit seinem dahinter liegenden Rassasspitz und der Fuorcla Sesvenna ins Val Sesvenna und S-charl. Der Piz Julier stand auf dem Programm. Und ebenso die lange Wanderung von Casaccia nach Soglio über das Val Maroz und das Val Cam. Die Bergeller Granitriesen standen einem direkt vor der Nase, auch wenn sie sich mit dem Wolkenspiel immer wieder geziert haben. Eindrücklich auch die Gletschertöpfe bei Cavaglia im Val Poschiavo mit einer Aussichts reichen Wanderung hinunter ins Städtchen Poschiavo. Ok, Regentage gabe es auch. Einen haben wir im Dischmatal bei Davos eingezogen, wo wir noch ein Stück des Bündner Jakobswegs gepilgert sind, der uns noch gefehlt hat. Dazu kamen Spaziergänge zur Ruine Tschanüff in Ramosch, auf dem Skulpturenweg von Sur En und das Nutzen eines Schönwetterfensters mit Baden im See Padnal bei Ftan. Sommer 2021: Geht doch!

9.-11.7.2021 auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg von Hospental via Furkapass - Gletsch - Oberwald - Münster nach Reckingen

"Gletscher - oder: Aufs Glatteis geführt", so das Thema der dreitägigen Pilgerwanderung. Ein anderes Thema ist fast nicht vorstellbar, wenn man am Rhonegletscher vorbeikommt. Er ist eigentlich immer noch gross, dieser Gletscher, aber er zeigt alle Spuren des heutigen Gletscherrückgangs in besonderem Mass: Eine Schrumpfung in der Länge: Keine Gletscherzunge mehr, die von Gletsch aus an der Steilstufe beim (heute geschlossenen) Hotel Belvedère sichtbar wäre. Ein Schrumpfung in der Dicke / Masse: Die Seitenmoränen vom Höchststand um 1850 liegen deutlich hoch über dem jetzigen Eis. Ein See an der Gletscherzunge verstärkt den Schmelzprozess am Gletscherende. Die Eisgrotte wird mit Abdeckplanen fast schon verzweifelt am Leben erhalten. Ein erbärmliches Bild, um ein paar Franken einzunehmen... Dabei gäbe das jetzige Gletschervorfeld mit seinen 12 Infotafeln deutlich mehr her. Wo ist der Investor, der aus dem schlafenden Riesen "Furkapass" (mit den Kletterfelsen, den Kristallen, dem Rhonegletscher, dem Gletschervorfeld, der Siedlung Gletsch, der Dampfbahn Furka Bergstrecke und dem Grimselpass einen grossen Wurf macht? Es wäre der perfekte Ort, um die Klimageschichte und den Klimawandel anschaulich zu thematisieren.
Als Pilgergruppe haben wir uns mit dem Thema Eiszeit, zwischenzeitliche Warmzeiten, dem Verlauf der Gletscher in der jetzigen "Warmzeit" und dem ansteigenden CO2 Gehalt in der Atmosphäre auseinandergesetzt. Anschauungsunterricht live, auch mit den Starkniederschlägen und den Murgängen unmittelbar vor dem ersten Pilgerwandertag. Die Klimaerwärmung verstärkt die Extreme des Wetters. Der Erde wird es egal sein. Sie richtet sich ein. Ob es auf dieser Erde für uns Menschen jedoch zum Leben gut sein wird?
Luther meinte einmal: Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, pflanze ich heute dennoch ein Apfelbäumchen.
Es wird gute und viele Pflanzungen brauchen, technische Innovationen, Gesetze, welche die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, und ja: Auch Verhaltensänderungen.
Übrigens: Eindrücklich sind Bildervergleiche, welchen den Rückgang der Gletscher deutlich machen.
Eindrücklich ist auch, dass die Fiescher nicht mehr für einen Rückgang der Gletscher beten, sondern für ein Wachstum. Seit dem 17. Jahrhundert hat der Märielensee am Rande des Aletschgletschers sich immer wieder ins Fieschertal hin entleert und Häuser überschwemmt. Seit dem markanten Rückgang des Aletschgletschers kommt das nicht mehr vor. Die Fiescher haben vom Papst die Erlaubnis erhalten, ihr Gebet an der jährlich am 31.7. stattfindenden Prozession inhaltlich umkehren zu dürfen: Sie beten für ein Wachstum der Gletscher.
Als Pilgergruppe haben wir die drei Tage genossen. Das ruhige und sonnige Schönwetterfenster kam genau zur richtigen Zeit. Heute sind wieder Gewitter angesagt...
Bilder: Hospental - Tiefenbach / Furkapass - Gletsch / Gletsch - Oberwald - Münster - Reckingen.

3.7.2021 Im Val Colla auf den Passo di San Lucio

Es waren BIlder, die ich im Internet gesehen habe, die mich motiviert haben, der Kirche auf dem Passo di San Lucio zuhinterst im Val Colla einen Besuch abzustatten. Die Postautofahrt ab Tesserete bis nach Cozzo dauerte fast eine Stunde. Dann gings los: Zuerst steilt den Hang hinauf, durch Weiden, die von schottischen Hochlandrindern von Gestrüpp freigehalten werden. Dann folgt die Vegetationsstufe mit einem wunderschönen lichten Buchenwald, bevor dann darüber nochmals Grasland folgt. An der Alpe di Cottino vorbei gehts hoch zum Passo di San Lucio. Die Kirche liegt auf italienischem Boden. Leider ist sie geschlossen. Je auf der Schweizer und auf der italienischen Seite liegt eine Hütte mit Beiz: Capanna San Lucio (CH) und Rifugio San Lucio (I). Der Blick geht hinunter zum Lago di Como. Der Pass liegt auf einem Grat, der vom Monte Bar (mit seiner Capanna) über die Capanna Pairolo oder die Alpe Bolla bis zum Monte Bré eine schöne mehrtägige Wanderung ermöglicht. Heute gehts jedoch vom Monte Cucco vom Grat hinunter an einer Ziegenherde vorbei nach Certara. Vielleicht wäre der Abstieg zum Nachbardorf Bogno besser gewesen, denn in Certara haben wir kein Grotto gefunden. So war das Bänklein an der Postautohaltestelle in Certara unser Grotto. Die restliche Verpflegung aus dem Rucksack musste dran glauben. Insgesamt bin ich glücklich mit diesem Abstecher ins Tessin. Die Tatsache, dass ich die verschiedenen Namen immer wieder auf der Karte nachschlagen muss macht deutlich, wie unbekannt mir dieses Tal bisher war: Die kleinen Dörfer kleben wie Nester an den Hängen. Sie haben abenteuerliche Namen.

11.-13.6.2021 Disentis - Oberalppass - Hospental

Am letzten Augustwochenende 2020 mussten wir die Etappe nach Disentis nach Cumpadials abbrechen, da der grosse Regen eine Brücke weggeschwemmt hat. In diesem Jahr ist uns das Wetter wohlgesonnen: Sonne pur! Dafür spielt uns der Schnee reiche Winter auf dem Oberalppass noch einen kleinen Streich: Es liegt noch so viel Schnee, dass wir bis zum Nätschen den Zug nehmen. Was uns auch erst kurz vor dem Wochenende bewusst geworden ist: Die Tour de Suisse begleitet uns an allen drei Tagen. Nein, die Hubschrauber gelten nicht uns, müssen wir uns immer wieder sagen...
Es ist schön, dreit Tage miteinander unterwegs zu sein. Miteinander zwei Abende zu erleben, ermöglicht viel Zeit für das Gespräch, Lachen, Geniessen.
Bilder der Tage 1 und 3 findest du hier:
Tag 1: Sumvitg/Cumpadials - Disla -Disentis - Segnas
Tag 3: (Oberalppass -) Nätschen - Andermatt - Hospental
(Bilder vom Tag 2(Segnas - Mumpé Tujetsch - Sedrun - Selva - Tschamutt (-Oberalppass) sind leider bloss direkt auf der Facebbokseite von Walter Wilhelm zu finden. Irgendwie klappt es nicht mit dem Einbetten hier auf der Homepage von Pilgern und Wandern. Und die tollen Bilderfilme von Patricia sind leider auch nur direkt auf der Facebookseite von Pilgern und Wandern zu sehen. Facebook erlaubt es mir wegen der eingebetteten Musik nicht, hier einen direkten Link zu den Videos zu machen.)

Ich freue mich auf die Fortsetzung im Juli über den Furkapass, wohl wissend, dass bis dann die Sonne dort den Schnee noch kräftig schmelzen muss...

21.-24.5.2021 Pilgerseminar "Den Übergang in den Ruhestand be-gehen, neu starten"

Die Premiere ist geglückt: Ausgehend von der Bethesda Weg-Gemeinschaft haben Hanna und ich ein Pilgerseminar durchgeführt mit dem Thema "Den Übergang in den Ruhestand be-gehen, neu starten".
Wir haben uns dabei mit den Teilnehmenden
- einen Überblick zu den Lebensphasen und den damit verbundenen Übergängen verschafft,
- gefragt, woraus wir uns Erfüllung und Bestätigung erhoffen
- wie das eigene soziale Netz weiter geknüpft werden kann
- wie wir der neuen Lebensphase Konturen geben wollen: Welches Bild will ich malen?
Das Hotel Artos war eine wunderbare Homebase für die täglichen Etappen von Brienz über Oberried, Interlaken, Merligen und Spiez-Faulensee. Zwei Hängebrücken machen deutlich: Es geht, wenn man geht, auch wenn der Boden zuerst noch wackelt... Eine erneute Durchführung des Pilgerseminars im Jahr 2022 ist garantiert. Es hat Spass gemacht, auch wenn mein eigener Übergang in den Ruhestand noch weit entfernt ist.

16.4.2021 Jakobsweg "Ussputzete": Boll - Dentenberg - Gümligen - Kehrsatz

Eigentlich sind die Jakobswege in der Schweiz begangen. Alle. Wirklich alle? Ok: Es gibt noch einzelne Etappen, die als Varianten noch zu entdecken sind. Heute entdecken wir so die Variante, die nach der alten Käserei auf dem Dentenberg nicht via Ostermundigen - Bern nach Kehrsatz führt, sondern via Gümligen: Boll - Dentenberg - Gümligen - Kehrsatz. Der Weg ist lauschig: Durch Feld und Wald und hinunter nach Gümligen zu einer einfachen aber schönen Kirche: Der Innenraum ist weit, hell, hat schöne Glasfenster und eine Pilgerecke mit Stempel und kleinen Sinnsprüchen zum Ziehen. Ich ziehe den folgenden Satz, der nicht nur für das Pilgern gültig ist: "Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen." Dafür erinnert mich das Kunstwerk vor der Kirche, das aus Metall einen Pilger mit Mantel, Hut, Stab und Muschel stilisiert eher an einen der drei dunklen Reiter des Herrschers Sauron als an einen Pilger...Nach dem Unterqueren der Autobahn führt der Weg hoch über der Aare dem Fluss entlang, bevor er über eine gedeckte Holzbrücke die Seite wechselt. Es folgt die Weite des Belpmoos mit seinem Flugplatz bevor es nochmals kurz hinaufgeht nach Kehrsatz. Man würde die Berner Alpen sehen, wenn es nicht so dunstig wäre... Trotzdem: Wenn eine "Usputzete" immer so schön ist wie diese Etappe, dann freue ich mich auf die weiteren sechs Varianten in der Schweiz, die noch darauf warten, begangen zu werden...

10.4.2021 Domleschg: Burg Hohen Rätien - Felszeichnungen Carschenna - Rhäzüns Kirche Sogn Gieri

Stolz thront sie über Thusis: Die Burganlage Hohen Rätien auf dem Felssporn Crap Sogn Gion (Johannisberg), der auf drei Seiten steil abfällt. Schon in der Eisen- und Bronzezeit war der Mensch da, auch die Römer. Der Weg durch die Via Mala ging an ihr vorbei. Ein Turm ist bewohnt, ein anderer Ruine. Die Kirche St.Johann & Viktor aus dem 15. Jh. ist nach der Renovation von 1980 in gutem Zustand. Daneben ist ein Taufbecken (Baptisterium) aus der Zeit um 500 n.Chr. Der Ausblick nach Norden über das Domleschg und nach Süden über die Via Mala ist imposant, die Stärke des heute blasenden Föhnwindes auch... Weiter geht es zu den Felszeichnungen von Carschenna. Sie stammen aus der Zeit um 3'000 oder 2'000 vor Chr. und wurden erst 1965 entdeckt. Der Weg dahin ist schön. Am Schluss landen wir wieder beim alten Bahnhof von Sils im Domleschg. Auf der Heimfahrt machen wir einen Halt bei der Kirche Sogn Gieri (Heiliger Georg, der Drachentöter) in Rhäzüns und staunen: Die ganze Kirche ist innen mit Fresken bemalt. Unglaublich! Der "Rhäzünser Meister" (zweite Hälfte des 14. Jh) hat ganze Arbeit geleistet (Westwand, Südwand, Nordwand), ergänzt durch die leicht älteren Bilder des "Waltensburger Meisters"  (ca 1330/40 -> Chor, Chorbogenwand, zwei Bilder der Nordwand). Ein Wandertag voller Geschichte!

5.4.2021 Von Fribourg via Magdalena Einsiedelei nach Düdingen

Wie neu geboren! Am Ostermontag lässt sich gut mit diesem Thema unterwegs sein. Wie schön wäre es, wenn wir alle wie neu geboren wären und dieses Corona Virus endlich hinter uns lassen könnten. Zumindest wollen viele PilgerInnen heute unterwegs sein. Mit zwei 15er Gruppen machen wir uns auf den Weg. Er folgt heute immer dem Sinn- und Klangweg, der von Fribourg Poya via Magdalena Einsiedelei nach Düdingen führt. Wir starten bei der Skulptur "Augenblick" und beenden den Weg beim "Engel" in Düdingen. Dazwischen spüren wir das Kribbeln im Bauch beim Gongschlag nach dem Überqueren der wunderschönen Grandfey Eisenbahnbrücke. Höhepunkt ist der Besuch in der Magdalena Einsiedelei hoch über der zum Schiffenensee aufgestauten Sense / Sarine. Zwei Einsiedeler haben sie im 17. Jh während 28 Jahren in den Sandstein gehauen: Eine Kapelle, Aufenthaltsräume, Treppen. Das grüne Band davor lädt zum Picknick ein. Und hier sind wir erst noch Windgeschützt. Es braut sich noch einmal ein Rückfall in den Winter an. Wir kommen heute gerade noch ungeschoren davon!

26.3.2021 Rheineck - Rorschach

Jakobsweg "Usputzete" ist angesagt: Wir haben schon alle Jakobswege in der Schweiz erpilgert. Einzelne Varianten oder Anschlusswege aber gibt es noch, z.B. der Zubringer zum "Rorschacher Ast", der die Verbindung von Bregenz nach Rorschach herstellt. Eingestellt habe ich auf dem Weg von Rheineck nach Rorschach mich auf einen landschaftlich langweiligen "Waggel", mehrheitlich entlang der Autobahn. Die Realität erfreut mich mit einem Weg, der oft dem alten Rhein entlang zum Bodensee führt und auch dort oft am Rand des Naturschutzgebietes und Ried entlangführt. Weiden und Pappeln waren unsere ständigen Begleiter, brütende Schwäne, einwassernde Schiffe, eine hartgesottene Schwimmerin (das Wasser ist noch kalt...) und in Rorschach eine sagenhafte Weite mit dem entsprechenden Blick über den Bodensee, der ruhig daliegt und auf den Sommer wartet.

26. und 28.2.2021 Schneeschuhtage

Eigentlich wären wir jetzt im Val Schoms unterwegs an den Hängen oberhalb von Wergenstein, Mathon und Lohn über dem Dorf Zillis. Corona lässt grüssen. Es gilt eine Obergrenze von 5 Personen. Die Tage der Stille auf Schneeschuhen sind also abgesagt. Mit zwei kleinen Gruppen bin ich am Freitag auf der Lombachalp oberhalb von Habkern unterwegs. Und am Sonntag im Diemtigtal auf dem Springenboden. Kaiserwetter. Wir geniessen den frühlingshaften Tag, die Sonne, die Aussicht. Wergenstein: Wir kommen! Aber erst im 2022...

23.2.2021 Von Visperterminen auf den Gebidum

Es waren zwei eigentümliche Tage bei Visperterminen. Am Dienstag ging es auf einer Schneeschuh- autobahn (alles maschinell gewalzt...) auf den Gebidum. Durch die Autobahn verliert der Weg an Reiz, dafür ist die Aussicht vom Gebidum phänomenal - wenn nicht Saharastaub die Weitsicht trüben würde. Wir wurden durch den Abstieg entschädigt, für den wir auf dem Hochplateau zuerst den Weg durch lauschige kleine Tälchen und Geländerücken wählten. Im Zug heimwärts stellte ich fest, dass ich mein Natel verloren hatte. Am Tag darauf der Anruf: Es wurde gefunden. Ich ging es am Donnerstag holen. Kein Saharastaub mehr in der Luft, alles liegt klar vor mir. Wunderbar! Was für ein Wechsel! Dem verlorenen Natel sei Dank!

15.-20.2.2021 Im Walserland des Safientals

Vier Tage unterwegs im Safiental, DAS Walsertal schlechthin: Vom Bahnhof Versam-Safien in der Rheinschlucht folgen wir der wilden Rabiusa ins Safiental, das lieblich wird, je weiter man nach hinten kommt. Und von dort her, über den Safienberg kamen wohl auch die Walser von Splügen her ins Tal und haben es in der typischen Walser Streusiedlungsart besiedelt. "Z'Hinderscht" (das heisst dort wirklich so), sind das Gästehaus Wanna, das Turahus und der Gasslihof, die in Thalkirch Übernachtungsplätze anbieten. Sie liegen alle ideal für Touren durch sanft geneigte Hänge. Wir sind dort zur Falätscher Hütta unterwegs und auf dem Tscheurig Trail. ZwischenThalkirch und Safien Platz führt der Camana Trail durch typisches Walserland: Die Häuser und Ställe sind über den ganzen Hang verteilt, z.T. wie auf einer Perlenkette aufgereiht. Und ganz vorne im Tal laufen wir von Tenna mit seinem Solarskilift aufs Tenner Chrüz hinauf, von wo man eine tolle Aussicht über die Rheinschlucht zur geologischen Linie der Glarner Hauptüberschiebung bei den Tschingelhörnern hat. In Tenna lohnt sich zudem der Besuch der Kirche mit den Fresken aus dem frühen 15. Jh. Unser Base Camp war daas Gsthaus Rathaus in Safien Platz. Einfach, günstig, gut. Der einzige Wermutstropfen des Tals: Wenn man nicht nur in Thalkirch unterwegs sein will, gibt es tägliche Postautofahrten. Ganz schön kurvig. Aber das Fazit ist klar: Die Tage der Stille auf Schneeschuhen im Jahr 2023 werden im Safiental stattfinden.

6.2.2021 Niederbauen Chulm

Sonne war einmal angesagt, dann kam der Saharastaub dazwischen, buchstäblich: Der Himmel färbt sich pastellfarben gelb - ogger. Und fast wäre der Föhn auch noch dazwischen gekommen: Aber das Seilbähnli, das von Emmetten auf den Niederbauen hochfährt, kämpft sich tapfer aufwärts. Mit den Schneeschuhen machen wir uns auf den Niederbauen Chulm auf. (gegenüber auf der Rigi sagt man dazu "Kulm") Wenn wir im Windschatten sind, spüren wir von allem wenig. Kommen wir auf den Grat, pfeift uns der Wind entgegen. Wir kommen oben an. Die Sicht über den See ist gut, viel weiter reicht es nicht: Der Saharastaub ist im Weg. Schön war es trotzdem. In Übung bleiben...

5.2.2021 Auf dem Kloster Fahr Weg von Zürich nach Dietikon

Die Bahnhofshalle im HB Zürich ist gespengstisch leer: Nicht nur, dass keine Leute drin sind, nein sie ist auch sonst leer. Nur der schützende Engel von Niki de Saint Phalle schwebt und wacht wie eh und je hoch oben in der Luft. Es geht immer der Limmat entlang auf dem Kloster Fahr Weg. Wir recognoszieren bei 14 Grad eine Winter(!) Pilgerwanderung... Vor 2 Wochen lag auf dem Platzspitz noch 40cm Neuschnee. Heute sehen wir nur noch die herumliegenden Äste, die den Schnee buchstäblich nicht mehr ertragen haben. Der Weg folgt bald einem alten Bahntrasse. Ein Bahnhof steht mit dem Namen Transhelvetica vor sich hin. Mit der Zeit dünnt sich die Stadt mehr und mehr aus. Es folgt die grüne Werdinsel und dann gehts hinaus aus der Stadt zum Kloster Fahr, einer Benediktinerinnenabtei, die mit Einsiedeln ein Doppelkloster bildet. Die Lyrikerin Silja Walter lebte hier als Benediktinerin. Ein Weg mit 10 Stationen gibt Kostproben ihrer Gedichte. Das Kloster ist insofern ein Unikum, als es eine aargauer Exklave ist, rundum vom Kanton Zürich umgeben. Ausser der St.Anna Kapelle ist leider alles Corona bedingt geschlossen. Wir wandern weiter nach Dietikon, endlich einmal auf dem Uferweg, neben dem die Eisenbahnlinie nach Zürich verläuft und ich schon x-mal aus dem Fenster geschaut habe, weil das so ein schöner Abschnitt ist. Beeindruckend sind auch zwei Dinge: Es ist ein Weg der gefühlten 50 Brücken. Nicht dass man viele überquert, aber man trifft laufend welche an. Und auf dem kurzen Wegstück von Glanzenberg nach Dietikon (1km) sind bestimmt 12 Züge vorbeigefahren. Ein dichter Fahrplan... In Wettingen steigen wir nochmals aus dem Zug, um die Klosterkirche zu besichtigen. Leider zu, den ganzen Winter über. Ab März ist sie wieder offen... Wir kommen wieder.

23.1.2021 Bei Not Vitals Kugel auf dem See bei Tarasp - Fontana

Und nochmals im Winter auf dem Weg zu einem Kunstwerk: Mitten im See von Tarasp - Fontana schwimmt auf einer Plattform eine verspiegelte Kugel von Not Vital, dem Schlosshern von Tarasp. Das Eis ist jetzt im Januar dick genug, um zur Kugel auf dem See hinauslaufen zu können. Ein eindrückliches Werk, das in sich selber nochmals verschiedene Einbuchtungen hat, die alles verkehrt rum darstellen. Schön!

10.1.2021 Das "Mirage Gstaad" bei Schönried

Zuerst drehen wir im Sparenmoos oberhalb von Zweisimmen eine kleine Schnupperrunde auf den Schneeschuhen bevor es dann zum Hauptziel des Tages geht: Zum "Mirage Gstaad", dem Spiegelhaus von Doug Aitken, das von Februar 2019 - Febr/März 2021 bei Schönried steht. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, auf dieses Haus zuzugehen, in dem sich die Landschat rundum spiegelt. Je nach Blickwinkle verschwindet das Haus beinahe, weil die Spiegelungen es perfekt in die Landschaft einbetten. Das Haus steht noch bis Ende Februar, evt. noch bis in den März hinein. Es ist lohnenswert, sich das noch anzusehen!

31.12.2020 Obermutten - Muttner Alp

Lang ist die Anreise von Basel nach Obermutten, aber es lohnt sich. Ab den Soliser Brücken der RHB windet sich die Bergstrasse via Solis und Mutten hoch bis Obermutten, einer schmucken Walsersiedlung auf einem Sattel des Bergrückens auf 1'800m Höhe. Die Siedlung besteht aus ca 3 Dutzend Walserhäusern, einem Hotel und einer Holzkirche. Die Schneeschuhtour führt heute zur Muttner Alp, von der aus sich ein tolles Panorama öffnet ins Val Schams mit dem Piz Beverin, dem Heinzenberg, Domleschg und hinüber Richtung Lenzerheide. Ein Föhnfenster beschert uns Sonnenschein. Ein Bartgeierpaar beehrt uns mit einem Überflug. Zurück in Obermutten mache ich ein Foto des letzten Sonnenlichtes des Jahres 2020. Ein versöhnlicher Abschluss! (während am 2.1.2021 die Schneeschuhtour auf den Chasseral ohne Sonne auskommen muss...)

19.12.2020 Start in die Wintersaison auf der Lombachalp

Unverhofft gibt es einen Schneeschuhtag auf der Lombachalp. Ein kleines Geburtstagsevent eines Freundes muss wegen Corona verschoben werden, aber draussen unterwegssein geht - und was haben wir für einen Prachtstag erwischt! Sonne pur, eine wunderschöne Spur, die sich in ständigem leichten auf und ab durch die Landschaft schlängelt. Zuerst durch Wald hoch, dann dem Grat entlang mit freiem Blick rundum und am Schluss wieder hinunter in den lichten Wald, in dem sich Licht und Schatten ständig reizvoll grüssen. Fast hätte ich mich unter die Bettdecke einer Alphütte gelegt, habe dann aber den prima Tisch und Bank fürs Picknick vorgezogen. Ach ja, und dann die Heimfahrt, die Nachrichten am Radio: Der Bundesrat hat wieder einmal zu Corona Entscheidungen getroffen. Ein déjà vu stellt sich ein: Wir sind schon im März nach einer Skitour in St.Antönien nach Hause gefahren, als in den Nachrichten der erste Lockdown verkündet worden ist...

30.11.2020 Auf dem Stockalperweg vom Simplonpass nach Simplon Dorf

Wetterprognosen haben etwas Eigentümliches an sich: Am 30.11. sind wir nochmals an einem sonnigen Herbsttag vom Simplonpass nach Simplon Dorf unterwegs, wissend, dass am Tag darauf hier oben Schneeflocken tanzen und der Winter einziehen wird. Heute ist das bloss zu erahnen: Der Simplonpass zeigt sich Schnee frei. Erst ab ca 2'500 m ü. M. beginnen Schneeflecken die Hänge zu zieren. Dass Herbst ist wissen wir aber von der Anfahrt her: Das Rhonetal und mit ihm die Stadt Brig liegen unter einer Nebeldecke, die dick und schwer über dem Tal liegt. Wir stossen mit dem Postauto hindurch und hinauf, schlängeln den Pass und über die eindrückliche Ganterbrücke auf den Pass hoch, wo wir unsere Wanderung beim Hospiz der Benediktiner beginnen. Wir, das sind Elsbeth, Maya, Adrian und ich: Ich habe die Wanderung via Whatsapp Status angezeigt und eingeladen mitzukommen, wer mag. So sind wir zu viert unterwegs, eine spontane und doch irgendwie vertraute Gruppe, auch wenn sich nicht alle kennen. Von der Landschaft rund um den Simplonpass bin ich hell begeistert. Der Pass zieht sich. Es geht nicht einfach steil hoch und dann gleich wieder steil hinunter. Von der Passhöhe an zieht sich der Pass eher in einer sanft geneigten Hochebene nach Süden. Wir sind auf dem Stockalperweg unterwegs, wie der Wanderweg zu Ehren des Briger Handelsherrn Kaspar Stockalper genannt wird. Er hat den Simplonpass in der zweiten Hälfte des 17. Jh. zu einer sicheren Handelsverbindung über die Alpen nach Italien ausgebaut. Napoleon hat hundert Jahre später den Weg zu einer Strasse ausgebaut. Heute gilt die Strasse als Nationalstrasse, die ganzjährig befahrbar ist. Lastwagen sind unterwegs, doch der Wanderweg ist oft durch kleine Hügel von ihrem Lärm abgeschirmt. Am alten Spittel (Hospiz) , das Stockalper hat bauen lassen, machen wir Mittagsrast. Einige Höhenmeter weiter unten zieht sich das Barralhaus über die Ebene. Es ist nach dem Gründer der Missionsgesellschaft Bethlehem benannt, der das Haus 1902 als Ferienlagerhaus für die Schüler der Missionsgesellschaft hat bauen lassen. Seit 2007 gehört das Gebäude dem Militär und wird als Truppenunterkunft benutzt. Dann gehts weiter über Weiden, die von Lärchen durchzogen sind. Gemütlich geht's immer leicht bergab, am Weiler Egga vorbei mit der Kapelle, die Johannes dem Täufer gewidmet ist bis nach Simplon Dorf. Dort liegt das Hotel Post genau in der Mitte zwischen Brig und Domodossola. Napoleon hat das Haus erbauen lassen. Ich vermute, dass sich nach und nach weitere Häuser dazu gereiht haben. Warum sonst sollte hier im Nirgendwo ein Dorf entstehen? Heute ist das 300 Seelendorf ein schmuckes Dörflein, das mit Joseph Escher den ersten Walisser Bunderat gestellt hat. Drei Hotels zeugen von einem gewissen Tourismus. Das Laggin- und Zwischenbergtal und die Schlucht nach Gondo locken Wanderer und Biker in die Gegend. Wir ziehen mit dem Postauto wieder nach Norden, über den Pass unter den Nebel nach Brig und heim. Zwei Tage später zeigt die Webcam auf dem Simplonpass eine geschlossene Schneedecke. Ich habe die Wanderschuhe in den Keller gestellt und die Schneeschuhe in den Vordergrund gestellt. Damit sehe ich den Simplonpass in diesem Winter bestimmt wieder!

20.11.2020 Eclépens - La Sarraz - Romainmôtier

Am Anfang und Ende dieses Tages, derm ich von Eclépens nach Romainmôtier geführt hat,  stehen zwei interessante Bauwerke: Der Canal d'entre roches und die frühere Abtei-, jetzt Pfarrkirche, in Romainmôtier. Der Canal d'entre roches war Teil der Idee, den Neuenberguersee mit dem Genefersee mit einem Kanal zu verbinden. Im 17. Jh. wurde die Strecke von Yverdon bis Cossonay auch tatsächlich gebaut - hier durch das Tälchen "zwischen den Felsen" hindurch, so die Übersetzung von "entre roches". Auf die Idee gekommen sind Leute aus Holland, die von der Nordsee via Rhein - Aare - Bielersee - Neuenburgersee - Kanal - Genfersee und der Rhone eine schiffbare Verbindung schaffen wollten. Die 56 Höhenmter von Cossony zum Genefersee sind nie realisiert worden. Das Projekt war zu teuer - und im 19. Jh. - als die Idee wieder aufgegriffen worden ist - war rasch klar, dass die aufkommende Eisenbahn schneller sein wird als eine Schiffsverbindung. Der Teil zwischen den Felsen ist als Überbleibsel erkennbar, auch wenn der Kanal schon arg zugewachsen ist. Nach der Enge zwischen den Felsen biege ich nach La Sarraz ab, das ich jedoch nur am Rand streife. Weiter gehts über das Gelände der "Communauté des diaconesses de Saint - Loup", die einzige evangelische Diakonissengemeinschaft in der Suisse Romande, die - wie das Diakonat Bethesda in Basel auch - ihre Wurzeln im 19. Jh hat. Heute hat die Gemeinschaft noch 30 Mitglieder und bezeichnet den Ort als "Montagne de prière". Zum Gelände gehören ein Spital und eine Pflegefachschule, die aber von der Diakonissengemeinschaft unabhängig geworden sind. Dann biege ich in das Tal des Flüsschens Nozons ab, das hier durch eine Schlucht fliesst. Eine Gämse beäugt mich und schnaubt mich an. Mit der Pilgergruppe werde ich den Weg dem Bach entlang nach Romainmôtier gehen. Die Pfade auf das Plateau hinauf sind mir dafür zu heikel, vor allem weil ich plane, die Pilgerwanderung im Winter zu machen. Heute erreiche ich jedoch Romainmôtier über das Plateau und stehe bald vor der beeindruckenden romanischen Abteikirche. Ursprünglich im 5.Jh. als Kloster gegründet, ist die Kirche nach der cluniaziensichen Klosterreform und Bewegung im 10. Jh. neu gebaut worden und hat sich als Zisterzienserkloster entwickelt. Leider ist der Kreuzgang nach der Reformation abgebrochen worden. Kaum vorzustellen, wie (noch) toll(er) das Ensemble damit aussehen würde! Gleichwohl ist der Ort beeindruckend. Heute dient das ehemalige Kloster als Kirche der ev.-ref. Kirchgemeinde. Ihr Innenraum ist schlicht, und schön. Romanik halt, so wie es mir gefällt... Nach dem Besuch im Office du Tourisme spute ich mich, um den Zug in Croy zu erreichen, das mit Romainmôtier gemeinsam einen Bahnhof hat. Es war kühl heute. Ich bin die Strecke am Stück durchgewandert. Mit der Gruppe wird es Pausen geben...

9.11.2020 Treib - Emmetten - Beckenried

Heute füge ich noch ein fehlendes Puzzle Stück in meinen Jakobsweg ein: Wir sind anno dazumal von Brunnen mit dem Schiff direkt nach Beckenried gefahren. Heute geht's nur bis Treib und dann von Treib zu Fuss via Emmetten nach Beckenried. Auf der Überfahrt von Brunnen nach Treib scheint sich der Nebel zu lichten. In Treib angekommen ist aber klar: Ich wandere zuerst noch in den Nebel hinein. Aber das Nebelmeer ist zum Glück nicht dick: Schon bald lugen die ersten Bergspitzen durch den Nebel hindurch hervor - und dann bewege ich mich gerade knapp über der Nebelgrenze. Ein faszinierendes Gewaber! Beim Aufstieg in Richtung Emmetten lasse ich den Nebel dann endgültig hinter mir und bei Sonnwil treffe ich auf eines der letzten Schilder der Tessiner / Urner Anschlusswegs. Er endet in Emmetten bei der Kirche. Emmetten liegt zwar auf einem einigermassen hohen Plateau (=über dem Nebel) hat aber die Berge im Rücken: = Das Dorf liegt mehrheitlich im Schatten. Und auf dem Weg hinunter nach Rütenen, das schon wieder am Vierwaldstättersee liegt, tauche ich dann wieder in den Nebel ein. Schön ist: Der Nebel schluckt die Geräusche. Es ist alles viel leiser. Auch schön!

7.11.2020 Zum Paxmal am Walenstädterberg

Es ist ein bisschen mühsam, das Gehen auf dem Teersträsschen von der Kurklinik Walenstadtberg hinauf nach Hochrugg: Wanderer und Autos wechseln sich in hohem Rhythmus ab. Oben angekommen wird auch der Grund ersichtlich: Eine Militärkaserne. Das Teersträsschen war dafür offenbar nötig. Zum Paxmal von Karl Bickel ist es ab Hochrugg nicht mehr weit. Bald steht man davor. Eindrücklich, aber irgendwie auch klar aus einer anderen Zeit: Eine Bau nach Art eines klassizistischen - griechischen Tempels und Wandbilder, deren Entstehungszeit (1924-1949) nicht geleugnet werden kann. Wie würde man heute "Frieden" baulich und bildlich darstellen? Bie der Pilgerwanderung im Sommer 2022 gibt es was zu tun... Frieden entsteht heute auch, weil Joe Biden zum 46. Präsident der USA ernannt werden wird. Doanld Trump wird gehen müssen. Immerhin wird die Sprache und das Verhalten friedlicher werden, auch wenn ich leichte Zweifel habe, dass die Welt friedlicher wird. Aber wie sagte es der CNN Reporter Van Jones so schön (und unter Tränen): "Seit heute ist es einfacher, Vater zu sein. Es ist einfacher, seinen Kindern zu sagen, dass der Charakter wichtig ist, dass die Wahrheit wichtig ist. Dass ein guter Mensch sein wichtig ist." Danke. Wir entschliessen uns kurzfristig, an den Besuch des Paxmals eine kleine Rundwanderung anzuhängen und wandern an der Alp Schrina vorbei über Schwaldis und "hindere Wise" zurück nach Walenstadtberg Dorf. Eindrücklich der Blick auf den Walensee hinunter. Schön, der Blick das Tal hinauf in Richtung Sargans, wo links die Palfries Hochebene sichtbar ist, bei der wir vor einer Woche waren. Und dahinter ragt der Piz Linard in den Himmel. Das Unterengadin lässt grüssen!

1.11.2020 Von Palfries zur Sennis Alp

Bevor die Seenis Alp ganz dicht macht (das Kurhaus ist schon eingewintert, die Dépendance daneben hat heute noch geöfffnet), machen wir uns von Palfries aus auf den Weg zu ihr. Es ist für mich eindrücklich: Vom Talboden zwischen Flums und Sargans aus sieht man bloss mächtige Felswände mit herabstürzenden Wasserfällen. Dass sich 1'000 Höhenmeter weiter oben nochmals eine grosse langgezogene Hochebene breit macht (Walserland!), bevor es nochmals über senkrechte Wände zu den Gipfeln hoch geht, ist von unten kaum erahnbar. Und doch ist sie da, diese Hochebene: Wunderbares Alpland, lieblich und wild-schroff zugleich, so wie es zwischen den Felsstufen aufgereiht ist. Die Seilbahn, die uns nach Palfries hochfährt, war lange dem Militär vorbehalten. Seit 2017 ist die für den zivilen Personentransport geöffnet. Ein Verein mit Freiwilligen betreibt sie. Toll! Oben zeigen sich uns immer wieder neue Ausblicke über die Weiden hinüber zum Pizol, den Flumserbergen mit Spitzmeilen, dem Mürtschenstock, dem Walensee und den Churfirsten. Vom Kurhaus Sennis Alp bringt uns dann ein Bus wieder zurück ins Tal. Fazit des Tages: Sehr geeignet für eine Herbstpilgerwanderung. (Wobei vor 5 Tagen noch 30cm Neuschnee lagen. Er ging rasch wieder weg. Fast hätten wir Schneeschuhe gebraucht...)

18.10.2020 Rund um das Safrandorf Mund

Er ist eine Reise wert, die Safranblüte rund um Mund. Aus der Distanz könnte man sie für Herbstzeitlosen halten, aber jene haben nicht diese satt dunkelroten Narben, aus denen das Safrangewürz gemacht wird: 120'000 bis 130'000 Blüten muss man so von Hand "ernten" und bearbeiten, bis 1kg Safran entsteht. Wahrlich ein Gewürz, das Gold wert ist. Auf Äckern mit einer Gesamtfläche von ca 2.3 Fussballfeldern wächst dieses Gold hier. Wir schauen es uns an, sind fasziniert von der Schönheit dieser Blumen, die jweils von ca Mitte Oktober bis in den November hinein blühen. Dann gehts mit der Pilgergruppe weiter ins Gredetschtal hinein und entlang der "Oberschte" Suone zurück nach Birgisch. Und das alles begleitet von einem blauen Himmel, weiss verzuckerten Bergen und einer herbstlich gestimmten Landschaft auf Höhe der Dörfer Mund und Birgisch. Einfach himmlisch! So langsam sind wir als Pilger mit den regnerischen Tagen auf dem Bündner Jakobsweg in der Surselva versöhnt....

12.10.2020 Vom Kloster Claro nach Osogna

Nach dem heutigen Tag ist es mir schwer gefallen, für diesen Wanderbeitrag ein Bild auszulesen:
- Soll ich ein Bild aus dem Gotthardbasistunnel hochladen, auf dem die Distanz bis zum nächsten Sicherheitsstollen ersichtlich ist, der zur anderen Tunnelröhre führt? Wir sind lange im Tunnel steckengeblieben. Der Lokführer versuchte, die Elektronik im Führerstand herunterzufahren und wieder hochzufahren, was ihm wohl auch gelungen ist, aber die Signalstörung wollte und wollte nicht verschwinden. Nach der fünften Lautsprecherdurchsage freundete ich mich schon mit dem Szenario an, dass der Zug nicht mehr wegkommt und wir - durch die Verbindungsstollen zwischen den beiden Tunnelröhren gehend - in einen Ersatzzug steigen müssen, der in der parallel verlaufenden Röhreextra für uns hingefahren würede. Es kommt nicht soweit: Endlich klappt es doch noch mit der Weiterfahrt und mit 85 Minuten Verspätung mache ich mich von Bellinzona anstelle des Busses mit einem Taxi auf zur Luftseilbahn, die vom oberen Dorfrand von Claro zum Benediktinerinnenkloster S.Maria Assunta hochfährt. Aber nein, so ein Bild aus dem Tunnel ist mir zu dunkel...
- Soll ich ein Bild der Seilbahn hochladen? Ich melde mich per Knopfdruck an und eine Nonne öffnet mir elektronisch vom Kloster her die Türe zur Kabine - und setzt diese in Bewegung, nachdem sie sich via Kamera vergewissert hat, dass ich eingestiegen bin und die Türe verschlossen habe. Oben bezahle ich die Fahrt an der Klosterpforte. Wieder eine Stimme aus dem Lautsprecher, beäugt von einer "Überwachungs"kamera, lege ich den Fahrpreis in eine Schale, die an einem sich drehenden hölzernen Rund"fenster" auftaucht. ("Fenster" in Anführungszeichen, weil es ja aus Holz besteht. Man sieht nichts! Die Nonne bleibt unsichtbar. Die Benediktinerinnen leben in Klausur. Es gibt - ausser bei den Stundengebeten in der Kirche - keinen Sichtkontakt mit ihnen. Nein, so ein Bild will ich auch nicht hochladen...
- Soll ich ein Bild der wunderschön auf Lichtungen gelegenen kleinen Weiler Moncrin oder In Caurí hochladen? Die Tessiner Steinhäuschen (mehrheitlich Wochenendhäuschen) liegen auf sonnigen Aussichtsterrassen. Ich tue es nicht. Die Qual der Wahl der Bilder!
- Soll ich ein Bild von einem grossen, mächtigen, alten von Wind und Wetter gezeichneten Kastanienbaum hochladen? Er wäre es wert - samt den stacheligen Früchten, die meinen Weg durch die lichten Kastanienwäldern säumen. Ich tue es nicht. Die Qual der Wahl der Bilder! (A propos Kastanienbäume: Es muss vor Kurzem ein kräftiger Sturm durch den Hang gefegt sein. Ich muss über grosse Bäume kraxeln. Einige muss ich im steilen Gelände umgehen. Gut, wenn hier mal wieder eine Motorsäge vorbeikommt!)
- Soll ich ein Bild der überraschend im Wald auftauchenden Kirche Sta. Pietà hochladen, von der man das ganze Tal zwischen Bellinzona und Biasca überblickt? Die Qual der Wahl der Bilder...
- Ich entscheide mich schliesslich für ein Bild der Smaragd grün schimmernden Boggera. Der Bach taucht wie aus dem Nichts auf. Ein Wasserfall stürzt sich in ein Becken, das bei wärmeren Lufttemperaturen zum Bad einlädt. Die Felsen spiegeln und brechen das Licht. Ich kann mich fast nicht lösen von der Schönheit des schillernden Grüns...
Und dazu kommt: Während auf der Alpennordseite nass kaltes Wetter herrscht, ist hier im Tessin keine Wolke zu sehen. Der Nordföhn bläst. Ich muss mich losreissen von diesem Licht, von dieserLandschaft, von dieser Natur.  Mit heute Abend sind meine Ferien zu Ende. Morgen beginnt das hauptberufliche Arbeitsleben wieder. Heute war ein würdiger Abschluss meiner Ferienzeit!
- Ach ja: Und wer doch noch ein paar andere Bilder der Wanderung von Claro nach Osogna sehen will. Sie gibt es hier.

20.9.2020 Durch die Ruinaulta (Rheinschlucht)

Nein, ein Geheimtipp ist sie schon lange nicht mehr, die Ruinaulta. Das kann sie auch nicht sein. Dafür ist sie zu gross, zu auffällig, zu schön und deshalb zu bekannt. Der Bergsturz vom Flimserstein hat vor ca. 10'000 Jahren das Tal überschüttet. Der Rhein hat sich zu einem See aufgestaut und nach und nach ein 350m tiefes Bett herausgewaschen. Heute zeigt er sich in einer entsprechenden Schlucht. Die Leute liebe das, aber sie verteilen sich an diesem Herbstsonntag doch recht gut. Und vor allem begegne ich am Anfang auf dem Weg vom Dorf Valendas zur Aussichtsplattform Alix keinem Menschen. Der Blick hinunter in die Schlucht ist imposant - und etwas gefährlich, zumindest einige Meter neben der Aussichtsplattform: Es geht senkrecht nach unten - und das gewachsene Terrain steht sogar etwas über die Kante hinaus... Zurück in Valendas geniesse ich noch eine Weile das Bild des um das Jahr 1760 erbauten grossen Brunnens im Zentrum. Er ist der grösste historische Holzbrunnen Europas. Die Brunnenfigur, eine Meerjungfrau, wird mir an verschiedenen Stationen heute noch mehrmals begnen mit ihren Geschichten und Erzählungen. Das Engihuus hinter dem Brunnen hat einen Kern aus dem Jahr 1517. Ein schönes Bild, dieser Dorfplatz! Gegenüber lockt im "Alten Schualhuus" eine Ausstellung zur Gegend. Die Meerjungfrau führt akustisch hindurch. Dann steche ich hinunter zum Bahnhof Valendas und wandere dem Vorrhein entlang hinab zum Bahnhof Versam-Safien. Links der Rhein mit Kanus, Kajaks und Schlauchbooten, rechts die RhB mit Zügen in fotogenem regelmässigem Zeitabstand. Und darüber hinaus links und rechts aufsteigend immer wieder neue Felsformatoinen und Felstürme. An einzelnen Stellen kann man ans Wasser. Die Ruinaulta muss dabei zwei Dinge möglich machen: Naturschutzgebiet sein und hunderte von Leuten durchschleusen. Die Flussregenpfeifer und Flussuferläufer sind darauf angewiesen, dass die Menschen ihre Gelege auf den Kiesinseln in der Brutzeit nicht betreten und Abstand halten. Schilder weisen darauf hin. Sie sind eigentlich nicht zu übersehen. Mögen sie Erfolg haben!

14.9.2020 Ein Stück Grönland in der Schweiz

Nein, er ist nicht in Grönland, der Grieslisee (oder Griessee). Und er ist auch nicht irgendwo hoch oben im Wallis, sondern einfach unterhalb der Nordwand des Clariden beim Klausenpass gelegen. Auf knapp 2'100m hat sich in den letzten 30 Jahren ein Gletschersee gebildet. Beim Rückgang des Eises ist das Schmelzwasser irgendwann nicht mehr ganz als Bach abgeflossen, sondern hat sich zumindest zum Teil in einer kleinen Mulde gesammelt. Und wenn dann schon mal Wasser liegt, dann heizt das den Schmelzprozess des Eises noch mehr an. Unterdessen hat sich so ein beachtlicher See gebildet. Ich rede eher von Griessee als von Griesseeli... Und: Bei der Schneeschmelze im Frühsommer 2019 hat Schnee den Ausfluss verstopft, der See ist angeschwollen und hat sich Mitte Juni einen Durchgang durch den Schnee geschaffen und sich als Sturzbach wieder auf das frühere Niveau entleert. Bei der heutigen Wanderung vom Klausenpass zum Fisentenpass liegt er ruhig in seiner Gletschermulde. Die Eiswand, die in den See mündet rumpelt immer wieder vor sich hin. Kleine Eischberge (oder sind es nur Eisschollen?) schwimmen im Wasser herum - wie ein hartgesottener Schwimmer auch... Der weitere Weg (vom Klausenpass via Griessee) zum Fisetenpass ist lohnend: Der Blick schweift über den Urnerboden bis weit ins Glarnerland. Und mit der Seilbahn geht es gemütlich hinunter zum Urnerboden. 6 Personen passen hinein. Wir haben nicht reserviert und schlüpfen gerade rechtzeitig in die Schlange, um unten dann das Postauto gemütlich ohne zu rennen zu erreichen. Ein eindrücklicher Tag!

11.9.2020 Im wilden Gasteretal

Das "asteregesicht

Eigentlich dürfte es gar nicht da sein, das Gasteretal bei Kandersteg. Zumindest erwarte ich nicht, dass hinter der Blüemlisalpkette ein solches Hochtal liegt, das gleichzeitig tief zwischen zwei Bergketten eingeklemmt ist. Nun aber ist es da: Der Kanderfirn und der Balmhorngletscher sorgen für Wasser, für viel Wasser. Das Tal ist von einem Auenwald durchzogen. Das Wasser sucht sich immer wieder neu seinen Weg. Hinten im Tal hat Hochwasser Wiesen mit Geröll belegt. Wasserfälle stürzen über Felswände, in denen wiederum das Gestein lange Falten bildet. Es ist, als ob man das Ächzen des Gesteins hört, das sich verformt hat. In Selden kann man im Berghotel Steinbock die Gasterebibel bestaunen. Sie ist aus dem 17. Jahrhundert und wird jeweils vom ältesten Bewohner des Tal gehütet, wohlweislich in einem Safe. Darüber wacht auch das Gasteregesicht: Eine Felsformation, die wie ein Gesicht aussieht. Bevor die Kander nach einem Rechtsbogen ins Tal nach Kandersteg hinunterstürzt, lädt das Hotel Waldhaus zu einem Halt ein - auch zum Übernachten: Kerzenlicht wird eine romantische Stimmung herzaubern. Strom sucht man dort vergebens. Ein Abstecher in eine wilde, rauhe und gleichzeitig so romantische Gegend. Ein Busverkehr (Reservation nötig!) erleichtert einem die Anreise, oder die Heimreise.

29./30.8.2020 Pilgerwochenende in der Surselva von Waltensburg nach Disentis

Es ist Regen angesagt, wirklich viel Regen. In der Schweiz gilt für das Tessin und Teile von Graubünden (auch für die Surselva) die höchste Warnstufe 5: Starkregen - Gefahr von Murgängen, Erdrutschen und Überschwemmungen. Ich passe im Vorfeld meine Route von Waltensburg nach Rabius und von Rabius nach Disentis an: Nur befestigte Wege, nur Brücken und keine Bachdurchquerungen auf Niveau des Wassers. Es hat sich bewährt, auch wenn uns ein Gemeindearbeiter nach Cumpadials darauf hinweist, dass nach Falens eine Brücke schon nicht mehr da ist. So legen wir die Schlussstrecke nach Disentis im Zug zurück. Gleichzeitig gilt für die anderen Abschnitte: "Zum Glück zu Fuss!" Ja, zum Glück sind wir zu Fuss unterwegs: Vor Regen kann man sich schützen und wir sind gut unterwegs und finden auch trockene Plätze für Pausen - und über Nacht ein warmes Bett im Hotel Greina in Rabius. Die Schuhe werden mit Zeitungspapier gestopft. Am Morgen sind sie trocken. Stimmung gut - und der ausgiebige Halt in der Pilgerstube des Klosters Disentis tut ebenfalls gut. Unterwegs beeindrucken die Nebelschwaden und am zweiten Tag die Wassermassen in den Bächen und Flüssen. Zum Glück fahren wir per Zug durch die Rheinschlucht. Der Blick auf den Rhein ist imposant.

5.7.2020 Sommerpilgerwanderung entlang der Grande Bisse de Lens

Es ist eine der ältesten Bisses, wie die Suonen im francophonen Unterwallis genannt werden, die "Grande Bisse de Lens". Sie wurde im 15. Jh. gebaut. 1984 wurde die aufwändige Wasserführung den Felsen entlang mit einem Tunnel entschärft. 2011 wurde die wiederhergestellte Bisse samt tipp topper Wegführung für Wanderer wieder eröffnet. Wir geniessen heute diesen Weg: Zuerst noch im Schatten abenteuerlich den Felsen entlang, dann - ab der Spitze des Hügels Le Châtelard, um den die Bisse führt - auf der Sonnenseite durch warme und duftende Kiefernwälder hindurch, und ständig das plätschernde Wasser neben uns, das gurgelt, sprudelt, stumm dahinfliesst, dann plötzlich wieder rauscht, schwatzt und vor sich hin plappert. An der Spitze des Châtelard zirpen die Grillen. Verschiedene Schmetterlinge gaukeln um uns herum, darunter der Segelfalter und der Hochalpine Apollofalter. An einer Stelle treibt das Wasser ein Schaufelrad an, das wiederum einen Hammer bewegt: Das Geräusch zeigt den Leuten an, dass das Wasser fliesst. Die Felder können bewässert werden. Verstummt das Geräusch, muss irgendein Vorkommnis vorgefallen sein: Man muss die Bisse kontrollieren und den Wasserfluss neu gewährleisten. Der Weg von Icogne nach Chermignon d'en Bas ist so gut zu gehen. Der Blick über das Rhonetal lässt keine Wünsche draussen vor. Sogar ein Adlerpaar kreist über uns. Es ist gut, so einen Tag miteinander zu erleben.

20/21. Juni 2020 Falera - Siat - Waltensburg

Das Besondere am Weg von Falera nach Siat und weiter nach Waltensburg liegt in den Namen der kleinen Dörfer, die man durchwandert: Ladir - Siat - Ruschein - Pignu (den meisten wohl eher als Panix bekannt) - Andiast - Waltensburg (auf Rätoromanisch Vuorz). Wer hat schon was von diesen Dörfern gehört? Am ehesten wohl von Falera mit seinen Steinreihen (Megalithen und Menhire) und von Waltensburg mit seinem "Waltensburger Meister": 1330 n.Chr. hat dieser Meister, von dem kein Name bekannt ist und auch unklar ist, woher er genau kam, die Kirche innen mit Fresken ausgestaltet, welche die Passionsgeschichte der Evangelien darstellt. Eindrucksvoll! An der Ausswand grüsst hingegen ein Bild des Christophorus von 1510 n.Chr. Damals war man der Auffassung: Ein Blick zu Christophorus schützt an diesem Tag vor einem plötzlichen Tod. Nun: Wir sind auf jeden Fall noch heil heimgekommen und freuen uns auf die Fortsetzung des Wegs Ende August von Waltensburg bis nach Disentis.

14.6.2020 Start auf dem Jakobsweg Graubünden

Zugegeben: Den Start auf dem Jakobsweg Graubünden habe ich mir anders vorgestellt: Als Wochenende im Mai von Chur via Trimmis nach Laax. Das Wochenende ist dem Veranstaltungsverbot während der Zeit des Corona Virus zum Opfer gefallen. Immerhin holen wir heute die schöne Strecke oberhalb der Runinaulta / Rheinschlucht nach: Wir pilgern - nicht ganz auf der Originalstrecke - von Trin Mulin via Conn - Caumasee - Lag Tuleridg - Salums nach Laax. Am Samstag noch machte ich ein etwas langes Gesicht: Es war Deuerregen angesagt. Am Sonntag dann sind wir trocken durchgekommen! So konnten wir in Conn auf der Aussichtsplattform Il Spir (Mauersegler) die Sicht hinunter auf die Ruinaulta / Rheinschlucht geniessen. Conn liegt noch auf Bergsturzmaterial, das vor Jahrtausenden vom Flimserstein ins Tal gestürzt ist. Der Rhein wurde gestaut und hat sich nach und nach durch das Bergsturzmaterial hindurch einen Weg gegraben: Die Runiaulta, auch Grand Canyon der Schweiz genannt. Die Bahn schlängelt sich unten durch. Man kriegt von oben fast Angst, ob sie sie nicht auch bald verschüttet wird, wenn man die nackten Felsen und das lose Gestein der Schlucht sieht. Auf dem Rhein sieht man ein paar Kanus und Schlauchboote. Wir sind heute mit dem Thema unterwegs "Ein Gang über dem Wasser in Zeiten von Corona - oder: Wir sitzen nicht alle im gleichen Boot, sondern sind in unterschiedlichen Booten sitzen vom gleichen Sturm betroffen." Das Corona Virus ist wie ein Bergsturz durch die Gesellschaft gefahren. Wir müssen lernen, in der "neuen Normalität" damit umzugehen. Und wir sind nicht all in gleichem Mass durchgeschüttelt worden: Einige haben den Corona Virus nur als starkes Schaukeln erlebt, andere sind am Rudern, dass ihr Schiff sich an den Wellen ausrichtet und nicht voll läuft. Und wieder andere klammern sich an ein Gummiboot, aus dem die Luft entwichen ist. Ob es uns als Gesellschaft gelingt, mit den wirtschaftlichen und anderen Folgen der Zeit des Corona Virus weiterhin solidarisch zu sein? Der Kaffeehalt am Caumasee hat uns als Gruppe gut getan...

24.5.2020 Auf dem Narzissenweg in Seewis

Pilgern und Wandern nimmt so langsam wieder Fahrt auf, nachdem der Lockdwon aufgrund des Coronavirus gelockert worden ist. Es heisst nicht mehr "bleib zuhause", sondern nur noch "Abstand halten" und "Hände waschen". Also haben wir den heutigen Sonntag für den Restart ausgewählt. Der Ort ist passend zur Jahreszeit: Im Mai blühen oberhalb von Seewis viele weisse Narzissen. Vom Dorf aus führt der Narzissenweg ca 400 Höhenmeter den Hang hinauf, je nach Weg auf Asphalt oder einem neu angelegten Wanderweg (lehmig, nach dem gestrigen Regentag heute rutschig) durch Wald und Blumenwiesen. Ab ca 1'300m Höhe beginnen die Narzissenwiesen. Der Weg steigt durch sie hindurch bis auf ca 1'500m Höhe. Das Maiensäss (es trägt seinen Namen im Mai wirklich zu Recht)  Valcaus, ein Walserhaus mit stattlichem Walserzaun auf der Wiese, bietet eine willkommene Rastmöglichkeit. Wir entscheiden uns, dort ein Trottinett zu mieten und via Kehren der Alpstrasse nach Seewis zurückzufahren. Saus! Und meinem Fersensporn tut das auch gut... 

19.4.2020 Spaziergang auf der Via Gottardo Nr.7: Basel - Muttenz

Es ist schon eine Weile her, dass ich eine Newsmeldung geschrieben habe. Am 7. März bin ich von den Tagen der Stille auf Schneeschuhen in St.Antönien zurückgekommen. Am 15. März habe ich dort noch eine Skitour auf das Spitzenbühli gemacht. Auf dem Heimweg kam in den Nachrichten 800 Neuinfektionen durch das Corona Virus. Tags darauf erfolgte der vom Bundesrat verfügte Lockdwon. Ab dann hiess es "Bleib zuhause". Hab ich gemacht. Es hiess auch: Spaziergänge von zuhause aus sind erlaubt. Deshalb habe ich mich heute auf einen Spaziergang gemacht, von zuhause aus, auf einer Route mir grossem Namen: Via Gottardo! Sie beginnt in Basel beim Bahnhof SBB (vgl. das Bild mit dem Wegweiser und dem Routenkleber von Schweiz Mobil "7". und führt über den Hauenstein - Olten - Zofingen - Luzern - über den Gotthard ins Tessin. Vom Tessin aus bis zum Urner See bin ich den Weg in umgekehrter Richtung als Jakobswweg schon gepilgert. Nun steht noch der Weg von Luzern nach Basel an. Da ich in Birsfelden wohne, mache ich mich in umgekehrter Richtung von Basel aus auf den Weg. Heute mit einem Spaziergang von Basel nach Muttenz, zuerst durch die Stadt via St.Alban Tal an den Rhein, weiter rheinaufwärts an den beiden (!) Roche Türmen vor bei via Birschöpfli zum Kraftwerk und dazugehöriger Schleuse in Birsfelden. Dann durch den Birsfelder Hafen und den Hardwald über die Autobahn und den Rangierbahnhof Muttenz zur Tramhaltestelle Muttenz Dorf. Ein vielfältiger Weg mit lauschigen Winkeln im ehrwürdigen St.Alban Tal, der grossen weiten Welt im Hafengebiet (Container von Hamburg und weiter her. Da kommt mir in den Sinn: Nicht nur das Corona Virus kam von China zu uns, nein hier wurden auch schon aisatische Laubholzbockkäfer gesichtet, die auf Holzpaletten, auf denen Granit aus Asien geliefert worden ist, zu uns kamen und die dann den Wald abraspeln. Und beim Birschöpfli bin ich wohl auch an invasiven Schwarzmeergrundeln vorbeigelaufen, die mit den Schiffen in den Rhein kamen. Grosse weite Welt!) - dann der Hardwald, in dem schon 4000 von 8000 Bäumen gefällt worden sind, die aufgrund des trockenen Sommers des Jahres 2018 vertrocknet sind. Der Wald ist sehr gelichtet....) und dann der Rangierbahnhof, wo die Güterzüge für die Reise über den Gotthard zusammengestellt werden. Es ist manchmal nicht nur eine grosse weite Welt, sondern auch eine Welt mit grossen Zusammenhängen. 

4.-7.3.2020 Tage der Stille auf Schneeschuhen in St.Antönien

Es wäre einfach gewesen, hier ein Bild mit Sonnenschein, blauem Himmel und Schnee zu zeigen. So aber war das Wetter nur am ersten Tag unserer Tage der Stille auf Schneeschuhen, die wir bei der zweiten Durchführung des Angebots in St. Antönien genossen haben. Danach kamen die Wolken, der Nebel, der Neuschnee - und das hat diese Tage wirklich zu stillen Tagen gemacht: Kein Kratzen der Schneeschuhe auf verkrustetem Schnee, kein Knirschen von Schneeschuhen in hartem Schnee, sondern ein Eintauchen in Pulverschnee, der alle Geräusche schluckt. Herrlich war es, am ersten Tag um den Gürgetschwald erste Spuren zu ziehen und im Abstieg den Pulverschnee zu geniessen, am zweiten Tal durch das Gafia Tal zum Schlangenstein zu gehen, zur Alp Säss hochzusteigen und danach den Abstieg nach St.Antönien anzugehen. Am dritten Tag führte uns der Weg via Alp Valpun zum Gafäll und hinunter nach Pany, während wir am letzten Tag eine Runde in Richtung Partnunstafel drehten. Der Neuschnee verschluckte uns bis über die Knie: Wunderbar. Die Tagzeitengebete in der Kirche St. Antönien zu den vier Elementen Erde - Luft - Wasser - Feuer leiteten die Tage ein und schlossen sie ab. Ich danke der ev.-ref. Kirchgemeinde St.Antönien ganz herzlich, dass wir die Kirche für diese liturgischen Zeiten benutzen durften! Und: Ich freue mich auf die Durchführung der Tage der Stille im Januar und Februar 2021 in Wergenstein am Schamserberg oberhalb von Zillis / Andeer.

29.2.2020 Schneeschuhtouren am Schamserberg in Wergenstein - Mathon - Lohn

Die zweite Durchführung der Tage der Stille auf Schneeschuhen in St.Antönien steht noch aus, aber wir nutzen die Ferien, um die Gegend des Schamserbergs bei Zillis an der San Bernardinoroute für die Tage der Stille auf Schneeschuhen im Jahr 2021 zu erkunden. Die kleinen Dörfchen Wergenstein, Mathon und Lohn schmiegen sich auf 1'500m Höhe auf Terrassen an den Hang, der vom Piz Beverin auf fast 3'000m Höhe bis nach Zillis auf ca 1'000m hinunterreicht. Auf halber Höhe zwischen Zillis und Wergenstein reihen sich weitere kleine Nestchen auf: Casti, Fardün, Pazen, dazwischen Donat, der einzige Ort im Tal, an dem die Primarschule noch auf Rätoromanisch läuft (im Dialekt Sutsilvan). In Wergenstein sind wir im Hotel Capricorns bestens einquartiert. Der Hotpot mit Whirlpoolfunktion bietet die Möglichkeit, müde Muskeln zu lockern. Das Essen ist hervorragend, und die Ausstellung zu den Steinbböcken im Naturpark Beverin interessant. Im Hotel ist nämlich auch die Geschäftsstelle des Naturparks Beverin einquartiert. Dreimal machen wir uns auf Schneeschuhen auf in die Höhe: Zum Maiensäss Dumagns, zum (eingeschneiten) See Libi und zum Rappakopf oben auf der Gratschneide, die beim Piz Beverin den höchsten Punkt erreicht. Und einmal machen wir uns auch auf den Weg nach unten, wo verschiedene Kirchlein (Clugin!) mit Fresken des Waltensburger Meisters aus dem 14. Jahrhundert auf eine Besichtigung warten und natürlich im Tal dann auch die Kirche in Zillis mit der imposanten Holzdecke mit 153 Bildern aus dem 12. Jahrhundert. Das Mineralbad in Andeer ist willkommener Zwischenhalt zwischen den kunsthistorischen Kirchen. Fazit: Ich freue mich auf die Tage der Stille auf Schneeschuhen, die im 2021 in Wergenstein durchgeführt werden. Wir werden in einer abwechslungsreichen Landschaft mit eindrücklicher Kultur unterwegs sein. PS: Es gibt zwei Durchführungen: Vom 21.-24.1.2021 und vom 25.-28.2.2020.

10.2.2020 Alternativen suchen: Von Cugnasco nach Curzutt

Weil auf der Alpennodseite das Sturmtief Sabine tobt, bin ich heute an meinem freien Tag für eine Wanderung auf die Alpensüdseite ausgewichen. Kein Zugausfall, kein Baum über den Geleisen, keine heruntergerissene Oberleitung. Die SBB und das Postauto bringen mich pünklich nach Cugnasco. Von dort steige ich teils steil, teils langsam steigend durch Kastanienwälder hoch und an verschiedenen Rusticos vorbei zum Weiler San Defendente mit seinem Oratorio. (Kirchlein) Danach steigt der Pfad weiter an, bevor er beim Einbiegen ins Valle di Sementina leicht abwärts führt zur Ponte Tibetano Carasc, einer wunderschönen Hängebrücke, die sich mit einer Länge von 270m und einer maximalen Höhe von 130m über das Tal schwingt. Danach gehts nochmals kurz aufwärts, bevor der Weg wieder abwärts führt zur Kirche San Bernardo, einem Denkmal mit nationaler Bedeutung aus dem 11. oder 12. Jahrhundert und Fresken, die - zumindest die ältesten - aus der MItte des 14. Jahrhunderts stammen. Kurz danach komme ich beim Weiler Curzutt an, der zum Dorf Monte Carasso gehört. Bis vor 150 Jahren lebten am Hang über dem Tal bis zu 700 Personen. Deshalb auch die Kirche! Eine Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Weiler Curzutt wieder herzurichten und die Landschaft, Landwirtschaft und den Wald wieder zu pflegen. Ich geniesse das feine Essen im Restaurant, den Blick über das Tal bei blauem Himmel und keinem Lüftchen und bin an einem wunderschönen Ort gelandet, zu dem keine Autostrasse führt. Ein kleines Seilbähnlein, das man über ein Druckknopfsystem bestellen kann, führt ins Tal hinab. Ich habe meine Alternative zum Jakobsweg gefunden, der im Tal etwas öde einfach auf dem Damm des Ticinos durch die Magadinoebene und weiter nach Bellinzona führt. Ich ziehe diese "Bergetappe" dem Weg im Tal 100x vor!

26.01.2020 Winterpilgerwanderung durchs Wasserschloss der Schweiz

Erstaunt reibe ich mir in Koblenz die Augen: Wenn man die Wassermengen anschaut, dann fliesst hier nicht die Aare in den Rhein, sondern der Rhein in die Aare, denn die Aare bringt in den weiteren Verlauf des gemeinsamen Flusslaufs mehr Wasser ein (ca 550 m3/Sek) als der Rhein (ca 440 M3/Sek) Basel liegt nur deshalb am Rhein, weil er im Laufe der Geschichte als Grenzfluss wichtiger war als die Aare. Nun denn: Wir machen uns auf, der Aare entlang zum Klingnauer See. Die Wasservögel halten sich im Schilf auf. wir sehen wenige, dafür eindeutige Nagespuren von Bibern. Nach Siggenthal folgt dann der Weg über die Brücken: Über die Limmat, die bei Turgi in die Aare fliesst, dann über die Reuss, die kurz danach in die Aare mündet. Wenn man die Fläche der Schweiz anschaut, dann fliesst hier das Wasser von ca der Hälfte der Fäche der Schweiz ab. In Koblenz dürfte es (mit dem Rhein) gegen 3/4 der Fläche der Schweiz sein, die ihr Oberflächenwasser hier entwässert. Eindrücklich, dieses Wasserschloss der Schweiz! Schade nur, dass die Klosterkirche Königsfelden in Windisch geschlossen war. Die gotischen Kirchenfenster wären der krönende Abschluss des Tages gewesen.

16.-19. Januar 2020 Tage der Stille auf Schneeschuhen in St.Antönien

Zum sechsten Mal bietet Pilgern und Wandern "Tage der Stille auf Schneeschuhen" an. Vom 16.-19.1.2020 ging es "hinter den Mond links", wie der offizielle Werbeslogan von St.Antönien heisst. Und obwohl St.Antönien also versteckt ist, hat der Schnee die Gegend im Prättigau / Rätikon gefunden: Bei guten Schneevehältnissen, zwei strahlend sonnigen Tagen und zwei wunderbar von geheimnisvollen Wolkenfetzen, blauen Himmelstreifen, Sonnenstrahlen und Schneeflocken geprägten Tagen haben wir die Alpen und Täler rund um das Walserdorf erkundet. Liturgische Morgen- und Abendgebete zu den vier Elementen Erde - Luft - Wasser - Feuer gaben die Gelegenheit, sich zu erden und zu Himmeln :-) Ich freue mich auf die zweite Durchführung im März! Gürgetschwald / Alp Valpun - Gafäll / Alp Vordersäss / Partnun

1.1.2020 Winterwanderung auf der Rigi

Zugegeben: Den Osterhasen habe ich auf der Rigi noch nicht erwartet.  Aber die Winterwanderung auf dem alten Bahntrassee von Rigi Kaltbad auf die Rigi Scheidegg hat sich gelohnt: Ständig auf der Höhe mit Ausblick nach Nord und Süd macht das Winterwandern Freude, zumal am Schluss eine währschafte Beiz hungrige Mäuler stopft. Wobei: Es ist eigentlich schade, dass die Rigi Scheidegg Eisenbahn nicht mehr fährt. Heute wäre das sicher eine tolle Ausflugsbahn. Aber die Rigi muss ja auch ohne diese Bahn nicht geizen mit Bahn technischen Zugängen. Von daher ist es erstaunlich, wie wenig Leute heute hier unterwegs gewesen sind. Vielleicht schlafen am 1. Januar doch mehr Leute einfach aus...

Mein Fazit: Ich werde mir diesen Weg für eine der 4-Jahreszeitenwanderungen vormerken, und natürlich für den Winter!

Interview

Das Radio Freiburg hat mich am 15.6.2019 zum Jakobsweg interviewt. Unter diesem Link kann es anhand von zwei Audiodateien angehört werden.

23.12.2019 Die Fotos des Tessiner / Urner Wegs sind aufgeschaltet

Nun ist auch noch die  Fotogalerie des Tessiner - Urner Jakobswegs auf der Homepage aufgeschaltet: In der Rubrik Fotos. Damit sind nun auf der Homepage von Pilgern und Wandern von allen Jakobswegen in der Schweiz Fotos zu finden. :-)

7. und 14.12.2019 Stadtpilgern in Fribourg

Das Pilgerjahr 2019 geht mir zwei ausgebuchten Pilgerwanderungen zu Ende: Stadtpilgern in Fribourg ist angesagt! Am 7.12. kann, wer will, noch am Fest zu Ehren des Stadtpatrons St.Nicolas, dem "Santichlaus" teilnehmen. 30'000 Leute säumen seinen Weg vom Kollegium zur Kathedrale, von deren Balkon aus er die Leute dann auf Französisch und Deutsch anspricht. Am besten gefällt mir seine Bemerkung an die Politiker: "Wir kennen aufgrund der vielen Wahlplakate jetzt eure Köpfe, aber immer noch nicht eure Ideen!" Als Pilgerinnen und Pilger lernen wir dafür die Figus des St.Nikolaus, Bischof von Myra näher kennen. "Über sieben Brücken musst du gehnt" ist das Thema der Pilgerwanderung. Bei jeder Brücke gibt es etwas über diesen Bischof zu erzählen. Daneben besuchen wir auch sieben Kirchen und Kloster, kommen an sieben historischen Brunnen vorbei und gehen druch sieben Stadttore. Fribourg hat einiges zu bieten! Und das Wetter meint es gut mir uns, zumindest am 7.12.: Es ist lau und die Sonne zeigt sich je länger je mehr. So ist gut pilgern!

6.12.2019 Auf dem Tessiner Weg von Bellinzona nach Biasca

In Bellinzona verlasse ich den Dammweg entlang des Ticino, der ab Tenero bis hierher Sentiero Magadino heisst, um mich kurz in der Stadt beim Weltkulturerbe der drei Burgen umzusehen. Ich gehe auf den Hügel des Castelgrande. zum Castello di Montebello schaue ich nur hoch. Dann fahre ich mit dem Velo auf dem Sentiero Riviera weiter, wie der Weg auf dem Damm des Ticino ab Bellinzona heisst. Anfangs komme ich noch gut voran. Beim Dorf Claro geht der Blick hoch zum schön gelegenen Kloster der Benediktinerinnen. Es gibt von dort einen Weg nach Osogna, kurz vor Biasca gelegen. Zu Fuss ist das eine passende Alternative zum eher gleichförmigen Weg dem Fluss entlang. Und fast ist es so, als ob der Weg ab soviel Verachtung meinerseits mir ein paar Hindernisse in den Weg legen will: Die Grantiplatten sind holprig, der Weg daneben im Gras von Steinen und Wurzeln gesäumt. Mein Trekkingvelo war für diesen Untergrund die falsche Wahl. Ein Mountainbike wäre angebracht gewesen. Und so komme ich ziemlich durchgeschüttelt in Biasca an. Eigentlich wollte ich noch bis Giornico weiterfahren. Aber ich bin ausreichend durchgeschüttelt, so dass ich es für heute mit Biasca bewenden lasse. Ich brauche also noch einen Tag, um den Tessiner Weg fertig zu recognoszieren...

6.12.2019 Auf der Startetappe des Tessiner Wegs

Südlicher geht es in der Schweiz nicht, auf einem Jakobsweg zu gehen. Allerdings gehe ich heute nicht, sondern habe das Fahrrad bei mir. Und zum Stichwort Jakobsweg im Tessin seufze ich etwas: Es soll mir niemand weis machen, dass die Leute aus Locarno im Mittelalter auf dem Weg nach Santiago die Leventina hinaufgezogen sind, über den Gotthard an den Vierwaldstättersee, um dann von dort in Richtung Genf nach Frankreich zu gehen. Aber gut: Jeder Region ihr eigener Anschlussweg an die Via Jacobi Nr. 4. So hat also auch das Tessin seinen Anschluss gefunden. Aufgrund des Kartenstudiums habe ich allerdings das Velo mitgenommen: Der Weg ab Tenero geht durch die Magadinoebende und dann immer auf dem Dammweg dem Ticino entlang via Bellinzona nach Biasca. Diese 50 km sind mir zu Fuss nicht so geheur. Mit dem Velo lässt sich das jedoch einigermassen vernünftig angehen. Ich bereue die Entscheidung nicht. Von Madonna del Sasso aus geniessen ich den Blick über den Lago Maggiore, folge dem Sentiero collina bassa nach Mondacce, wo es hinuntergeht nach Tenero. Dort beginnt der flache Teil, den ich lieber nicht zu Fuss zurücklegen möchte. Wenn ich hier je mit einer Gruppe unterwegs sein werde, werde ich mir einen anderen Wegverlauf suchen. Es gibt da kurz vor Bellinzona am Hang eine Hängebrücke, die anzupeilen lohnend wäre...

18.11.2019 Recognoszieren in Fribourg für das Stadtpilgern im Advent

Im Dezember findet wieder das Stadtpilgern im Advent statt. "Bummel in allem Rummel" ist angesagt. Wir werden diese besondere Zeit be-gehen. Der Anlass ist begehrt: Beide Daten sind vollständig ausgebucht. Nach Basel, Zürich, Bern und Luzern ist in diesem Jahr die Stadt Fribourg dran. Heute mache ich mich auf die Socken, um meine durch Recherchen im Internet festgelegte Route vor Ort zu vergewissern. Eines verrate ich: Über sieben Brücken musst du gehn... Aber dunkle Jahre sollen es nicht sein. (so war doch der Song von Peter Maffay) Heute war es eher umgekehrt: Je länger ich unterwegs war, desto sonniger wurde der Tag. Kein schlechtes Omen. Ich bin auf die Durchführung am 7 und 14.12. gespannt!

16.11.2019 Wetzikon - Bubikon - Rapperswil

Der November meint es gut mit der letzten der sieben Pilgerwanderungen auf dem Schaffhauser / Zürcher Weg von Bargen nach Rapperswil: Wir erleben von Wetzikon via Bubikon nach Rapperswil einen sonnigen Tag, etwas kühl, aber angenehm. Zum Glück! - oder: Kein Wunder beim Tagesthema, das eben "Zum Glück" heisst. Wir geniessen Glückskäfer als Stärkung am Start. Sie stehen für das kleine Glück, das einen unverhofft erreicht, kurzzeitig Hochgefühle auslösen mag, aber jeweils nur von kurzer Dauer ist. Für einige ist die Pilgeerwanderung schon lange im Terminkalender eingetragen, der Tag ist dafür reserviert: Das steht für das planbare Glück, oder zumindest für etwas, das man eingeht, weil man hofft, dass es einen glücklich macht. Die dritte Dimension des Glücks weist noch tiefer: Es ist nicht planbar, aber vielleicht ein Stück weit ahnbar: Es macht glücklich zu wissen, wozu man im Leben da ist. Es sind Tätigkeiten, die einen erfüllen und aus einer inneren Motivation heraus geschehen, wo auch Spannungen oder mühsame Tage nicht am grundsätzlichen Glück rütteln. Es sind Beziehungen, die für einen wichtig sind. Wo selbstvergessene Hingabe möglich ist, ist das Glück rufbar, aber man hat nie eine Garantie darauf. Uns als Pilgergruppe hat der Tag beglückt: Bei pastellfarbenenem Licht laufen wir über den Frohberg: Der Blick auf Rapperswil und über den Zürichsee, in dem sich die tief stehende Sonne spiegelt macht glücklich und dankbar. Es war gut, miteinander unterwegs zu sein. Danke.

28.10.2019 Biasca - Giornico

Schon allein von der Wanderkarte her graut es mir, nach dem Dörfchen Personico weiter im Tal der Autobahn entlang oder durch Industriegebiete zu pilgern. Warum nur haben die Verantwortlichen den Tessiner Jakobsweg so durch das Tal gelegt? Ich entscheide mich deshalb, auf dem Weg von Biasca nach Giornico durchgängig auf der "Via Gottardo 7" zu bleiben und nehme dafür 600 Höhenmeter Auf- und Abstieg in Kauf. Ich sollte es nicht bereuen. Nach den lauschigen Grotti vor Personico geht es in stetem Zick Zack und mit angenehmer Steigung durch einen malerischen Kastanienwald in die Höhe, bis der Weg kurz vor Faidal in die Horizontale übergeht. Unterwegs gibt es zwei überraschend mächtige Steinbrücken zu bewundern: Saumpfad halt, nicht Wanderweg! Faidal ist ein lauschiges Fleckchen Erde mit einigen schmucken Steinhäusern, die aber ausser im Sommer kaum mehr Leben in sich bergen. Ein einsamer Mann ist daran, sein Haus und den Garten für den baldigen Winter vorzubereiten und einzumotten. Aber der Ort ist perfekt für die Mittagspause. Er bietet eine schöne Aussicht in die Leventina. Weit unten schlängelt sich die Autobahn durchs Tal. Hier oben ist sie nicht zu hören. Ein T-Shirt Wechsel ist auch angesagt: Trotz herbstlichen Temperaturen war der Aufstieg Schweiss treibend. Nach Faidal geht der Weg zuerst angenehm fallend abwärts, an weiteren Steinhäusern vorbei, bis er kurz vor Giornico über Treppenstufen rasch den Talboden erreicht, nicht ohne vorher einige schöne Ausblicke auf Giornico und seine Kirchen zuzulassen. Zum Glück war ich heute hier unterwegs: Ich habe einen schönen Weg kennengelernt und bin im Tessin dem Regen entflohen, der die ganze Alpennordseite eingenommen hat.

26.10.2019 Rumlikon - Russikon - Pfäffikon - Wetzikon

Facebook meldet mir eine Erinnerung: Vor 7 Jahren waren wir von Murten nach Avenches unterwegs, und es hat nur einmal geregnet: Immer! Heute ist es genau umgekehrt: Es scheint nur einmal die Sonne: Immer! Und das, obwohl wir am Morgen in der Ebene im Zug noch kurz vor Fehraltorf durch den Nebel gefahren sind. Aber schon bald darauf blinzelte die Sonne durch den Nebel. Und in Rumlikon starteten wir bei Sonnenschein pur. Herbst, wie man es sich wünscht: Sonne, Alpensicht, am Pfäffikersee entlang durch's Ried mit allen Farben. In Russikon geniessen wir den privaten Kaffeehalt bei einer Pilgerin zuhause. Dann bietet der unterschiedliche Untergrund des Wegs die Möglichkeit, das Thema zu entfalten: Spurensuche auf dem Weg - natürlich auch auf dem eigenen Lebensweg und auf den Spuren der Menschen: der Siedlungen der Pfahlbauer, des römischen Kastells Irgenhausen und auf dem Industrielehrpfad in Wetzikon, wo ich zwar eine entscheidende Abzweigung verpasse: Statt einem lauschigen Bach und Kanal entlang pilgern wir so durch den Verkehr zum Bahnhof. Der Schluss hätte besser sein können. Aber der Traumtag von Rumlikon nach Wetzikon hinterlässt dennoch wunderbare Eindrücke und Spuren!

18.10.2019 Andermatt - Göschenen - Wassen - Gurtnellen - Amsteg

Es ist schon eine eigentümliche Sache: Der Tessiner-Urner Anschlussweg an die Via Jacobi hat mit der Leventina und dem Urner Reusstal zwei klare und einander ähnliche Charaktertäler, die trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Enge von Auto- und Eisenbahn geprägt sind: Die Verkehrswege pressen sich ihren Weg suchend durch das Tal. Der Gotthardpass und die Schöllenen gehören mit ihrer je eigenen Landschaft und Passstrassen dem Freizeitverkehr der Autos, Töffs und Velos. Von Andermatt ausgehend bin ich heute auf dem Weg nach Amsteg in beiden Landschaften unterwegs: In der wilden Schöllenen mit ihren Geschichts trächtigen Mahnmalen: Suworowdenkmal und Teufelsbrücke. Speziell ist, dass der Verkehr in Galerien vor Steinschlag geschützt ist, während der Wanderweg genau über diese Galerien hinweg verläuft. Schilder mahnen, wegen der Steinschlaggefahr nicht stehen zu bleiben. Es ist klar, was wichtig: Die "Rädrigen" VerkehrsteilnehmerInnen... Ab Göschenen werde ich auf Schritt und Tritt an die Gotthardbergstrecke der Eisenbahn erinnert: Aussichtskanzeln mit ihren Schautafeln lenken den Blick auf Viadukte, Brücken und Tunnel. Und ich habe nicht gewusst, dass in Folge der Eisenbahn bei Wassen Granit abgebaut worden ist, der auch beim Neubau der Mittleren (Rhein)brücke in Basel verwendet worden ist. Der Weg schlängelt sich durch das Tal hinab nach Amsteg und ich lerne das Urner Reusstal kennen mit seinen Ortschaften Wassen, Gurtnellen, Hinter- und Vorderried. Wie oft bin ich schon im Zug an der Kirche vorbeigefahren? Und der Schweizer Komiker Emil liegt mir mit seinem "s'Chileli vo Wasse" in Wort und Tonlaut abrufbar in den Ohren. Aber in der Kirche war ich noch nie. Ich hole es nach und entdecke eine schöne barocke Kirche, die dem Heiligen Gallus geweiht ist. In Amsteg angekommen ist am Wegweiser nicht nur ein Schild des Tessiner-Urner Anschlusswegs an die Via Jacobi angebracht, sondern auch das Quadrat mit der aufgedruckten Nummer 43 des Bündner Jakobswegs / Via Son Giachen. Er kommt von Sedrun via Mittelplatten - Etzlihütte - Bristen (Maderanertal) ins Reusstal. Der Urnersee und die Via Jacobi Nr.4 sind nun nicht mehr weit weg!

13.10.2019 Seedorf - Isleten - Bauen - Seelisberg - Emmetten

Was soll man zu so einem Tag auch sagen? Es blieb mir die Spucke weg, je länger ich von Seedorf via Bauen nach Emmetten   unterwegs war. Der Start erfolgte in Seedorf beim verspielten Schloss A Pro. Dem See entlang führte der Weg via Isleten nach Bauen. Unterwegs flanierte ich dem Ufer entlang, ging mit einem etwas bangem Blick nach oben unter Steinschlagnetzen weiter, wechselte zwischen dem Dunkel und Licht von Tunneln und Tunnelfenstern ab, ehe ich in Bauen ankam, dem kleinen Dörfchen am Ufer des Urnersees mit einem s obesonderen Klima, dass hier Palmen gedeihen. Ein Denkmal erinnert daran, dass in Bauen Pater Albrechts Zwyssig geboren worden ist, der Komponist des Schweizer Psalms, der zur Nationalhymne geworden ist. Seit Seedorf führt der Pilgerweg zugleich auch auf dem "Weg der Schweiz", der im Jahr 1991 anlässlich des 700 Jahr Jubiläums der Schweizerischen Eidgenossenschaft rund um den Urnersee - ausgehend von der Rütliwiese - angelegt worden ist. Jeder Kanton ist für einen Abschnitt zuständig. Der Profit: Es gibt viele Rastplätze und immer wieder WC's. Die Infrastruktur ist angelegt. So dann auch die Treppe, die nach Bauen in unzähligen Stufen 300 Höhenmeter auf die nächste Terrasse über dem Urnersee führt. Der Blick von oben zurück auf den See und die Bergwelt ist atemberaubend. Dann trifft der Tessiner Weg, der hier durchs Urnerland führt, kurz vor Seelisberg zum ersten Mal auf die Via Jacobi Nr. 4, welche mit einer Variante über Seelisberg nach Emmetten führt. Der Blick führt danach vom See weg zu steilen Felsbergen, unter deren Wände kleine Seilbahnen führen. Schliesslich überquere ich noch die Kantonsgrenze zu Nidwalden und lande kurz vor Emmetten in der Heiligkreizkappe mit seinem gemalten Totentanz an der Rückwand des Kirchenschiffes - eindrücklich! Kurz davor biege ich auf die traditionelle Etappenführung der Via Jacobi Nr. 4 ein, die von Treib aus über Sunnwil nach Emmetten führt. Es ist ein Dorf mit drei Jakobsmuscheln im Wappen. Der Blick geht nun nach Westen - in Richtung Luzern - Frankreich - Spanien - Santiago de Compostela!

5.10.2019 Giornico - Chironico - Gribbio - Dalpe

Heute nehme ich mir vor dem Winter nochmals eine Bergetappe auf dem Tessiner Jakobsweg vor. Von Giornico auf 390m führt sie über eine Höhe von 1'430m nach Dalpe, das 1'200m über Meer liegt. Insgesamt steige ich 1'100 Höhenmeter hoch und lege ein forsches Tempo vor, da ich in Dalpe den Bus erreichen muss, der schon um 14.00 Uhr dort abfährt. Ich will am Abend noch bei einem Geburtstsfest in Basel sein. Also gilt es entsprechend früh loszugehen. Um 05.00 Uhr fährt mein Zug in Basel ab. Um diese Zeit fährt noch kein Tram. Ich leiste mir ein Taxi zum Bahnhof, weil es regnet und ich nicht schon in Basel nach einer Velofahrt durchnässt in den Zug einsteigen will. Der frühe Start lohnt sich. Ein Parrkollege von mir will aus der Ostschweiz kommend via Zürich ins Tessin fahren. In Arth Goldau kommt die Durchsage, dass der Zug überfüllt ist. 40 Personen müssen aussteigen, sonst fährt der Zug aus Sicherheitsgründen nicht durch den Gotthard Basistunnel ins Tessin. Mein Kollege entscheidet sich auf der niesligen Alpennordseite eine Wanderung zu machen und steigt aus. Ich erlebe von diesem Massenandrang nur wenig, ok: In Erstfeld beginnt wieder das mir schon aus früheren Wanderungen bekannte Szenario: Aus einem vollen Zug mit ca 8-10 Wagen, der dort Endstation hat, ergiessen sich die Wanderer in eine Flirt S-Bahn Komposition mit 3-4 Wagen. Der Zug ist entsprechend gefüllt, die Stehplätze sind belegt, aber der Zug fährt und ab Airolo gibt es wieder Platz. In Giornico gehe ich trotz engem Zeitbudget noch in die romanische Kirche San Nicolao (St.Nikolaus), erbaut im 12. Jh. Aus dem Kirchenschiff sieht man zugleich in den erhöht liegenden Chor und in die darunter liegende Krypta. Einmalig! Und der Chor der Kirche ist mit Fresken aus dem 15. Jh. bemalt. Um 10.00 Uhr laufe ich dann endlich los. Bis Dalpe gibt mir Schweiz Mobil 5 Stunden Wanderzeit an, ich habe dafür noch 4 Stunden zur Verfügung. Also gibt es keine Pausen und ich laufe bis Dalpe mit leicht erhöhtem Puls durch. Das ermöglicht mir trotzdem, den Weg zu geniessen und da und dort Ausblicke zu fotografieren. Da ist zuerst der Weg auf dem alten Gotthard Saumpfad durch einen Kastanienwald hoch nach Chironico. Unterwegs komme ich an der Kirche San Pellegrino vorbei. Sie ist geschlossen und so verpasse ich die Fresken aus dem 16. Jh. Ab Chironico folgt der Weg auf einem Teersträsschen hinauf nach Gribbio, weiter zum höchsten Punkt des Tages und dann hinab nach Dalpe. Ab Chironico ist der Verkehr der Gotthardautobahn nicht mehr zu hören. Gut so. Das ständige Rauschen war lästig. Es folgen schöne Ausblicke in das Tal der Leventina und ein Umblick beim herrlich auf einer Lichtung gelegenen Weiler Dalpe. Der Weg hinunter nach Dalpe lässt mich spüren, dass ich schon einige Kilometer auf Teer gehe. So langsam reicht es mir und ich bin froh, dass die Bushaltestelle kommt. 5 Minuten vor Abfahrt des Busses laufe ich ein. Eine Punktlandung in Bezug auf meinen Fahrplan.

26.9.2019 Auf dem Tessiner Weg von Dalpe nach Airolo

Während es auf der Alpennordseite regnet, erfassen mich beim Verlassen des Zuges in Faido nur noch einige Tropfen. Und während mich das Postauto zum Start der heutigen Etappe nach Dalpe hochfährt, lassen auch sie nach und es klart mehr und mehr auf. Schon kurz nach Dalpe öffnet sich der Blick weit voraus auf meinen heutigen Weg: Über Prato Leventina, Rodi-Fiesso hinweg nach Quinto, wo das Tal der Leventina dann einen leichten Bogen nach Nordwesten macht und den Blick nach Ambri-Piotta und Airolo versperrt. Über Weiden - einen Skilift querend (ob der noch Schnee sieht?) geht es hinab nach Prato Leventina und dann im Wald weiter, bis ich kurz vor Quinto die Talseite wechsle, dabei die Kantonsstrasse, Autobahn und Eisenbahn unterquere, um bei der Kirche in Quinto Halt zu machen. Kurz nach Quinto zwingt mich eine Umleitung, eine Weile lang der Autobahn mit ihrer Begleitmusik entlang zu gehen. Und bei der Talstation der Standseilbahn, die nach Piora und zum Ritomsee hochführt ist der Weg nach Airolo bis Ende September 2019 ganz gesperrt. Ich weiche mit der Standseilbahn zur Zwischenstation Altanca aus. Von dort führt mich der Weg auf der Strada Alta hoch über dem Tal mit schönem Überblick über Brugnasco, Madrano und alle nach Airolo. Das ist durchaus eine gute Alternative! Und da ich den Zug in Airolo um 30 Sekunden verpasse, gibt es einen längeren Halt, nicht nur mit Kaffee und einer Kugel Vanilleeis, sondern gleich mit einem Coup Danemark und lassen den Weg von Dalpe nach Airolo nocheinmal an mir vorüberziehen.

21.9.2019 Winterthur - Kyburg - Agasul - Rumlikon

Weiter geht's auf dem Schaffhauser-Zürcher Weg, heute von Winterthur über die Kyburg nach Rumlikon. Das Thema ist "Begegnung". Ein Allerweltsthema, stimmt. Und doch nicht selbstverständlich. "Ich bin heute beim Einkaufen dem und der begegnet" sage ich zuhause, wenn ich erzähle, wen ich angetroffen habe. Begegnung heisst: Einander wahrnehmen, stehenbleiben, sich ansprechen. Die Steigerungsform von "Begegnung" ist "Bekanntschaft". Man ist sich mehrmals begegnet, weiss etwas voneinander, kennt sich. Und die dritte Steigerungsform ist die "Beziehung / Freundschaft": Man schenkt Vertrauen und erlebt Vertrauen. Es ist schön, heute wieder zu pilgern. In der Gruppe ist die Steigerungsform von Begegnung erfahrbar: "Es tut gut einander wieder zu begegnen." - "Wie geht's?" -  "Ich habe euch vermisst." - Und dabei ist Raum da für neue Pilgerinnen. Die Gemeinschaft ist nicht geschlossen. Es finden neue Begegnungen statt. Es tut gut, miteinander auf dem Weg zu sein. Ein Allerweltsvergleich, stimmt. Und doch ist das Bild in all seiner Schlichtheit so wahr, so stimmig, so klar. Ach ja, und dann gibt es noch ein Wort zu Agasul. So heisst wirklich ein kleiner Weiler zwischen der Kyburg und Rumlikon. Für mich tönt es nach Mongolei.

16.9.2019 Da waren's nur noch 1!

Mit der heutigen Etappe von St.Peterzell nach Wattwil haben Hanna und ich das Jakobswegnetz in der Schweiz angeschritten, erkundet, recognosziert, erpilgert und erwandert. Alle Wege sind begangen. Alle Wege? Nein: Der Tessiner Weg steht noch an - und die Etappe von Airolo über den Gotthard ist ja schon geschafft. Wir werden das in den nächsten Monaten noch angehen. Im unteren Teil des Tessins sollte man ja auch im Winter immer wieder Schnee frei gehen können. Wobei: Der Tessiner Weg will mir nicht so richtig in den Kopf und ins Herz. Es soll mir niemand sagen, dass im Mittelalter die Pilger aus dem Tessin über den Gotthard zur Via Jacobi gegangen sind, um nach Santiago zu gelangen. Sie werden sich eher nach Süden und dann dem Mittelmeer entlang nach Westen gewandet haben. Aber jede Region will halt ihren Jakobsweg. Und wer weiss: Der Weg durchs Rhonetal hat mich positiv überrascht. Vielleicht geht es mir mit dem Tessiner Weg ja auch so.

16.9.2019 St.Peterzell - Wattwil

Ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch in einer lieblichen Landschaft, so die Kurzzusammenfassung des heutigen Tages. Von St.Peterzell geht es hinauf auf eine hügelige Landschaft, die vor 18'000 Jahren von Gletschern abgerundet worden ist. Entsprechend lieblich präsentieren sich die sanften Hügel. Zuerst geht es vorbei an zwei prominenten alten Toggenburger Häusern. Nach Heiterswil geht der Blick nochmals zurück über Hemberg zum Säntis, wohingegen sich beim Landschaftsnamen Scherrer (beim Hotel Churfirsten) erstmals der Blick zu den Gipfeln der Churfirsten weitet. Der Abstieg nach Wattwil ist schön und wird immer steiler. Von oben hat man einen guten Überblick über den weiteren Weg in Richtung Obersee. Am Horizont sind die Mythen und die Rigi auszmachen: Der Jakobsweg wird weitergehen!

14.9.2019 Airolo - Gotthardpass - Hospental

Vor einer Woche gab es einen Wintereinbruch. Andermatt lag unter einer geschlossenen und nicht zu knapp bemessenen Schneedecke. Der Gotthardpass war geschlossen. Nach dem Wintereinbruch hat das darauf folgende stabile Spätsommerwetter dem Schnee aber wieder schnell den Garaus gemacht. Mich bringt das auf die Idee, jetzt doch noch den Tessiner Jakobsweg unter die Füsse zu nehmen, zumindest die Bergetappe von Airolo über den Gotthard nach Hospental, weil das im Winter ja wandernd nicht möglich ist. Ich bereue es nicht, diese Etappe unte die Füsse genommen zu haben: Nach der Durchquerung des Dorfes Airolo führt der Wanderweg teils auf Pfaden, teils auf dem alten Saumpfad (13. Jh) und mit kurzen Abschnitten auf der alten Tremolapassstrasse (1832 eröffnet) hinauf zum Ospizio San Gottardo und dem Gotthardpass. Im ersten Teil gibt es schöne Ausblicke zurück in die Leventina und voraus ins Bedrettotal, das zum Nufenenpass führt. Der Aufstieg ist erstaunlich wenig vom Strassenverkehrslärm belästigt: Die Eisenbahn (Tunneleröffnung: 1882 und 2016) und Autobahn (1980) führen unten durch, die Passstrasse (1977 eröffnet) führt nicht durch den unteren Teil des Val Tremola, wo der Wanderweg verläuft, und auf der alten Tremolapassstrasse sind nur wenige Autos und Mottorräder unterwegs. Auf dem Pass angekommen lohnt sich ein Besuch des Museums und der historischen Militärfestung Sasso, samt der "Erlebnsiwelt Gotthard" mit Kristallen. Der im Vergleich zum Aufstieg eher sanfte Abstieg nach Hospental folgt entlang der Gotthardreuss. Man kommt dabei an einem imposanten Lüftungsschacht des Gotthard Strassentunnels vorbei. Im Urserental bei Hospental angekommen wird man bei der Karlskapelle mit dem folgenden Satz an der Fassade begrüsst: "Hier trennt der Weg, o Freund, wo gehst du hin? Willst du zum ewigen Rom hinunterziehn. Hinab zum heiligen Köln, zum deutschen Rhein. Nach Westen weit ins Frankenland hinein?" Prompt begegnet man am Bahnhof einem Schild des "Rhein-Reuss-Rhone Jakobswegs", der von Disentis/Sedrun herkommend die Fortsetzung des Bündner Jakobswegs über den Oberalppas und Furkapass darstellt und dann der Rhone entlang durchs Wallis nach St.Maurice und auf der Via Francigena weiter zum Genfersee führt. Wer auf dem Tessiner Weg weitergehen will, wird die Fortsetzung via Andermatt - Schöllenen- Amsteg - Vierwaldstättersee planen, wo der Weg bei Emmetten in die Via Jacobi Nr. 4 einmündet. Ich fahre nach einem wunderschönen Tag wieder nach Hause. Tessiner Weg: Es kann losgehen!

6.9.2019 Urnäsch - Wald/Schönengrund - St.Peterzell

Die Wolken und der Nebel hängen heute erstaunlich tief. Wir sehen auf dem Appenzeller Weg von Urnäsch nach St.Peterzell kaum etwas von den umliegenden Hügeln und schon gar nicht etwas vom Säntis. Aber der Weg ist trotzdem schön: Das Spiel des Nebels gibt immer wieder neue Blicke frei. Es ist still und wir sind alleine unterwegs. Die Bäume zaubern immer wieder neue Silhouetten in die Landschaft und die Pferde bei der "Füliweid" (die heisst wirklich so!) kommen uns gerne beschnuppern. Wir kommen zufrieden in St.Peterzell an, das mit seinen beiden Kirchen, dem Kloster, der alten früheren Pilgerherberge "Schäfle" und dem "Falckschen Haus" glänzt.

31.8.2019 Auf dem Alvier

Das Wetter hält an. Mit einem Freund geht es auf eine eintägige Wanderung. Was macht man, wenn man - wie in Basel - weit weg von den Bergen entfernt lebt, aber nicht einfach nur auf einen kleinen Hügel will? Man fährt nach Ragnatsch (zwischen dem Walensee und Sargans), fährt mit der seit 3 Jahren für den Indiviualverkehr geöffneten Palfries Seilbahn 1'200 Höhenmeter nach Palfries hoch und hat nur noch 700 Höhenmeter mit zum Gipfel des Alvier vor sich. Der Aufstieg ist ruppig. Aber oben öffnet sich eine Rundsicht, die ihres gleichen sucht: Von den Churfirsten über den Alpstein zum Bodensee. DIe Drei Schwestern von Liechtenstein sind gleich gegenüber. Dahinter die SIcht bis zu den ersten Gipfeln der Allgäumer Alpen, rechts das Rätikon und dann geht die Sicht das Rheintal hinauf, zum Pizol und hinüber zu den Flumser Bergen und zum Walensee. Und das Beste: Es gibt auf dem Gipfel eine kleine Hütte: Speis und Trank. Ein wunderbarer Ort - und ein schöner Wandertag.

25.8.2019 Weisshorn am Horizont!

Es nimmt automatisch den Blick gefangen: Das Weisshorn mit seiner 4'505m Höhe. Hinter dem Talboden des Goms dominiert es den Horizont und begleitet die Pilger auf dem Weg in den unteren Teil des Goms. Majestätisch!

24.8.2019 Rhonegletscher

Statt einer Gletscherzunge, die von Gletsch aus sichtbar ist, hat sich hinter der Geländekante beim Hotel Belvedère durch das schmelzende Eis ein See gebildet - und mit Flies versucht man verzweifelt den Gletscherschwund zu verlangsamen, damit die Gletschergrotte noch ein paar Jahre betrieben werden kann...

23.-25.8.2019 Hospental - Furkapass - Gletsch - Oberwald - Münster

Das verlängerte Wochenende mit traumhaft angesagtem Wetter nutzen wir aus, um die zweite Bergetappe des "Rhein - Reuss- Rhonewegs" unter die Füsse zu nehmen: Nach dem Oberalppass, den wir im letzten Jahr überschritten haben, wartet so an drei Tagen der Weg von Hospental via Realp nach Tiefenbach auf uns, und (am zweiten Tag) von Tiefenbach via Furkapass - Rhonegletscher - Gletsch nach Oberwald, und (am dritten Tag) weiter von Oberwald via Geschinen nach Münster. Es war an allen drei Tagen eine eigentümliche Stimmung erlebbar: Einerseits herausgeputzte Nostalgie mit den Zügen der Dampfbahn Furka Berkstrecke (DFB), welche von Realp via Tiefenbach - Furka - Muttbach - Gletsch nach Oberwald fahren. Die ständig fauchenden und pfeifenden Züglein waren ein willkommener Begleiter. Neben den auf Hochglanz polierten Zügen standen aber auch alte Wagen herum mit Schildern "keinem Zug anhängen, da nicht fahrtüchtig". Entsprechend blätterte an ihnen der Lack ab. So ähnlich war es dann auch bei verschiedenen Hotels am Weg: Galenstock, Furkablick, Belvedère: Alles zu. Der Lack blättertt ab. Die Nostalgie ist dem deutlichen Eindruck gewichen, dass diese Gegend die besten Zeiten hinter sich habt. Bestärkt wurde dieser Eindruck auch noch durch den im Rückzug befindlichen Rhonegletscher. Vor 30 Jahren war von Gletsch aus oben neben dem Hotel Belvedère die Gletscherzunge noch zu sehen. Heute hat sie sich weit zurückgezogen. Vor der Geländekante hinunter nach Gletsch hat sich ein See gebildet und der Rückzug des Gletschers soll dahinter mit Flies verlangsamt werden, das über dem letzten Teil des Gletschers liegt, wo die (künstlich angelegte) Gletschergrotte liegt, mit der sich etwas Geld verdienen lässt. Das Flies kommt mir vor, als ob man den Gletscher an Lebens verlängernde Massnahmen gehängt hätte. Etwas skuril, der Anblick dieses Gletschers. In Gletsch zeigt ein kleines Museum anhand von Fotos sehr eindrücklich den Rückgang des Gletschers. Immerhin wird das Hotel "Glacier du Rhone" aus der Belle Epoque gerade renoviert. Kein Wunder: Gletsch ist ein touristischer Hotspot zwischen Furkapass, Grimselpass und dem Goms. Daneben haben uns auf dem Weg nach Gletsch ganze Wiesen voller Purpurenziane begleitet. Und unten im Goms angekommen glänzt am Horizont das Weisshorn, das den weiteren Weg das obere Goms hinab visuell prägen wird. Wir sind glücklich über die erlebten Tage - die erlebte Stimmung mit den davon genährten Gefühlen lässt sich pilgernd gut aufnehmen: Wo habe ich die besten Zeiten hinter mir? Wo putze ich gerne etwas aus meiner Vergangenheit auf Hochglanz? Und wie gestalte ich mein Leben, damit ich à jour bleibe? (für mich selber, in meinen Beziehungen, in meiner Arbeit,...)

17.8.2019 "In die Klemme geraten - in die Weite geführt"

Es wird mit der Zeit eng im Bachtelspalt - aber man kommt durch und auf dem Bachtel oben öffnet sich Blick in die Weite. Es wurde eng für die Täufer in der Zeit der Reformation. Einige haben sich in der Höhle in der Nagelfluhwand in der Nähe von Bäretswil versteckt, um dem Tod zu entgehen. Erst sehr viel später ist das Leben für die Täufer wieder weit geworden. Für manche aber wurde es so eng, dass ihr Glaube ihnen das Lebengekostet hat. Zwei Naturphänomene am Weg haben uns heute in die Enge geführt und wurden zu Bildern für den eigenen Lebensweg: Wann wird es mir eng? Wann schnürt es mir buchstäblich die Kehle zusammen, oder die Brust. Und was führt mich wieder in die Weite. Manchmal ist ein Perspektivenwechsel hilfreich und nötig, um wieder Weitblick zu erfahren, innerlich und äusserlich. Der Weg von Wald via Bachtelspalt auf den Bachtel und weiter via Täuferhöhle nach Bärteswil hat in die Enge und in die Weite geführt.

16.8.2019 Schmerikon - Rapperswil

Was für ein Kontrast zum Dauerregen des vergangenen Montags bei der Etappe von Wattwil nach Schmerikon! Heute erlebe ich einen wunderbaren Tag: Sonnig, warm aber nicht heiss - und über den Hügeln und Bergen am anderen Ufer des Sees haben sich Wolkenbahnen gebildet und aneinandergereiht. Mir kommt die Textzeile des Liedes in den Sinn: "Der Wolken, Luft und Wind gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann. (Befiehl du deine Wege... von Paul Gerhardt) Ich gehe heute von Schmerikon nach Rapperswil eigentlich ständig dem Seeufer entlang. Rechts des wegs begleitet mich die Eisenbahn und am Anfang auch die Hauptstrasse. Und ich komme an einigen Kirchen vorbei: Eine St.Meinrads Kapelle beim Lehhof (leider zu), an der Kirche in Bollingen (zu), dem Kloster der Zisterzienserinnen in Wurmsbach (offen!) und an der ältesten Kirche von Rapperswil - Jona: Der Busskirch, deren Vorgängerbauten auf den den Resten eines römischen Hauses gebaut sind. In Rapperswil angekommen kann ich es nicht lassen, noch kurz den Pilgersteg nach Hurden zu betreten, auch wenn das eigentlich schon die nächste Etappe nach Einsiedeln betrifft. Aber das Bild des Stegs mit dem See ist einfach immer wieder schön. Und: Auf der heute begangenen Variante kommt man nicht über den Burghügel in die Stadt Rapperswil, sondern man hat sie vor sich, wenn man in den Bahnhof einläuft. Auch ein interessantes Bild!

12.8.2019 Wattwil - Neuhaus - Schmerikon

"Die Pilgerwanderung findet bei jedem Wetter statt." So formuliere ich es jeweils auf meinen Ausschreibungen der Pilgerwanderungen. Heute kann ich beim Recognoszieren selber den Test machen, ob das auch funktioniert. Von Wattwil bis kurz vor Schmerikon bin ich im Dauerregen unterwegs, z.T. gespickt mit leichten Gewittern. Und: Es geht, wenn man geht. Der Schirm ist aufgespannt, der Wind ist schwach, der Regen kommt von oben und nicht von der Seite. Das macht das Gehen in der Nässe passabel. Der Nebel, der alles verdeckt, bewirkt, dass ich wie durch eine Geisterlandschaft ziehe. Sie ist mit Einzelhöfen verziert, an denen ich z.T. vorbeikomme. Die Kühle, obwohl nicht fern, sehe ich nicht, sondern höre nur ihr Glockegeläut, das mich durch den Nebel begleitet. Es ist ein eigenes Gehen, wenn das Auge sich im Grau verliert. Die Ohren werden empfänglich für die Geräusche! Unterwegs treffe ich eine Pilgerin an, die bei München gestartet ist und Mitte November in Santiago ankommen will. Sie ist froh für einen kurzen Austausch: Entweder hat sie Hitzetage erlebt, oder Regentage mit Gewittern. Die Stimmung hebt sich bei ihr durch das Gespräch, auch wenn es heute wie aus Kübeln giesst. Einmal surrt ein Blitz dem Kabel einer Hochspannungsleitung entlang. Ein eigenartiges Geräusch. Vor St. Gallenkappel verlasse ich den Nebel und der Blick weitet sich zum ersten Mal - weiterhin durch Schauer hindurch - bis zum Obersee. Ich bewundere die Jakobsukapelle in Neuhaus und nehme dann den Weg, der nach Schmerikon an den Obersee führt. Die letzte Vierstelstunde gehe ich unter Sonnenstrahlen. Und am Bahnhof kann ich in der Sonne meine Kleider trocknen, währenddem ich meinen Lunch esse. Ich habe unterwegs keine Pause gemacht. Es gab keinen trockenen Ort zum Rasten und so bin ich einfach gegangen, gegangen, gegangen. Es geht, wenn man geht! Die Pilgerwanderung findet bei jedem Wetter statt.

1.8.2019 Appenzell - Gontenbad - Jakobsbad - Urnäsch

Das Geheimnis um die Rezeptur des Appenzeller Käses reizt mich, daraus einen Werbeslogan für Pilgern und Wandern zu machen. (vgl. das Bild). Aber es ist ansonsten kein Geheimnis, dass das Appenzell eine wunderschöne Landschaft bietet: Da ist zuerst Appenzell selber mit seinen prächtigen Häusern an der Hauptgasse (Strasse wage ich nicht zu sagen...). Und dann folgt eine liebliche Landschaft: runde Hügel (Überbleibsel von einer Gletschermoräne), sattgrüne Wiesen, Moore mit einem tollen Barfussweg (Gontenbad - Jakobsbad) und dahinter die Felsen des Alpsteins mit dem Säntis. Wir geniessen den (ab Gontenbad) lieblichen Weg und tauchen bei Jakobsbad, der Talstation der Gondelbahn auf den Kronberg, kurz in die Masse der Ausflügler ein. Den Kaffeehalt im Restaurant nehmen wir natürlich mit. Dafür sind wir dann nach dem Kapuzinerinnen Kloster Jakobsbad bis Urnäsch fast alleine unterwegs. Eine tolle Etappe, der Weg von Appenzell nach Urnäsch!

6.7.2019 Pilgerwanderung von Buch am Irchel nach Winterthur

An der Tour der France würde man die heutige Etappe auf dem Schaffhauser / Zürcher Jakobsweg als Überführungsetappe bezeichnen: Keine grossen Herausforderungen, was die Strecke angeht. Beim Pilgern hat "Überführung" jedoch noch eine andere Bedeutung: Es geht vom Rheintal weg über den Höhenzug des Irchel in das Tal der Eulach, wo die weitere Strecke zum Zürichsee und nach Rapperswil im Dunst schon erahnbar ist. "WEG-lassen" ist das Thema des heutigen Tages: Was kann ich weglassen? war die Frage schon beim Packen des Tagesrucksacks. Kustvoll und knifflig ist das Weglassen der Buchstaben beim Lied "Auf der Mauer auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze." Herausfordernd wäre das Lebenskonzept eines Minimalisten, der nicht mehr als 100 Gegenstände besitzt, wohingegen ein Durchschnittseuropäer 10'000 Gegenstände besitzt. Minimalismus muss es ja nicht sein, aber was brauche ich wirklich?
Ganz anders die Packliste des Lebens: Was sind meine Prioritäten innerhalb einer Liste von 14 Punkte, die Bereiche enthalten wie: Nahrungsmittel, Kleider, Dach über dem Kopf, Partnerschaft, Familie, Freundschaften, (Freiwilligen)Arbeit, Sinn, ausreichend Geld, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, bei mir selber zuhause sein, Gottvertreuen, Gesundheit, Ferien an einem anderen Ort machen zu können, Freizeitbeschäftigungen-Hobbies. Und geht es mir mit dem Loslassen, wenn die letzten drei Bereiche dieser Prioritätenliste brüchig werden und nicht mehr möglich sind? Was hilft mir beim Loslassen? Am Schluss haben wir uns dem Weg überlassen, dem Weg des Labyrinths: Es gibt ein Ankommen, auch wenn der Weg dahin lang und von vielen Wendungen geprägt ist...

22.6.2019 Pilgerwanderung von Rheinau nach Buch am Irchel

Die Etappe von Rheinau via Flaach nach Buch am Irchel ist geprägt von sichtbaren Sicherheitsbauten: In Rheinau ein Wall aus der späteren Bronzezeit, von den Kelten später ausgebaut, Reste von Stadtmauern und Stadttor, Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Vor Ellikon ist ein Überrest eines römischen Wachtturms im Wald, in Ellikon selber sind die Vorrichtungen zu sehen, mit denen sich die Häuser am Rhein vor Hochwasser schützen. Die Auenlandschaft der Thur schützt vor Hochwasser und vor Buch am Irchel versteckt sich eine Biberburg hinter dem Gehölz. Kein Wunder, dass ich das Thema "sicher und frei !?!" wähle. Wir geniessen das Gehen bei Trockenheit, erleben einsetzenden feinen Nieselregen, können uns mit einem kleinen Umweg über Berg am Irchel im Restaurant Traube doch noch einen Kaffee organisieren und pilgern dann im immer kräftiger werdenden Sommerregen hinauf nach Buch am Irchel. Mir gehen vom Thema her zwei Sätze nach: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin) und: "Ein frei denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstellt." (Heinrich von Kleist) Der Bus nimmt uns mit auf die Heimreise, und ich bin froh, dass wir angesichts der in der kommenden Woche aufziehenden Saharahitze (es sind bis zu 39 Grad Celsius vorausgesagt!) bei einem warmen Sommerregen gepilgert sind. Ich hoffe, dass am 6. Juli, wenn wir uns an die Fortsetzung von Buch am Irchel nach Winterthur machen, wieder erträgliche Temperaturen herrschen werden...

14.6.2019 Münster - Ernen

Heute reiht sich Dorf an Dorf, Dörfchen an Dörfchen, Weiler an Weiler - und gleichzeitig auch Kirche an Kirche mit einer Vielzahl an barocken oder spätgotischen Altären. Es ist, als ob sich die Dörfer einen kleinen Wettstreit liefern wollen, wer die schönere Kirche hat. Aber was heisst da "schönere Kirche": Münster hat gleich drei im Dorf stehen - und von der 100m oberhalb des Dorfes reden wir schon gar nicht... So mache ich mich also auf von Münster nach Ernen und kommen dabei an den folgenden Ortschaften vorbei: (Ich muss es mir selber aufschreiben, dass ich es mir merken kann): Reckingen, Gluringen, Ritzingen, Biel (die letzteren drei gehören zur Gemeinde Grafschaft) - Selkingen lasse ich aus (bin auf der anderen Talseite unterwegs), komme aber durch Blitzingen, Niederwald, durch den Weiler Steinhaus und den Ortsteil Mühlebach, der zu Ernen gehört. Auf dem Ritzingerfeld liegt die Muttergotteskapelle. Wenn der Himmel klar ist, ist sie mit dem Weisshorn im Hintergrund DAS Symbolbild des Rhein-Reuss-Rhonewegs. Ich ahnte, dass es heute dunstig wird und habe von Münster aus am Morgen schnell noch ein Bild gemacht, welches das Weisshorn noch einigermassen klar zeigt, dafür die Kirche ganz klein am Horizont ablichtet, weil ich noch weit von ihr entfernt bin. Aus Niederwald stammt der Hotelier César Ritz (1850-1918). Der spätere britische König Edward VII hat ihm den Slogan verliehen: König der Hoteliere und Hotelier der Könige. Zu seinen besten Zeiten hat er 10 Hotels gleichzeitig geführt! Und er war in allen grossen Städten der Welt präsent. Er ist in Niederwald beerdigt worden. In Mühlebach, einem Dörfchen mit vielen alten Holzhäusern, ist das Geburtshaus von Matthäus Schiner (1465-1522). Er war Bischof von Sitten, Kardinal, Papabile und Mitverfasser der Bannbulle gegen Luther (Wormser Edikt), war Berater des Kaisers Karl V, erwarb für die Eidgenossenschaft grosse Teile des Tessins und bewirkte ein Bündnis mit dem Papst, aus dem die Schweizer Garde hervorgegangen ist. Etwas abseits, aber nicht weit weg, liegt bei Mühlebach die Hängebrücke nach Fürgangen auf die andere Talseite. Der Abstecher lohnt sich! Kurz vor Ernen mache ich noch einen Abstecher zu den drei Säulen des Erner Galgens, wo 1764 die letzten Todesurteile mit Erhängen vollzogen worden sind. Es wurden drei Männer zum Tod verurteilt, die des Diebstahls der Gemeindekasse von Geschinen bezichtigt worden sind. Ich komme mit vielen Eindrücken nach Hause. Auch mit dem Erleben, dass die Niederschläge von vor 5 Tagen einige Murgänge hinterlassen haben. Bis auf eine Stelle waren heute schon wieder alle Wegstücke instand gesetzt.

8.6.2019 Ernen - Mörel

Im Januar haben wir nach einem Weg gesucht, den wir auch im Winter begehen können und sind mit dem Rhein-Reuss-Rhoneweg fündig geworden: Ab Mörel in Richtung Genfersee. Anfangs Juni sind wir in Lausanne angekommen, rechtzeitig, um in den Sommermonaten die noch fehlenden Etappen in den höheren Regionen zu begehen. Die Pässe sind immer noch schneebedeckt, aber die Etappe von Ernen nach Mörel ist möglich. Wir kommen zwar noch an einigen Lawinenzügen vorbei. Der Winter ist noch spürbar. Und wir gehen auch an einem Denkmal vorbei, das berichtet, wie im Jahr 1904 eine Lawine den ganzen Weiler Mühlebach verschüttet hat. Es gab 20 Tote. Der Weiler existiert seither nicht mehr... Ernen ist ein schmuckes Dorf. Die Häuser erzählen förmlich von der Zeit, als das Dorf eine wichtige Station war mit dem Säumerverkehr über Pässe in Richtung Italien. Heute ist es als Musikdorf bekannt, das tolle Konzertreihen anbietet. Das Dorf Grengiols überrascht mit einem tollen Fussballplatz und einer rieisgen Kirche. Zudem auch mit der Information, dass von Ende November bis im Januar hier kein Sonnenstrahl das Dorf erreicht. Dafür ist die gegenüberliegende Sonnenseite mit Riederalp, Bettmeralp, Fiescheralp und Bellwald ständig sichtbar. Hinter derRiederalp wird heute übrigens von Wanderern ein Bär gesichtet und gefilmt. Wir sind also doch auf der falschen Talseite unterwegs!

2.6.2019 Epesses - Lausanne, Ouchy

Noch einmal zeigt sich das Lavaux auf dem Weg von Epesses via Lutry nach Lausanne von seiner besten Seite: Rebberge, Sicht auf Lac Léman und Berge, an der richtigen Stelle die Möglichkeit, unterwegs ein Glas Wein zu trinken und ein angenehmer Weg (zumindest nachdem man die Treppenstufen nach dem Bahnhof Eppes hinauf in Richtung Dorf hinter sich gelassen hat). Von Lutry aus geht's immer am Ufer des Lac Léman entlang nach Lausanne Ouchy. Dort findet sich zum ersten Mal ein Schild und ein Zeichen der Via Jacobi Nr. 4: Der Anschluss an den Haupt - Jakobsweg der Schweiz, der vom Bodensee aus die Schweiz bis nach Genf geht, ist geschafft. Nun wird es dran sein, im Sommer / Herbst noch die fehlenden Alpenetappen des Rhein-Reuss-Rhonewegs zu ergänzen: Wir sind im letzten Jahr in Hospental gelandet. Der Weg von dort über den Furkapass - Gletsch - Oberwald - Münster - Ernen - Mörel steht noch an, noch aber ist der Furkapass tief verschneit. Es hat also noch Zeit...

31.5.2019 Montreux - Vevey - St.Saphorin - Epesses

Heute gehe ich auf dem Weg von Montreux nach Epesses fast den ganzen Tag über auf Asphalt - aber es spielt keine Rolle angesichts der ständig traumhaften Umgebung, durch die pilgere: Zuerst nochmals die mondäne Seepromenade in Montreux mit all den Palmen und Blumen und dem Blick über den See (letzteres gilt heute (fast) immer!) - vorbei am Palace Hotel, wo das sichtbare Sicherheitspersonal auf die Bilderberg Konferenz hinweist, an der sich verschiedenste "hohe Tiere" gerade drei Tage zu Gesprächen über Gott und die Welt zurückgezogen haben. Dann folgt - nach einem kurzen Abschnitt der Hauptstrasse entlang (WO MAN DEN SEE NICHT SIEHT! , einfach damit auch mal etwas Negatives gesagt ist...) der nicht weniger mondäne Abschnitt der Seepromenade von Vevey mit Chaplin Statue (und weiteren Statuen und Kunstinstalltionen am und im See) und all den Vorbereitungen für das nur alle 20 Jahre stattfindende Fête de Vignerons und dem Nestlé Hauptsitz. Ich nehme die Standseilbahn, die auf den Mont Pèlerin führt, und steige bei der Haltestelle Beau Site aus. Der Name ist nicht gelogen. Nun gehe ich ständig ca 100 Höhenmeter über dem See durch das Lavaux, eine fast tausend Jahre altes Rebbaugebiet, das aus vielen kleinen Terrassen besteht und mit kleinen Dörfern, einzelnen Wingütern oder Weilern gespickt ist. St.Saphorin ist zu nennen und auch das (auf der Karte kugelrund aussehende) Dörflein Epesses, von dem aus es steil zur unscheinbaren Haltestelle der SBB geht. (Bahnhof wäre zu viel gesagt.) Der Lac Léman prägt sich durch die ständige Panoramasicht in mein inneres Auge ein.  Ob ich je aufhören kann ein Foto zu machen, wenn der Zug von der Deutschweiz herkommend über Epesses den Tunnel verlässt und plötzlich den Blick über das Lavaux und den Lac Léman freigibt? Man sagt, dass Deutschweizer spätestens dort ihr Retourbillet aus dem Fenster werfen, weil sie nicht mehr zurückwollen. Aber da man heute die Fenster nicht mehr öffnen kann, bleibt das Retorubillet in der Tasche und ich fahre wieder heim - wohl wissend, dass ich am Sonntag wieder anfahre, um den letzten Anbschnitt von Epesses nach Lausanne zu begehen, wo die Via Francigena auf die Via Jacobi trifft. Auch ein Grund, um wiederzukommen!

22.5.2019 Aigle - Villeneuve - Montreux

Heute geht's in Basel früh auf den Zug. Dafür habe ich in Aigle noch Zeit für einen Kaffee mit Gipfeli und Orangensaft. Das gilt dort als "petit déjeuner" und kostet sagenhaft günstige Fr. 4.50! So gestärkt mache ich mich auf den Weg von Aigle nach Montreux, zuerst durch Reben nach Yvorne und dann der Bahnlinie entlang auf Asphalt via Roche nach Villeneuve. Dafür lande ich dort einige Schritte nach dem Bahnhof gleich am See: Der Lac Léman ist erreicht! Wenn der Rhein-Reuss-Rhoneweg den Flüssen entlang geht, dann ist mein Pilgerweg hier zu Ende. Aber ich will ja den Anschluss an die Via Jacobi in Lausanne schaffen, also geht es dem Seeufer entlang auf der Via Francigena weiter via Schloss Chillon nach Montreux. Das Schloss Chillon ist beeindruckend - und ich tauche etwas ab in die Geschichte der Savoyer, Berner, des Gefangenen François Bonivard (1493-1570) im Kerker von Chillon, den die Berner befreiten und dessen Geschichte Lord Byron 1860 zum Gedicht "Der Gefangene von Chillon" inspiriert hat. In Montreux ist dann Schaulaufen angesagt: Der schicken Uferpromenade entlang an Villen und Fünfsternhotels vorbei, die Statue von Freddy Mercury grüssend zum Bahnhof. Fazit: Dem Seeufer entlang lohnend, als Pilgerweg leicht irritierend, aber "man gönnt sich ja sonst nichts": Wenn der Pilgerweg manchmal durch Industriegebiete führt, dann nehme ich heute auch die Luxusmeile mit!

28.5.2019 Der Lauf meines Lebens...

Heute gehts anlässlich einer Veranstaltung der Kulturkommission Münchenstein der Birs entlang von Dornach zum "Birschöpfli" in Birsfelden, wo die Birs in den Rhein mündet. Wir folgen dem Flusslauf, der mit all seinen verschiedenen Abschnitten und Erscheinungsformen ein Bild dafür ist zu fragen, was uns im Verlauf unseres Lebens geprägt hat...

11.5.2019 Bethesda Park Basel und Schaffhausen-Rheinau

Heute macht sich Hanna ohne mich mit der Pilgergruppe auf den Weg von Schaffhausen nach Rheinau. Ich bin dagegen beruflich am Tag der offenen Tür des Bethesda Parks, einem Neubau auf dem Bethesda Campus in Basel mit 62 Alterswohnungen, 4 Arztpraxen und einem Haus der Geburt. Es pilgern heute viele Leute dahin! Telebasel hat einen Bericht gebracht über die offizielle Eröffnung von gestern Abend. Und die Zeitung bz hat ebenfalls einen umfassenen Zeitungsartikel gebracht.

6.5.2019 St.Maurice - Aigle

Auf der Via Francigena gehts heute in Jakobsweg-Richtung weiter von St.Maurice nach Aigle. Nach der Klus von St.Maurice weitet sich das Rhonetal und bald wechsle ich bei Massongex vom Kanton Wallis in den Kanton Vaud / Waadt. Ich komme bestimmt an drei Reitställen vorbei. Dann quere ich dem Flüsschen La Gryonne entlang gehend das Rhonetal und gelange nach einem kurzen, aber ruppigen Aufstieg durch die Reben von Salaz nach Antagnes. Ab da geht es in ständigem auf und ab oberhalb von Ollon vorbei nach Aigle. Eindrücklich ist der Buchenwald vor Ollon, wo mir ein Schwarzspecht in Fotodistanz vor die Linse fliegt. (ok: bei voll ausgefahrenem (digitalem) Zoom...) Zwischen Ollon und Aigle: wechselt der Wald dann zu einem trockenen und lichten Föhrenwald, der immer wieder schön den Blick über das Rhonetal freigibt. Vor Aigle dann die Begegnung mit dem kleinen Züglein der Bahn, die nach Les Diablerets führt - und in Aigle dann mit der hier buchstäblichen Strassenbahn nach Leysin. Vor Aigle das wuchtige Schloss mit den beiden Berner Bären über dem Eingang. Von wegen, die Eidgenossen waren nie fremde Vögte... In Aigle dann die lustige Beobachtung: Ich habe alle 10 MInuten einen Zug: drei, die mich via Lötschbergbasistunnel nach Basel bringen und drei, die den Weg via Lausanne einschlagen. Ich bin also zeitlich hier in Aigle gut eingemittet!

1.5.2019 Martigny-St.Maurice

Heute machen wir gleich zwei Etappen: Die Schlussetappe des Rhein-Reuss-Rhonewegs von Martigny nach St.Maurice, die gleichzeitig eine Etappe auf der Via Francigena ist, die von Canterbury herkommend bei Pontarlier in die Schweiz kommt und via Lausanne - Martigny - Grosser Sankt Bernhard via Aostatal usw. nach Rom führt. Allerdings ist unsere Laufrichtung immer noch in Richtung Santiago ausgerichtet - also doch Jakobsweg. Ein wunderschöner Buchenwald führt uns nach La Verrerie, wo sich der Abstecher in die tief eingeschnittene Gorges de Trient lohnt. Weiter führt der Weg nach Vernayaz am "Pissevache" vorbei (was für ein Name für einen Wasserfall!) und weiter - nach einem Abschnitt auf der Hauptstrasse - via La Balmaz - Evionnaz - Les Emonets nach St.Maurice. Unterwegs führt der Weg einmal schnurgerade durch einen grossen Wald auf einem Schwemmkegel ca einen km lang unter einer Hochspannungsleitung durch - dann weitet sich der Blick hinunter nach St.Maurice. Das Städtchen ist leicht an die Felsen gedrängt. Die Rhone durchbricht hier die Alpen wie in einer Klus - entsprechend oft sieht man hier noch Zeugnisse der Alpenfestung aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. In St.Maurice selber wartet das Schmuckstück des Tages: Die 515 vom Burgunderkönig Sigismund gegründete Abteikirche, ihre lange Geschichte, der beeindruckende Klosterschatz, das archäologische Grabungsfeld und ein wunderschöner Kreuzgang, der einem in die Stille führt. Der Audiorundgang lohnt sich! Die Geschichte hinter der Abteil geht so: Mauritius, der Kommandeur der römischen Legion, die zur Zeit der römischen Kaiser Diokletian und Maximian im ägyptischen Themen vorwiegend aus chrisltichen Männern ausgehoben worden war, weigert sich, gegen Christen zu kämpfen. Auf Befehl Maximians, der in Martigny (Octodurum) weilte, wurde jeder 10. Soldat getötet (decimiert!). Und als auch auch ein zweiter Durchgang dieses Prozederes die Meinung der Legion nicht änderte, wurde die ganze Legion getötet. Fliehende Soldaten wurden in Solothurn hingerichtet (Ursus und Victor) und auch in Zürich (Felix und Regula). Auch die heilige Verena (Solothurn / Zurzach) stand in Verbindung zur Thebäischen Legion. Bischof Theodor von Martigny / Sitten entdeckte dann das Grab des Mauritius und liess um 400 n.Chr. die erste Kirche am Ort der heutigen Abtei bauen. Ein kleines Detail: Die heutige Abteikirche ist nicht nach Osten ausgerichtet -> dem Orient zu, hat also etwas die Orientierung verloren...

22.4.2019 Start zur Sommersaison von Pilgern und Wandern mit der ersten Etappe des SH/ZH Wegs von Bargen nach Schaffhausen

Der Start in die Sommersaison von Pilgern und Wandern ist geglückt: Ein traumhafter Frühlingstag mit angenehmen Temperaturen und stabilem Wetter führt uns von Bargen über den Hagen nach Schaffhausen. Zuerst geht es im Mülital an der Iblenquelle vorbei auf den Randen. Die Schwedenschanze gibt den Blick frei über Begginen in den Hotzenwald, wie der Schwarzwald hier genannt wird. Auf dem Hagenturm, der höchsten Erhebung des Randens schweift der Blick auch über ie Hegauvulkane bis zum Untersee, während die Alpen nur schemenhaft im Dunst zu sehen sind. Die Fortsetzung nach Schaffhausen führt zuerst auf dem Höhenrücken des Randens durch den Wald, und - sobald es in Richtung Abstieg geht - immer mehr durch Feld und Wald. Das junge Blattgrün und verschiedene Blumen begleiten uns - und das Thema des Tages "Geht doch! Vom Ausprobieren - Aufgeben - Weiterkommen". "Geht doch" kann dreifach verstanden werden: zum Einen: Geht doch weg, gebt auf! Dann auch als: Geht doch endlich los und probiert es aus! Und zuletzt: Es geht doch und funktioniert! Wann probiere ich gerne aus? Was probiere ich gerne aus? Wann gebe ich zurecht auf und wann wäre es dran, an etwas dranzubleiben, bis ich sagen kann: "Es geht doch und funktioniert!" Im Leben gelingt es nicht immer so leicht, etwas auszuprobieren, wie einem Grashalm pfeifende Töne zu entlocken oder einen Löwenzahlstengel zu einer Trompete umzufunktionieren. Und doch sind es kleine Beispiele um zu sehen: Wie ist das bei mir mit dem Ausprobieren, Weiterkommen und Aufgeben?

12.4.2019 Chamoson - St.Pierre-de-Clages - Saillon - Fully - Martigny

Fast ist es, als ob mich der blaue Himmel des Wallis zum ersten Mal seit Mörel im Stich lässt, aber am Nachmittag pilgere ich auf dem Weg von Chamoson - St.Pierre-de-Clages nach Martigny doch mehrheitlich im Sonnenschein, der nur durch leichte Schleierwolken getrübt wird. In Chamoson - St.Pierre-de-Clages besuche ich zuerst nochmals die romanische Kirche mit dem achteckigen Turm (in Anlehnung an Cluny!), bevor es durch Rebberge, an einem Schiessstand vorbei (der z.T. mit Reben bepflanzt ist, ich bin ja im Wallis) zur Rohne geht, der ich bis kurz vor Saillon folge. Das kleine mittelalterliche Städtchen auf einem Hügel hat eine stolze Burgruine. Der Weg von der Ebene ins Städtchen folgt einem Weg, der mit verschiedenen Glasbildern das Leben und Schicksal von Josef Samuel Farinet nachzeichnet, einem Falschmünzer aus dem Aostatal, der sich nach verschiedenen Ausbrüchen aus dem Gefängnis 10 Jahre in Saillon versteckt hat, bevor er 1880 in der Schlucht der Salentze von der Berner Polizeit gefasst worden ist. Man kamm dann in Saillon auch am Falschgeld Museum vorbei - und an der Rue St.Jacques, die sich nach Westen hin orientiert. Über dem Städtchen thront eine Burgruine, von der eigentlich - neben einigen Mauerzügen - nur noch ein markanter Turm steht. Der Weg von der Kirche über den Burghügel zum Turm ist bei einem kleinen Abschnitt abenteuerlich (mit Ketten gesicherter Steilabschwung im Felsen). Der Burghügel bietet aber eine gute Aussicht. Wenn ich nur wüsste, wo der kleinste Rebberg des Wallis ist: Er gehört dem Dalai Lama und gibt 100 Flaschen Wein her! Nach dem Hügel von Saillon gehts wieder hinunter ins Tal und einem Kanal und einer Gärtnerei entlang zu den nächsten kleinen Weinbaudörfern, von denen Fully die Grösste ist. Nach vielen Rebenwegen und dem Dörfchen Branson gelangt man wieder zur Rhone. Ich entscheide mich, der Hauptstrasse entlang direkt nach Martigny zu gehen und abzukürzen. Der Wanderweg würde noch etwas der Rhone entlang führen und dann der Dranse entlang nach Martigny gehen. Mir ist das nach der doch etwas längeren Etappe zu lang und so tappe ich halte neben dem Verkehr, aber immerhin auf einem Fahrradweg zum Bahnhof. Dabei stelle ich am kräftigen Wind fest, dass ich am Rhoneknie angekommen bin: Er braust vom Genfersee her mit Macht um die Ecke. Na dann. Ich bin auf die Fortsetzung auf der Via Francigena nach St. Maurice gespannt!

4.-7.4.2019 Tage der Stille auf Schneeschuhen in S-Charl

Anfangs April nochmals auf die Schneeschuhe? - Jawoll! Der Anreisetag nach S-charl katapultiert uns buchstäblich aus dem Frühling zurück in den Hochwinter: Es fallen bis Freitag früh innerhalb von 24 Stunden 68cm Neuschnee. Der Anblick am Freitag ist wie im Hochwinter: Alles ist frisch verzuckert und dick verschneit. Und für die restlichen Tage scheint mehrheitlich die Sonne, die mit ihrer um diese Jahreszeit schon kräftigen Kraft den Schnee rasch von den Bäumen schmilzt. Für den Schnee auf dem Boden braucht es noch lange: Wir messen insgesamt noch über 1.5m Schnee. Die Vögel lassen sich aber nicht davon abhalten und jublieren ihre Frühlingsgesänge, während die Hirsche am Abend an den Dorfrand absteigen und die ersten aperen Stellen nach Futter absuchen. In dieser Traumgegend sind wir nochmals mit einer Gruppe auf Schneeschuhen unterwegs. Den Tag eröffnet jeweils eine Morgenliturgie zu einem Aspekt von "Stille" und ein Abendgebet beschliesst den Tag. Die Schneeschuhtouren führen uns zur Alp Sesvenna, an den Rand des God Tamangurs (Höchst gelegener Arvenwald Europas!) und auf die Cruschetta (S-charljoch). Am Sonntag wandern wir der wilden Clemgia entlang zum Kutschen / Bus - Umsteigeplatz, vorbei an Lawinenkegeln, langsam zurück in die Zivilisation.

Im nächsten Jahr finden die Tage der Stille auf Schneeschuhen in St.Antönien statt (Prättigau). Der Märztermin ist schon ausgebucht. (4.-7.3.2020) Im Januar hat es aber noch freie Plätze: 16.-19.1.2020. Weitere Infos folgen...

30.3.2019 Sion - St.Pierre-de-Clages

Heute komme ich auf dem Weg von Sion nach St.Pierre-de-Clages aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach dem Besuch der Kathedrale und der Theodorskirche von Sion führt mich der Weg leicht steigend aus der Stadt heraus. Vor dem Lac du Mont d'Orge biege ich nach links ab und Folge auf halber Höhe des Hügels der Bisse de Mont d'Orge. Der Ausblick ist kaum mehr zu überbieten: ein munteres Bächlein, daneben ein schmaler Weg, der durch die Rebberge führt, immer wieder blühende Bäume, der Blick hinunter ins Rhonetal und darüber die noch Schneebedeckten Berge. Ich komme langsam voran, weil ich immer wieder stehen bleibe "und kann nicht satt mich sehen". Da vergesse ich auch, dass nach Conthey der Weg meist auf Asphalt auf der Rue des Vignerons via Vetroz - Ardon nach St.Pierre-de-Clages mit seiner romanischen Kirche mit achteckigem Turm führt. Beeindruckend ist auch das riesige Delta, das sich von Chamoson ins Rhonetal hineinzieht und auf dem durchgängig Reben wachsen. Und dahinter türmen sich die Berge rund um den Grand Muveran. Frühling, wie er nicht schöner sein könnte! - Und dabei ist auch klar: Im Hochsommer ist diese Etappe tabu: Die Hitze durch die Reben wäre kaum auszuhalten. Die Steine der Mäuerchen der terrassierten Rebberge werden dann bis zu 60 Grad Celsius heiss, lese ich auf einem Schild. Ich lieben den Frühling!

 

22.3.2019 St.Léonard-Sion

Der "Lac souterrain" (unterirdischer See) ist eben erst aus seinem Winterschlaf aufgeweckt worden. Heute ist der 4.Tag im Jahr 2019, an dem es wieder Bootsfahrten gibt. Zusammen mit einem asiatischen Pärchen sind wir die einzigen, die um 10.00 Uhr morgens sich auf den Weg machen. Der See ist eindrücklich. Die Risse vom Erdbeben auch, aber die Höhle ist gut abgesichert: Fast die ganze Länge über sind an der Decke Felsanker zu sehen. Nach diesem Start machen wir uns auf den Weg nach Sion. Der vorgeschlagene Weg führt nicht direkt dorthin, sondern via Ermitage de Longeborgne, eine seit über 500 Jahren bestehende Einsiedelei. Sie ist ein immer noch häufig besuchter Wallfahrtsort, besonders gerne besucht von Paaren, die sich Kinder wünschen. Der Ort liegt malerisch über der Schlucht und in der Mauer der Einsiedelei zum Hof davor ist eine Kanzel eingebaut. Praktisch! Am Eingang zur Schlucht wartet des Restaurant des Pelerins. Danach folgt das Dorf Bramois. Wir entscheiden uns, nicht auf dem direkten Weg nach Sion zu gehen, sondern dem Bach entlang zur Rhone und ihr entlang weiter zur Stadt. So ist ein direkter Aufstieg zur Burgkirche Valère möglich mit seiner weltweit ältesten noch bespielbaren Orgel (vermutlich von 1435 n.Chr.). Das Unterwegssein im Rhonetal macht mir immer mehr Spass. Vom Zug aus sehe ich immer nur die Autobahn, Industrie und die kanalisierte Rhone. Zu Fuss aber - und insbesondere dann, wenn ich mir den Weg selber festlege und nicht nur einfach dem Vorschlag des Rhein-Reuss-Rhonewegs folge - zu Fuss entdecke ich immer wieder reizvolle Wegabschnitte und eindrückliche Orte. Zugabe!

16.3.2019 Sierre / Siders - St.Léonard

Nach den Schnee reichen Tagen der Stille in S-charl ist das heute ein Kontrast: Frühe Kischenblüten im Rhontetal bei Ollon an einem warmen Frühlingstag. Darüber die frisch verschneiten Berge - und in der mittleren Lage die Rebbberge, die noch keine Regung zeigen, frische Triebe auszutreiben. Wir wandern horizontal durch Weiler, Reben (überall werden die alten Triebe weggeschnitten und an verschiedenen Kapellen vorbei nach St.Léonard. Der unterirdische See hat noch Winterpause. Wir werden beim Start der nächsten Wanderung also nochmals da hingehen und in die Höhle eintauchen...

7.-10.3.2019 Tage der Stille auf Schneeschuhen in S-charl

Bei der Anfahrt nach S-charl braucht es am Donnerstag noch etwas Galgenhumor: Zwar laufen die Pferdeschlitten wirklich auf Schnee, aber vom Himmel fallen Regentropfen! Am Nachmittag sind wir dann vom Gasthaus Mayor aus unterwegs auf die Alp Sesvenna. Der Regen geht in Schneefall über und alles ist gut! Beim Abstieg stellen wir fest, dass die Schneefallgrenze unterdessen gesunken ist: Auch in S-charl fällt unterdessen Schnee. Eine prima Unterlage für die Schneeschuhtouren der beiden folgenden Tage durch den God Tamangur, den höchst gelegenen Arvenwald Europas (Freitag), und auf die Cruschetta / das S-charljoch, den Übergang ins Vinschgau (Samstag). Morgen- und Abendgebete mit Impulsen zum Thema Stille umrahmen das Unterwegssein im Schnee, und der Hot Pot des Gasthauses sorgt im Anschluss an das Unterwegssein im Schnee für die Entspannung der Beinmuskeln, das Zusammensein beim Nachtessen und am Abend für Entspannung durch kräftigen Gebrauch der Lachmuskeln. Am Sonntag ziehen wir zu Fuss hinaus in Richtung Scuol. Ein stilles Seitental übergibt uns wieder dem Betrieb des Engadins. Ich freue mich auf die zweite Durchführung anfangs April, wo noch einzelne Plätze frei sind.

5.3.2019 Von S-chanf via Alp Griatschouls nach Cinuos-chel / Brail

Es ist anfang März - und die lange Schönwetterperiode vom Februar hat an den Südhängen des Engadins den Schnee schon kräftig weggefressen. Die Gämsen geniessen es und suchen auf den Schnee freien Flecken nach Futter. Für uns bedeuten diese Stellen: Schneeschuhe ausziehen und wandern. Aber schon bald geht es wieder auf Schnee weiter, und bei der Alp Griatschouls verziehen wir uns in den Windschatten des Alpgebäudes: Der Wind kündigt den Wetterwechsel an und wir machen uns rasch auf den Abstieg, dem Alpweg im Wald folgend, wo sich links und rechts einige Rehe zeigen. Am der Ruine des früheren Pilgerhospizes Chapella vorbei kommen wir zum Bahnhof Cinuos-chel / Brail: zufrieden, müde, erfüllt. Die Tour würde sich für "Tage der Stille auf Schneeschuhen" eignen...

2.3.2019 Schneeschuhtour von Zuoz zur Alp Arpiglia

Die günstige Lawinensituation will ausgenützt sein: Wir machen uns von Zuoz auf zur Alp Arpiglia. Zuerst durch den Wald aufsteigend, dann ins Val Arpiglia hineinziehend zur Alp. Der Blick dehnt sich weiter ins Tal hinein - und nach dem Aufstieg auf den Bergrücken über der Alp über das Haupttal des Oberengadins, das Inntal. Vorbei an mächtigen Lärchen und Arven gehts es zurück nach Zuoz - den direkten Weg absteigend. Eine tolle Tour !

22.2.2019 Leuk-Sierre via Pfywald / Forêt de Finges

Und nochmals wähle ich eine eigene Route von Leuk nach Sierre, obwohl die Originalroute via Salgesch nach Siders/Sierre mit den Rebenhängen auch verlockend aussieht. Aber Rebenwege gibt es im Wallis noch genug, den Pfywald aber gibt es nur einmal. Schon viel von ihm gehört, aber noch nie durchwandert. Also nehme ich mir eine Route vor, die durch alle Landschaften dieses Naturparks führt: Zuerst dem imposanten Graben entlang in Richtung Illgraben, von wo nach Niederschlägen immer wieder imposante Murgänge herunterdonnern. Die Bhutanbrücke, eine Hängebrücke mit vorgelagerter "Stupa" (ein Projekt aus dem Uno Jahr der Berge 2002) führt leicht schwankend auf die andere Seite des Grabens. Der Schwemmkegel des Illgrabens, den ich danach durchwandere, ist heute Standort des grössten Föhrenwaldes der Alpen, des Pfywaldes. Darunter folgt auf der anderen Talseite die Schwemmlandschaft der mehrarmigen Rohne - und am Schluss durchwandere ich die Hügel des Bergsturzes, der oberhalb von Salgesch vor ca. 13'000 Jahren erfolgt ist. Der sich zurückziehende Rhonegletscher hat einzelne Hänge nicht mehr gestützt, sie kamen ins Rutschen und bieten heute den Hintergrund für eine liebliche Landschaft mit kleinen Seen und Weihern. Das Ganze ist eine imposante Landschaft. Die Autobahn, die hier immer noch im Bau ist, wird diesen Bereich des Rhonetals zum Glück zumeist unterirdisch durchqueren. Das Team des Naturparks bietet verschiedene Exkursionen an. Mich reizen am meisten die Exkursionen zu den Vögeln wie Bienenfressern, Mauerläufern, Wiedehopf, Eisvogel. Aber dafür ist jetzt definitiv die falsche Jahreszeit. Ausgangs des Naturparks geht es noch eine Weile bis zum Bahnhof von Sierre. Ein unschöner Strassendippel im Verkehr, aber das Postauto fährt zu wenig oft, als dass ich auf den nächsten Kurs warte. Trotzdem: Das Rhonetal, das ich mir  am Talboden ziemlich langweilig vorgestellt habe (Strassen, Gewerbezonen, Dörfer, Pappelreihen) zeigt nach und nach sein abwechslungsreiches Gesicht - sofern ich den Weg weiterhin nach eigenem Ermessen festlege...

17.2.2019 Gampel/Steg - Leuk

Eigentlich planten wir heute, von Gampel/Steg via Leuk nach Salgesch zu gehen, aber wir blieben in Leuk hängen: Der Ort hat einen schönen Kern, wenn die Häuser nur da und dort etwas renoviert wären oder bewohnt/belebt wären. Immerhin war heute zu sehen, dass gestern Abend ein Fasnachtsfest gewesen sein muss: Es wurde aufgeräumt, Tische und Bänke verräumt und junge Erwachsene liefen sogar mit Abfallsäcken durch den Ort, um die leeren Büchsen und Flaschen aufzusammeln. Ganz tot ist der Ort also nicht, auch wenn im Beinhaus unter der Stefanskirche zwischen 15'000-20'000 Totenschädel liegen, die da auf ihren Oberschenkelknochen aufgereiht sind... Der Blick von der Terrasse neben dem Schloss in das Rhonetal macht Lust auf weitere Erkundungen: Unter uns liegt der Pfynwald, ein grosser Föhrenwald, der zugleich die Sprachgrenze zwischen Französisch und Deutsch markiert und ein Hort von Insekten, Reptilien, Amphibien und Vögeln ist (Bienenfresser, Mauerläufer, Widehopf, Neuntöter usw). An seinem nördlichen Rand schlängelt sich die mehrarmige Rotten - und der Autobahnbau läuft zum Glück mehrheitlich unterirdisch ab. Am westlichen Rand des Pfynwaldes sind die Hügel des Bergsturzes zu sehen aus der Zeit, als sich der Rohnegletscher zurückgezogen hat und einzelne Hänge instabil geworden sind und abrutschten. (vgl. heute der Aletschgletscher und die Moosfluh...) Dahinter im Süden der mächtige Illgraben, ein Gebiet mit vielen Murgängen und weit im Westen die beiden Hügel von Sion: Tourbillon und Valère. Ein schöner Blick. Ich entscheide mich, die Fortsetzung des Wegs nach Sierre durch den Pfynwald zu legen statt über Salgesch. Wir werden noch ausreichend durch Rebberge hindurchkommen...

31.1.2019 Visp - Baltschieder - Ausserberg - St.German - Raron - Gampel/Steg

Ein weiterer Wintertag, der am nach Süden ausgerichteten Hang des Rhonetals eine schöne Pilgerroute von Visp nach Gampel/Steg anbietet. Der Weg schlängelt sich fast lieblich durch Wald, Weideland (Wallisser Ziegen, Lamas, Kühe), Rebberge und einige schöne Dörfer mit alten Kirchen (St.Germann, Raron) und einem vom Lions Club gespendeten noblen gedeckten Rastplatz in St.Germann. Die Schlussstunde der Rhone entland von Raron nach Gampel/Steg gibt mir die Möglichkeit, noch etwas den beiden eindrücklichen Kirchen von Raron nachzuhängen: Der Burgkirche auf dem Hübel (wo auch das Grab von Rainer Maria Rilke ist) und die Felsenkirche am Fuss des Hügels. Und im Zug finde ich dann auch Zeit zu googeln, welcher Berg immer imposant hinter meinem Rücken hinter Brig ist: Es ist das Bortelhorn. Wäre auch mal was für den Sommer...

11.1.2019 Brig - Visp

Noch im Zug habe ich gerätselt, wie ich auf dem Wallisser Anschlussweg zum Jakobsweg von Brig nach Visp pilgere. Der auf der Karte eingezeichnete offizielle Weg ging mir zu fest durch die Zivilisation. Der Wanderweg der Rhone entlang, die hier noch Rotten heisst, war mir zu eintönig. Als der Zug den Lötschberg Basistunnel vor Visp verlassen hat, habe ich die Schneelage an den Hängen betrachtet und mich entschieden von Brig via Naters auf der Lötschberg Südrampe via Lalden nach Visp zu wandern. Der Entscheid war richtig: Die nach Süden ausgerichteten Sonnenhänge waren in dieser Höhenlage fast Schnee frei - bis auf den Weg, der aufgrund von seiner anderen Neigung weniger Sonne abkriegt. Aber es lag wenig Schnee, so dass der Weg für geübte und Tritt sichere Wanderer zu begehen war. Der Weg geht bei Naters einen Kruezweg hinauf zur Kapelle "Maria hilf" und dann in ständigem auf und ab in ca 170 Höhenmetern über dem Talboden dem Hang entlang. Bis nach Lalden wandert man durch einen Schutzwald, der mit Wasserleitungen durchzogen ist. Der Wald kann so am trockenen und im Sommer heissen Südhang bewässert werden. Er schützt das darunter liegende Bahntrassee vor Lawinen und Steinschlag und ist so wohl auch etwas mehr gegen eine Feuersbrunst geschützt. Die vielen Wasserleitungen mit ihren Zugängen sind dafür eine Herausforderung für die Wegfindung, weil überalle kleine Weglein abgehen. Wo aber geht es wirklich weiter? Nicht immer sind die Wanderwegzeichen an sichtbaren Orten. Der Weg führt an der Simplonmilitärfestung und dem heutigen Gardemuseum vorbei und bietet wunderschöne Ausblicke über Naters, Brig und die Talebene. In Lalden gings hinunter auf den Talboden und der Rohne entlang, die gerade für weitere Hochwasser fitt gemacht wird nach Visp. Mein Fazit: Wenn ich die verschiedenen Wegverläufe des Rhein-Reuss-Rhone Wegs ab Brig ansehe, nehme ich mir auch weiterhin die Freiheit, da und dort andere Routen zu wählen, damit der Weg abwechslungsreicher wird.

4.1.2019 von Mörel via Bitsch - Naters nach Brig auf dem Rhein-Reuss-Rhone Weg

"Machsch es du öbbe nur im Summer?" Winterpilgern geht, wobei für mich in der Regel drei Kriterien erfüllt sein müssen: kein Schnee (ansonsten mache ich lieber Schneeschuhtouren), sonnig und ein neues Wegstück. Für den 4.1. mache ich mich aufgrund des Wetterberichts und der Schneelage ins Wallis auf und sehe alle drei Kriterien erfüllt. Alle drei? - Ja, wobei das "sonnig" nicht für die erste halbe Stunde ab Mörel gilt und (für mich) erstaunlicherweise auch nicht für die Schlussrunde vom Bahnhof Brig zum Stockalperpalast: Die umliegenden Berge verdecken die zu dieser Jahreszeit nicht sehr hoch am Himmel stehende Sonne und wir pilgern im Schatten, wo die Kälte der klaren Nacht noch unverändert da liegt. Sie will nicht aufstehen und sich auf und davon machen. Und der Wanderweg am Mörel folgt bis zur Kirche "Zen hohen Flühen" dem Schattenhang, während die Autos auf der anderen Talseite in der Sonne fahren. Aber bei diesem Kirchlein wechselt der Weg die Talseite und es geht - bis auf ein kurzes Wegstück im "Häxuwald" nach der Hängebrücke über die Massa, die bei Bitsch (was für ein Ortsname!) den grossen Aletschgletscher entwässert - in der Sonne weiter. Der Blick vor Naters über Brig und das Rhonetal ist schön. Zum Glück sind wir von Bitsch nach Naters nicht der auf der Karte eingetragene Route entlang gegangen, welche der Strasse entlang führt! In Naters wartet die Beinhauskapelle mit einer eindrücklichen Wand von Schädeln. Über 10'000 sollen im Beinhaus gelagert sein, über 1'000 auf der Wand sichtbar - unter dem Spruch aufgereiht "Was wir sind, werde ihr - was ihr seid, waren wir." Ein eindrückliches und nicht zu umgehendes "memento mori"...
Was gibt es zum Weg sonst noch zu sagen? -> Der Rhein-Reuss-Rhone Weg ist in den Kantonen Uri und Wallis nicht mit Wegzeichen ausgeschildert, sondern nur mit den A5 Tafeln an wichtigen Wegweisern, vor allem in Ortschaften. Und die Wanderwegzeichen waren heute auch nicht so zahlreich, wie ich das von anderen Wanderwegen her kenne. Es ist also gut, wenn man grundsätzlich weiss, wie die nächste Ortschaft heisst, zu der man hin will und über welche "Höhenlage" man da hin will, denn es gibt oft mehrere Wegvarianten mit einem unterschiedlichen Höhenprofil. Verirren ist kaum möglich, aber je nachdem gibt es Zusatzschlaufen, die man entweder gehen will oder lieber eingespart hätte. Es lohnt sich also, sich anhand einer Karte vorzubereiten und mit einer Karte zu pilgern.

15.12.2018 Jubiläum: Das 100te Pilgerangebot von Pilgern und Wandern: Pilgerbummel in allem Rummel, in diesem Jahr in Luzern

Im 11. Jahr von Pilgern und Wandern gibt es das Jubiläum des 100ten Pilgerngebots. Die beiden Pilgerwanderungen im Advent in Luzern, die ich wegen grossem Interesse doppelt durchführe, zählen dabei als ein Angebot. Schön, dass das Interesse von Pilgerinnen und Pilgern über all diese Jahre gewachsen und wach geblieben ist. Heute sind wir nach dem Advents-Pilgerbummel in Basel (2015), Zürich (2016), Bern (2017) in Luzern unterwegs. Über der Luzerner Altstadt thront die alte Stadtmauer, die ab 1370 erbaut worden ist. Sie gibt dem Pilgerbummel das Thema: "geschützt", wobei: Sie beschützt die Stadt, aber die Stadt ist durch sie geschützt. Beschützt oder geschütz? Es sind zwei Blickwinkel: Wenn ich geschützt sein will, muss ich in der Regel etwas unternehmen, eine Stadtmauer bauen, z.B.. Und wenn diese dann einmal gebaut ist, dann werde ich durch sie beschützt. So ähnlich ist es auch mit dem Advent: Es ist eine besondere Zeit des Wartens, die mich beschützen will vor allzu belanglosem durch die Tage lungern. Aber damit ich davor geschützt bin, muss in der Regel ich selber aktiv werden und entsprechend achtsam unterwegs sein. Es sind die Perspektivenwechsel, die mich herausfordern!

14.11.18 Die Magdalena Einsiedelei am Schiffenensee

Zugegeben: Ich stand bei der Magdalena Einsiedelei vor verschlossener Tür. Die in den Sandstein gehauenen Einsiedlerräume sind von November bis März geschlossen. Aber die Wanderung hat sich trotzdem gelohnt: Zuerst geht's durch die schmucke Altstadt von Fribourg an unzähligen Kirchen vorbei zur Saane / La Sarine - und über die Bernbrücke auf die andere Seite des Flusses. Einige Brücken später und nach manchen Stationen eines Sinn- und Klangwegs stehe ich vor besagter Einsiedelei. Der Weg nach Düdingen ist nicht mehr weit und gibt - wenn man die Strecke via Ottisberg und Santihans wählt - noch schöne Blicke auf den Schiffenensee frei, bevor man in Düdingen am Bahnhof steht.Die andere Variante würde durch das Düdingermoos führen. Es bleibt die Qual der Wahl - und mein Fazit: Lohnend für eine Pilgerwanderung in der Rubrik "Zum Stuune - Pilgerwanderung zu besonderen Orten".

10.11.2018 Hast du Zeit?

Im Nebel von Kehrsatz losgelaufen - vor Kühlewil den Nebel hinter uns gelassen - und der Blick geht bis zum Jura, den wir im Frühjahr von Basel herkommend überschritten haben. Heute sind wir auf der letzten Etappe von Basel, bzw von Kehrsatz nach Rüeggisberg unterwegs. Die Stele beim Altersheim Kühlewil gibt uns das Thema vor: Zeit. Wir formulieren für uns: "Hast du Zeit?" - Mussebänke laden dazu ein, den Satz zur Geltung zu bringen: "Die Zeit weilt (Musse)". Der Satz geht aber noch weiter: "Die Zeit eilt (Hektik) - Die Zeit teilt (Zeit mit anderen teilen) - Die Zeit heilt (Wunden)." Ist es so, dass Zeit Wunden heilt? Oder werden die Wunden durch die Erinnerungen immer wieder neu aufgerissen? Ja, das werden sie, zumindest in der ersten Zeit. Auf jeden Fall bleiben Narben zurück. Die Wunde schmerzt nicht mehr, aber auch Narben können dann und wann schmerzen. Vielleicht ist es so, wie Sabine Nägeli anregt: Es gilt dem Schmerz wegen dem, was nicht mehr ist, die Dankbarkeit für das, was war, dazu zu stellen. Der Schmerz geht dadurch nicht weg, aber er erhält ein Gegenüber, das andere Akzente setzen kann.

20.10.2018 Wenn Engel pilgern...

... dann bricht die Sonne durch den Nebel und taucht alles in herbstlich - farbiges Licht! Ob unterwegs die inhaltliche Beschäftigung mit den Engelbildern von Paul Klee geholfen hat, an dessen Museum der Weg uns vorbeigeführt hat, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat der Weg vom Bärenpark der Aare entlang sein eigenes Gepräge, wenn dabei die Sonne durch die colorierten Blätter scheint. Da das anvisierte Kaffee in Wabern gemäss telefonischer Auskunft geschlossen hat, ändere ich die Route des offiziellen Jakobswegs, und wir bleiben bis zur Bodenacker-Fähri an der Aare, geniessen im dortigen Restaurant Kaffee und Sonne, bevor uns die Fähri an das andere Ufer bringt und wir nach einem kurzen Wegabschnitt Kehrsatz erreichen. Ob uns am 9. November das Wetter nochmals so hold ist auf dem letzten Abschnitt des Luzerner Wegs von Kehrsatz nach Rüeggisberg?

19.10.2018 Recognoszieren in Mund: Safrandorf im Wallis!

Safran

Es ist schon etwas aussergewöhnlich, wenn man im Herbst an einen bestimmten Ort gehen will, weil nur dann dort eine Blume blüht, und es ist nicht die Herbstzeitlose - es geht um die Safranblume. Im Dorf Mund im Wallis wird die Blume angepflanzt und im Oktober die Blüten geerntet, aus deren Stempel der Safran stammt. 130'000 Blüten geben ca 1 kg Safran her. Je nach Jahr können die Munder zwischen 2-4 kg Safran herstellen. Und alles dabei ist Handarbeit. Wir machen den Rundgang durch die Felder, lassen uns im Restaurant Safran einen Safrankuchen und ein Safranparfait schmecken, bevor wir uns auf die Wanderung nach Birgisch begeben und dabei dem entlang gehen, was überall im Rhonetal zu finden ist: Suonen! Dieses Mal geht es um das Stigwasser und um die Oberschta, die beide aus dem Greditschtal führen. Und spätestens bei diesen Worten wird wirklich klar: Wir sind im Wallis!

21.9.2018 Start auf dem Appenzeller Weg: Von Rüthi (SG) nach Appenzell

Auf dem Rorschacher Ast habe ich auf dem Jakobsweg das Appenzellerland nur gestreift. So war ich gespannt auf meinen heutigen Start auf dem Appenzeller Weg von Rüthi (SG) via Eggerstanden nach Appenzell. Und: Ich bin nicht enttäuscht worden! Ein klarer Herbsttag hat mich im Rheintal erwartet. Die umliegenden Bergketten haben mich gestochen scharf gegrüsst (die Drei Schwestern in Liechtenstein, der Alvier oberhalb von Sevelen, der Alpstein mit der Stauberenchanzel und dem Hohen Kasten). Und oberhalb der Neuenalp hat sich der Blick über das Rheintal bis zum Bodensee geweitet.Ein guter Ort, um einfach zu sitzen und zu schauen... Dann folgten nach Eggerstanden das Bild der typischen Appenzeller Streusiedlung: Überall kleine Häuser in der Landschaft verstreut, beäugt vom Säntis und vom Hohen Kasten - nun von der anderen Seite her sichtbar. Als Kind habe ich von der Wanderung über den Rotsteinpass eine kleine Glocke mitgenommen. Heute habe ich eine gebrauchte Geissliglocke erstanden. Was Erinnerungen nicht alles auslösen...

15.9.2018 Schattenwürfe und -gespräche

Weiter geht's auf dem Weg von Basel nach Rüeggisberg mit der 8.Etappe von Krauchthal nach Ostermundigen. Start und Abschluss gestalten wir je bei einem Sandstein Steinbruch. Eindrücklich, welche Gesteinsfluchten sich hier auftun: Himmelan und Stollen, die tief in die Erde reichen. Licht und Schatten. Tagsüber sind wir mit unserem eigenen Schattenwurf unterwegs. Und es gibt das Schattenspiel: Mit den Händen lustige Tiere oder beängstigende Kreaturen auf den Boden werfen - und schon lösen sie sich wieder auf, wenn wir uns bewegen. Was im Sommer angenehm ist (im Schatten eines Baumes die Mittagsrast zu erleben), wird jetzt im Herbst schon etwas ungemütlich: Es ist im Schatten zu kühl. Wie es so mit den Schatten im eigenen Leben ist? Wohliger Ruheort, kühle Zone? Manchmal bin ich fähig, über meinen Schatten zu springen. Und manchmal stehe ich im Schatten von anderen. Licht und Schatten. Ich könnte noch lange damit unterwegs sein...

10.9.2018 "In die Klemme geraten": Bachtelspalt und Täuferhöhle

Heute habe ich die letzte Pilgerwanderung recognosziert, die ich ins Jahresprogramm 2019 aufnehme: Die Wanderung von Wald, ZH via Bachtelspalt auf den Bachtel und weiter - an der Täuferhöhle vorbei - nach Bäretswil. Im Jahr 2019 ist es 500 Jahre her, dass Zwingli in Zürich die Reformation durchgeführt hat. Die Bewegung der Täufer ist dabei buchstäblich in die Klemme geraten. In der Täuferhöhle haben die Täufer sich heimlich getroffen.Der enge Bachtelspalt lässt es einen erfahren, was es heisst, wenn es eng wird...

9.9.2018 Neue Bildergalerien

Unter "Fotos" sind heute die beiden Bildergalerien des Schaffhauser-Zürcher Wegs und des Thurgauer Klosterwegs aufgeschaltet worden.
Der SH/ZH Weg verläuft von Bargen via Schaffhausen - Flaach - Winterthur - Kyburg - Pfäffikon - Wetzikon nach Rapperswil. Pilgern und Wandern wird diesen Weg im Jahr 2019 in 7 Etappen ausschreiben.
Der Thurgauer Klosterweg setzt in Schaffhausen an und führt via Paradiesli - St.Katharinental - Diessenhofen - Stammheim - Karthause Ittingen - Frauenfeld nach Tobel.

2.9.2018 Grand bisse de Lens

Fast ist es, als hätte ich in diesem Jahr an den Suonen etwas den Narren gefressen, auch wenn die "Wasserleite" heute nicht Suone, sondern "bisse" heisst, schliesslich sind wir nach Sion ins Französisch sprachige Unterwallis gefahren, mit dem Postauto am Suonenmuseum vorbei nach Lens. Der Grund für diese Wanderung ist ganz einfach: In der ganzen Schweiz war Bewölkung angesagt, ausser im Wallis. Und so war es dann auch: Die Sonne drückte immer mehr durch und wir haben einen tollen Tag erlebt, beginnend in Lens, hoch zum "Christ le roi" (einer grossen Christusstatue) und dann der Grand bisse de Lens entlang. Diese verläuft spektakulär, aber an den heiklen Stellen immer mit Seilen oder gar einem Geländer gesichert um den Hügel herum, auf dem die Christusstatue steht. Die Ausblicke ins Rhonetal sind toll - und die Wegführung teilweise spektakulär. Mein Fazit ist klar: Im Sommer 2020 kommt diese Wanderung aufs Programm von Pilgern und Wandern - natürlich in der Kategorie "Zum Stuune".

25.8.2018 Suonenwanderung im Baltschiedertal

Von Eggerberg aus (über Visp gelegen) hört man schon bald das Geräusch des den durch ein Wasserrad angetriebenen Hammers der anzeigt, dass das Wasser in der Suone fliesst. Wenn das Geräusch verstummt, fliesst kein Wasser mehr. Früher ging dann der "Sander" los, um zu sehen, was repariert werden muss, damit das Wasser wieder fliesst und die Felder um das Dorf bewässert werden können. Wir wandern entlang der Gorperi Suone ins wilde Baltschiedertal. Die ausgesetztesten Stellen sind heute mit kurzen Tunnels entschärft. Nur entlang einer Felswand ist noch ein kurzes Stück im Originalzustand renoviert. Es ist nicht jedermanns Sache, unter einem schmalen Brett 150m Luft zu haben. Der Tunnel innendurch ist die sichere Variante. Bei "Zu Steinu" (bei den Steinen -> wirklich wahr!) geh'ts auf die andere Talseite. Wir schauen uns den Eingang in den langen Tunnel der Niwärch Suone an (nach 30m macht der Tunnel eine Kurve und man sieht den 1.5km entfernten Ausgang) und den Beginn der abenteuerlichen Variante aussenrum, und sind dann jedoch in Richtung "Undra Suone" unterwegs, die 2-3 kurze schmale Stellen hat, bei denen es links 10m senkrecht hinuntergeht. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist nötig. Am beeindruckendsten ist jedoch die Sprachvielfalt des Wassers in der Suone: Auf kürzester Strecke ist zu hören: einmal nichts, trotz grosser Fliessgeschwindigkeit, dann plätschert es, es murmelt, gurgelt, plaudert, rauscht, flüstert, gluckst, schwätzt, bis das Wasser kurz vor Ausserberg in einem Schacht verschwindet und bei den Bewässerungsanlagen in regelmässigem zzzttt, zzzttt, zzzttt wieder herausspritzt. Das ständige gleichmässige Rauschen des Baltschieerbachs ist dagegen ein unrühmlicher Lärm, der nur laut ist und tost. Ich frage mich, was eigentlich meine "Suone" ist, in der ich das kostbare und Leben spendende Wasser meiner Lebensquellen fasse und zu den Feldern meines Lebens bringe; in meine Beziehungsfelder und meine Arbeitswelt, damit es dort grün wird, ist und bleibt. Momente, in denen es ruhig ist, ja fast still, sind für mich unverzichtbar geworden. Ich nehme in ihnen wahr, was für Sand in meinem Suonenwasser alles mitfliesst, er beginnt sich zu setzen und ich kann die Vielfalt der Stimmen hören, die sich melden und entscheiden, worauf ich in meinem Alltag setzen will...

19.8.2018 Frauenfeld - Tobel auf dem Thurgauer Klosterweg

Der warme Sommertag hat wohl dazu beigetragen, dass ich heute von Frauenfeld nach Tobel den Eindruck hatte, kaum vom Fleck zu kommen. Während ich am Anfang nach Frauenfeld durch das Mühlibachtobel noch angenehm kühl im Schatten wandern konnte, hat die Sonne vor und nach dem Sonnenberg (Nomen est omen!) ihre volle Kraft entfaltet. Die Kirche in Lommis war ein angenehmer kühler Ort, um die Temperatur etwas herunterzufahren, bevor der Weg nach Tobel dann nochmals durch offene Felder führte (ok: Ich habe den offiziellen Weg verlassen und einen Schleichweg durch den Wald gefunden...) In Tobel hat mich die Johanniter Komturei erbarmt: Die Häuser haben ihre besten Zeiten hinter sich. Die Pilgerherberge existiert auch nicht mehr. (Die Gründe sind mir nicht bekannt.) und der Garten verwildert. Ob hier nochmals das blühende Leben einzieht? Es wäre dem Ort und den Menschen zu gönnen, die sich dafür engagieren. Noch scheint allerdings der Prinz nicht gekommen sein, der diesen Ort aus dem Dornröschenschlaf wachküsst...

4.8.2018 Auf den höchsten Wandergipfel der Schweiz: Äusseres Barrhorn (3'610m)

Nachdem ich in den Ferien in Grönland Eisberge gesehen habe, die vom Kaliber her zu denen gehören, die der Titanic zum Verhängnis geworden sind, wollte ich sehen, wie es den Schweizer Eisbergen geht. Also bin ich ins Wallis gefahren, um zuhinterst vom Turtmanntal via Turtmannhütte auf das Äussere Barrhorn zu wandern, den höchsten Wandergipfel der Schweiz, der bei guten Verhältnissen ohne technische Hilfsmittel als Wanderer ersteigbar ist. Ich habe solch gute Verhältnisse angetroffen, kein Schneefeld gekeuzt (kein Wunder bei den jetzigen Temperaturen!) und mit zwei Freunden eine tolle Wanderung auf einen wunderbaren Aussichtsgipfel erlebt. Fazit: Es gibt die Schweizer Eisberge (4'000er) noch, auch wenn ihre Gletscher auch hier in der Schweiz vor sich hinschmelzen. (Bruneggletscher 1992 und 2018)

13.7.2018 Von La Brévine via Glacière de Monlési nach St.Sulpice im Val de Travers

Heute bin ich mit dem angetroffenen Gletscher im Jura zufrieden, nachdem ich vor knapp einer Woche beim Creux de glace auf der Westseite des Chasseral nicht so glücklich geworden bin (zu heikler Abstieg, zu wenig Eis). Der Trichter, der sich beim Glacière de Monlési zwischen La Brévine und St.Sulpice auftut, ist zwar nicht eindrücklicher als jener beim Creu de glace - beide sind gegen 20m tief - aber hier kommt man entlang einem Stahlseil und einer Leiter gut hinunter und trifft unten eindrückliche Schneereste vom letzten Winter an und - in der Höhle - einen massiven Eispanzer und Eissäulen. Es gibt auch buchstäblich Hühnerhaut, wenn man in den Trichter hinuntersteigt: Es wird von Meter zu Meter kälter bis man unten in einer Art Kühlschrank landet, aus dem die kalte Luft nicht mehr entweichen kann. Und der Blick von unten nach oben ist ebenfalls imposant: Zuerst der 20m tiefe und fast senkrechte Schacht, den darüber Juratannen in den Himmel hinein verlängern. Ich mache mich von unten wieder zufrieden an den Aufstieg, nachdem ich aus der Höhle aus allen Vieren herausgekrochen bin. Die Wanderbeschreibung aus Wandern.ch meinte, dass auf dem Eis ausreichend Halt zu finden ist aufgrund des Staubs auf dem Eis. Darauf habe ich vertraut und bin auf dem spiegelglatten Eis - von Staub darauf keine Spur - schnell ausgerutscht und wäre auf die schiefe Bahn geraten, wenn ich nicht alle Viere zu Hilfe genommen hätte. Gut zu erfahren, dass man Wanderbeschreibungen in Wanderzeitschriften nicht einfach so blindlings vertrauen kann. Die Verhältnisse können ändern... Vor St.Sulpice merke ich plötzlich, dass ich ein Lied vor mich hinpfeife. In der Kirche angekommen, pfeife ich es laut vor mich hin...

7.7.2018 Auf dem Täuferweg von Corgémont auf den Chasseral

Manchmal entdecke ich erst am Ausgangspunkt, welches die bessere Route gewesen wäre... Mir war bewusst, dass die 1'100 Höhenmeter aufwärts für eine bunt zusammengesetzte Gruppe von Pilgern nicht ideal ist, aber ich habe keine gute Alternative gefunden und mir vorgenommen, das mal für mich abzulaufen. Und jetzt stehe ich am Bahnhof von Corgémont, studiere das Schild von Schweiz Mobil mit der Karte der Gegend darauf und entdecke auf den ersten Blick, dass es weniger Höhenmeter wären, wenn ich in Près d'Orvin gestartet wäre... Jetzt bin ich schon da und gehe also von Corgémont zum Chasseral. Also los: 500 Höhenmeter hoch zur Ponts des Anabaptistes: Ein Ort, wo im 18. Jh. sich Täufer im Geheimen zu Gottesdiensten getroffen haben. Als ich dort bin, mustern gerade einige amerikanische Mennoniten die Stelle. Sie sind auf der Suche nach Zeichen ihrer Vorfahren. Von der ursprünglichen Brücke sind nur noch die Widerlager vorhanden. Die heutige Brücke überbrückt die Schlucht wenige Meter daneben. Unten in der Schlucht findet man in den Fels geritzte Zeichen und Buchstaben. Ihre Bedueutung ist bis heute unsicher. Man findet sie auch im creux de Glace, einer dolinenartigen ca. 25m tiefen höhlenartigen Senke einige Kilometer später, wo auch immer Sommer die kalte Luft des Winters es nicht an die Oberfläche schafft. Der im Winter gefallene und nach unten gerutschete Schnee verwandelt sich mit der Zeit zu Firn und zu Eis, allerdings sind nur noch wenige kümmerliche Reste zu sehen - und ganz nach unten gehe ich nicht, da die untere Steinplatte heute definitv zu nass und zu fest Moos bewachsen ist: eine richtige Rutschbahn, und meine Knöchel brauche ich heute noch... Für einmal nähere ich mich dem Chasseral von Westen: Ein schöner Anschleichweg, weil die ansonsten dominierende Antennen erst gegen Schluss hin sichtbar wird. Alpensicht gibt es keine, zu dunstig. Aber der Jura zeigte sich unterwegs von seiner schönsten Seite: Wytweiden, Gelbe Enziane en masse, Pferde, Kühe, Feld und Wald, zwei sich streitende Hermeline, die mich und die ich erst dann bemerke, als ich - die Wanderkarte studierend - fast auf sie getreten bin und immer wieder neue "métairies", die zu einem kühlen Umdruck einladen... Und wie mache ich nun die Tour einmal mit einer Pilgergruppe? Umgkehrt! Vom Chasseral (dahin kommt man im Sommer mit einem Bus) nach Prés d'Orvin. So ist der Weg gut begehbar - und genauso lohnend.

30.6.2018 Oberalppass - Andermatt - Hospental

Ein weiterer Traumtag zum Pilgern: Zuerst dem See entlang und durch herrliche Alpenflora bis Nätschen, dann durch Heuwiesen hinunter nach Andermatt und zum Schluss der Reuss entlang nach Hospental, wo wir einem weiteren Schild des Rhein-Reuss-Rhonewegs begegnen. Für heute ist hier Schluss. Im August soll es über den zweiten Pass gehen (Furka) nach Gletsch und hinunter via Oberwald nach Münster im Goms. Der Jakobszubringerweg führt dann der Rotten, wie die Rhone hier noch heisst, entlang nach Brig unter weiter dem Walliser Haupttal entlang via Visp - Sion - Martigny bis nach St.Maurice. Von dort geht es auf der Via Francigena weiter nach Lausanne, wo die Via Jacobi Nr. 4 erreicht wird. Ich werde mir überlegen, wann ich diesen Weg ins Programm aufnehme. Zwei Dinge sind klar: Die Bergetappen über die beiden Pässe Oberalp und Furka sind nur im Hochsommer und als mehrtägige Wanderungen machbar. Und als zweites: Auch wer vor den Höhenmetern Respekt hat wird mitkommen können: Man kann dank der Matterhorn-Gotthard Bahn und dem Postauto einige happige Stellen auch fahrend überwinden... Und übrigens: Dieser Jakobsweg ist nicht mit Muscheln ausgeschildert. Man trifft unterwegs einfach auf Hinweisschilder wie beim Bild dieser Newsmeldung. Genaue Infos zum Wegverlauf werden in diesem Sommer noch auf der Homepage von Jakobsweg.ch aufgeschaltet.

29.6.2018 Sedrun - Oberalppass

Am 4. Juli wird der neue Jakobs-Zubringerweg "Rhein-Reuss-Rhone" offiziell eingeweiht. Wir sind heute und morgen auf diesem neuen Weg unterwegs. In Sedrun verlassen wir so den Bündner Jakobsweg, der nach Norden hin über den Chrützlipass oder Mittelplanggen via Maderanertal nach Amsteg und durchs Urnerland zum Vierwaldstättersee führt. Stattdessen wandern wir dem Rhein entlang aufwärts via Tschamutt zum Oberalppass, wo die offizielle Rheinquelle, der Tomasee, nicht weit entfernt ist. Der Leuchtturm zeigt an, dass die Nordsee nicht mehr weit ist (Es sind 1'230km dem Rhein entlang), kürzer auf jeden Fall als bis Santiago, wo es noch 2'225 km sind. Wir erwischen einen Traumtag, sehen Alpenflora in Höchstform und geniessen die Gastfreundschaft auf dem Oberalppass im Hotel Piz Calmot, wo auf der anderen Strassenseite kräftig an der Skiverbindung Andermatt - Sedrun gearbeitet wird.

16.6.2018: Kirchberg- Burgdorf - Krauchthal

Der Basler Weg mündet auf dieser Etappe bei Burgdorf in den Luzerner Weg der Via Jacobi ein, auf dem wir in Richtung Rüeggisberg heute bis Krauchthal gelangten. Das Thema der Pilgerwanderung stand auf dem Fenster der Raiffeisen Filiale in Kirchberg: "Vergiss nie, dass die Liebe die Hauptsache ist und nicht das Geld, und mach nicht, dass das Geld der Rost wird, der die Liebe frisst." Die Tagesnachrichten zur Raiffeisenbank Schweiz und ihrem früheren Direktor geben dem Satz von J.Gotthelf eine neue Aktualität und Würze... Der Weg zieht sich zuerst der Emme entlang. Nach Burgdorf gehts hinauf in die Hügel und schliesslich hinunter nach Krauchthal. Arbeiter im Steinbruch haben dort im Jahr 1910 63% ihres Tagesverdienst für eine auf einem Schild aufgelistete Reihe von Nahrungsmitteln benötigt. Heute werden (ausgehend vom Medianlohn) noch 18% eines Tagesverdienstes für die gleiche Liste verwendet. In Krauchthal lohnte sich der Schwenker auf dem Sandsteinpfad zu einem früheren Steinbruch: Eine eindrückliche Kathedrale, die sich da mitten im Wald plötzlich auftut...

15.6.2018: Thurgauer Klosterweg: Stammheim - Karthause Ittingen - Frauenfeld

Ackerbau und Milchwirtschaft. Das ist die Beschreibung der Landschaft, durch die wir von Stammheim nach Frauenfeld mehrheitlich gepilgert sind. Halt: Da waren noch Seen! Der Nussbaumersee mit seinem Horn (und seinen bronzezeitlichen Siedlungsresten) und der Hüttwiilersee (beide mit schönen Rastplätzen versehen) - und dann nach einem Waldrücken gelangten wir zur Karthause Ittingen, einem früheren Karthäuerkloster, das heute vor Betrieb nur so wuselte: Betriebe wie Hotel, Seminarräume, Restaurant, Gärtnerei, Museum und tecum, dem Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau der evangelischen Landeskirche im Thurgau. Ein Labyrinth lädt zur Begehung ein. Wir haben uns umgesehen und danach den Weg hinunter zur Thur unter die Füsse genommen - und entlang der Murg gelangt man malerisch bis in Zentrum von Frauenfeld. Nur in Lausanne habe ich einen ähnlich von der Natur geprägten Stadteinlauf erlebt...

26.5.2018 Solothurn - Kirchberg

Nach dem Jura pilgern wir auf dem Basler Weg von Solothurn aus weiter in Richtung Burgdorf - Bern - Rüeggisberg. Die heutige Etappe bringt uns zur Emme, der wir in Gegenrichtung folgen. Sie wird uns heute bis Kirchberg und im Juni bis Burgdorf begleiten und ist Themageberin der heutigen Etappe: Wasser! Wasser sprudelt, fliesst, rauscht, plätschert, gluckst, gurgelt - ist Quelle allen Lebens.
Ich stelle mir vor, dass das Wasser reinigende Kraft hat und durch mich hindurchfliesst und alles mitnimmt, was ich nicht mehr brauche.
Und neues, frisches Wasser fliesst nach und macht mich quick lebendig.
Was sind meine Quellen, aus denen ich schöpfe?
Wo bin ich Brunnen, an dem sich andere laben können?
Wo habe ich den Eindruck, immer nur geben zu müssen - und wie gelange ich hier zu einem guten Glecihgewicht?
Heute wird auch klar: Der Sommer ist angekommen: Die Mohnblumen zieren den Weg!

12.5.2018 Thurgauer Klosterweg: Schaffhausen - Stammheim

Schnell wird klar, dass für diesen Jakobswegzubringer der Name Thurgauer Klosterweg angemssen ist. Der Start liegt zwar in Schaffhausen (wo man am früheren und um 1049 gegründeten Kloster Allerheiligen vorbeikommt), aber nach einigen 100m auf Schaffhauser Kantonsland und einigen 100m auf Zürcher Kantonsland (Feuerthalen), betritt man den Kanton Thurgau, pilgert lange Zeit direkt am Rheinufer und kommt auf dieser Etappe am Klostergut Paradies vorbei (Gemeinde Schlatt), ein Klostergut (seit 1918 im Besitz der in Schaffhausen ansässigen Georg Fischer AG, heute die Eisenbibliothek und ein Ausbildungszentrum dieser Firma), das etwa um 1250 als Frauenkloster der Klarissen gegründet worden ist. Die Kirche ist heute noch öffentlich zugänglich. Allerdings macht das Paradies heute vor allem wegen dem lauschigen Restaurant Furore, das direkt am Rhein gelegen zu einer Rast einlädt. Nach dem Scharenwald folgt das Klostergut St.Katharinental (Gemeinde Willisdorf, heute Diessenhofen), 1242 von einer kleinen Gemeinschaft von Beginen gegründet und schon kurz danach dem Dominikanerorden eingegliedert. Die Kirche ist zugänglich, in den anderen Gebäudlichkeiten ist heute eine Klinik untergebracht (Rehabilitation des Bewegungsapparates und Langzeitpflege). In Diessenhofen wartet das am Rhein gelegene Restaurant Fischerstube, im Volksmund als "Höll" bekannt. (Vom Paradies zur Hölle pilgern!!!). In Diessenhofen verlässt der Weg den Rhein, verläuft aber nach Willisdorf lange Zeit einem Bach / Kanal entlang, der z.T. von Bäumen umsäumt ist: Ein willkommener Schattenspender, bevor kurz vor Stammheim dann nochmals die Sonne auf den Kopf brennt. Fazit: Eine lauschige Wanderung von Schaffhausen nach Stammheim und schöner Start auf dem Thurgauer Klosterweg.

29.4. und 1.5.2018 Russikon - Pfäffikon - Wetzikon Bubikon - Rapperswil

Fang nie an aufzuhören - hör nie auf anzufangen. Das kommt mir in den Sinn, als wir heute (ein mal mehr!) in Rapperswil ankommen. Der Schaffhauser-Zürcher Weg mündet dort in die Via Jacobi 4 ein. Ein vorläufiger Schlusspunkt ist gesetzt, der aber in Schaffhausen bald zu einem neuen Start werden wird, weil es von dort aus auch die Möglichkeit gibt, auf dem Thurgauer Klosterweg via Frauenfeld nach Tobel zu pilgern und dort in die Via Jacobi 4 einzumünden. Gemeinsame Verbindungslinie ist der Johanniter Orden, der sowohl in Tobel wie in Bubikon eine Kommende (mit Betonung auf dem ersten "e", auch Komturei) besass. In Bubikon ist das Ritterhaus die wohl best erhaltenste Kommende von Europa. Wir schlendern darin herum und sind beeindruckt von der Atmosphäre der Räume und den geschichtlichen Hintergründen des Johanniterordens. Unsere beiden Tagesetappen führen uns von Russikon via Pfäffikon - Wetzikon nach Bubikon und weiter von Bubikon nach Rapperswil. Schön ist die Vielfalt der Landschaft: Blick in die Berge, Pfäffiker See, der Industrielehrpfad von Wetzikon, die Riedlandschaft, der Blick in die Alpen und zum Schluss die Sicht hinunter auf den Zürich See mit Rapperswil. Es ist schön, von dieser Seite in die Stadt zu pilgern. Ich freue mich auf die entsprechende Pilgerwanderung im 2019!

22.4.2018 eine "bäumige" Sache: Der Jakobsweg am nördlichsten Zipfel der Schweiz

Nein, mit dem öffentlichen Verkehr komme ich schlecht nach Blumberg -D, und auch nicht nach Randen - D. So steige ich in Bargen durchs Mülitäli hoch zum Randen und treffe kurz vor dem Aussichtspunkt "Schwedenschanze" auf das erste Schild des SH/ZH Jakobsweg mit Muschelsignet. Bei der Schwedenschanze selber wird der Blick frei hinunter nach Beggingen und hinüber nach Schleitheim und in den Hotzenwald und Schwarzwald, dessen obere Gipfel auch Mitte April in diesem Jahr noch mit weissem Schnee leuchten. Vom Hagenturm aus weitet sich der Blick über den Hegau zum Bodensee und zu den Alpen. Dann geht der Weg weiter, mehrheitlich durch Wald, dessen frische Blätter zartgrün leuchten, während die dunkelgrünen Nadeln der Kiefern einen klaren Kontrast dazu bilden. Eine "bäumige" Angelegenheit, dieser Weg von Bargen über den Randen - Hagen nach Schaffhausen, wobei ich von "Sommerwies" aus den Bus in die Stadt nehme, statt der Strasse entlang zu dippeln. Eigentlich dachte ich, diese Etappe im nächsten Jahr nicht ins Programm aufzunehmen. Aber die Schönheit des Wegs lehrt mich anders: Wir werden im 2019 den SH/ZH Weg nicht in Schaffhausen beginnen, sondern in der nördlichsten Gemeinde der Schweiz, in Bargen. Pilgern: Wenn nichts mehr geht, dann geh.

13.+14.4.18: Doppelpilgerwanderung von Buch a.Irchel via Winterthur nach Russikon

Mit einem Blick hinüber zum Schwarzwald und den Hegau Vulkanen verabschiede ich mich vom Rhein und wandere nach Buch am Irchel bald schon mit Blick zu den Alpen über die Höhe und via Neftenbach hinunter ins Gewusel von Winterthur. Am nächsten Tag gehts über den Eschenberg hinunter zur Töss und über die Fitness testenden Treppfenstufen 150 Höhenmeter hinauf zur Kyburg. Während den nächsten 2-3 Stunden kann der Blick oft vom Säntis bis zu den Berner Alpen schweifen, bevor vor dem Pfäffikersee die Etappe in Russikon bei einem Kaffee bei einer Mitpilgerin auf den vielen Pilgerwanderungen endet. Bei diesen beiden Etappen wird mir bewusst, auf welche Wegstrecke meines Lebens ich schon zurückblicke: An den Hegauvulkanen vorbei bin ich oft zum Studium in Reutlingen, D, vorbeigefahren. Am Rhein in Neuhausen a.Rhf. / Schaffhausen war meine erste Pfarrstelle. In Neftenbach komme ich unverhofft an der "Trotte" vorbeit, an dem einige Frauen gleichen Jahrgangs, darunter meine Frau, einmal miteinander ihren 40. Geburtstag gefeiert haben. (Erst der Anblick des Hauses hat in mir die Erinnerung wach gerufen. Vorher hatte ich den Eindruck, noch nie in Neftenbach gewesen zu sein...) Auf der Kyburg habe ich einen Burg-Bastelbogen gekauft (was habe ich in der Kindheit so alles für Schlösser und Burgen zusammengeleimt!), dann schweift der Blick über den Alpenbogen, wo ich bis vor 20 Jahren so viele Gipfel mit Pickel und Steigeisen bestiegen habe und vor Russikon geht der Blick hinunter zum Pfäffikersee und die Erinnerung zu Entwicklungen von EMK Gemeinden, die ich vor 15 Jahren in dieser Region einmal in ihrem Prozess in die Zukunft begleitet habe. Und natürlich komme ich an vielen Jägerhochsitzen vorbei, bevorzugter Aufenthaltsort von Hanna und mir während dem Studium im Schönbuch bei Tübingen. "Weisch no?!" Wenn der Blick zurück mehr Zeit umgreift als der Blick voraus (ich bin jetzt dann bald 52 Jahre alt) hat sich die Waagschale des Lebens definitv in Richtung zweite Hälfte geneigt. Ich bin dankbar, auf wie viel Schönes ich an diesen beiden Tagen buchstäblich zurückblicken kann. Und der Ausblick nach vorne ist nach wie vor offen, schliesslich bin ich am Recognoszieren für die Pilgerwanderungen auf dem SH-ZH Weg im Jahr 2019! Pilgern: Wenn nichts mehr geht, dann geh.

2. und 3. April 2018: Österliches Pilgern über den Weissenstein

Am Ostermontag steigt die Pilgergruppe nochmals in den Winter auf: Unterhalb des Kamms des Weissensteins ist der Wanderweg noch dick zugeschneit. Wir weichen deshalb im oberen Bereich des Aufstiegs auf die nicht so tief verschneite Passstrasse aus. Hier haben Schlittler den Schnee etwas platt gewalzt. Es ist eindrücklich, wie rund um das Kurhaus ein bissig-kalter Wind weht. Der Blick gleitet von oben her über verschneite Wiesen in den Frühling hinab, der sich der Aare entlang zu schlängeln scheint. Das Thema "Mit beiden Füssen auf der Erde träumen" begleitet uns als 20-köpfige Pilgergruppe durch die beiden Tage. Es ist gut, Zeit zu haben und den weiten Horizont hinüber zu den Alpen zu geniessen. Und mit dem Träumen für das Leben ist es manchmal wie mit einem Baum: Er ist mit den Wurzeln fest in der Erde gegründet und streckt sich mit den Ästen zum Himmel aus, von wo er den Leben spendenden Regen erwartet, dessen Wasser er aber auch wieder vorwiegend nur mit den in der Erde liegenden Wurzeln aufnehmen kann... Oder ist das andere Bild passender: Ein Traum hat die Kraft einer inneren Vision, die im alltäglichen Leben mehr und mehr Gestalt annimmt, so wie ein Bildhauser die Idee der Skulpur in sich trägt, die er aus einem grossen Felsblock mit Hammer und Meissel nach und nach herausarbeitet.

16.3.2018 Rheinau - Ellikon - Flaach - Buch am Irchel

Eines muss man dem Schaffhauser - Zürcher Weg lassen: Die Strecke immer dem Rhein entlang ist lauschig, kurzweilig, auch heute wieder, als wir die 2. Etappe von Rheinau nach Buch am Irchel unter die Füsse nehmen. Der niedrige Wasserstand ausgangs Winter ermöglicht uns sogar, einige 100m direkt am Ufer zu gehen. In Ellikon sind die Hochwassermarken am Gasthaus Schiff eindrücklich (1999 als letzte Hochwassermarke) - und ebenso die Eglifilet auf Artischockenrisotto. Dann folgt das Naturschutzgebiet bei den Rhein- / Thurauen und der Übergang nach Flaach durch die Spargelfelder, von einem frei laufenden giftig bellenden und nahe kommenden Hund bewacht. Wenn wir Angst vor Hunden hätten wäre das eine unangenehme Begegnung gewesen. Da wir ruhig bleiben verliert nach einigen 100m (!) das Interesse an uns und kehrt um. Nach Flaach folgt der angenehme Aufstieg immer dem Langwiesenbach entlang nach Buch am Irchel. Kurz vor Wiler (nomen est omen: Es ist nur ein Weiler) sehen wir zwei eindrückliche Biberdämme und Nagespuren: Der Baum hält nicht mehr lange! In Buch am Irchel dehnt sich der Blick zurück über die Rheinlandschaft bis weit zum Horizont. Wir freuen uns darauf, diese schöne Etappe im März 2019 mit einer Gruppe zu pilgernd zu durchwandern. Pilgern: Wenn nichts mehr geht, dann geh.

10.+11.3.2018 Grellingen - Beinwil - Welschenrohr

Vor 10 Tagen war ich noch unsicher, ob ich die Jahreszeiten nicht doch unterschätzt habe: Die "Russland Peitsche" (so der Name der eiskalten sibirischen Luft, mit noch eisigerer Bise durchs Land geweht) hat alles eingefroren und zum Abschluss sogar in Basel noch etwas Schnee liegen gelassen. Aber im März kam die Frühlingsluft doch noch rechtzeitig an, der Schnee war bis auf die Gipfelregionen der nordseitigen Jurahöhenzüge geschmolzen. Wir haben die Elemente Wind und Regen auf dem Basler Jakobsweg von Grellingen nach Beinwil und weiter via Hohe Winde nach Welschenrohr dennoch erlebt. Und siehe da: Es ging! Als Gruppe von 18 Personen  waren wir mit dem Thema unterwegs "Heimat - eine Entdeckungsreise - eine Grenzerfahrung (-> vgl. die Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg!) Wir kamen dabei am Chessiloch vorbei, wo Soldaten, denen es im ersten Weltkrieg langweilig geworden war bei der Bewachung der Birsbrücken u.a. auf den Felsen gemalt haben "Thurgau, du Heimat". Und das Kaltbrunnental war vor ca. 16'000 Jahren Heimat des Homo sapiens (erste Fundstücke in der Schweiz) Heimat ist aber mehr als Nostalgie und Geschichte. "Heimat ist da, wo ich bleib, wenn ich geh." (Autor unbekannt) Heimat ist bei Menschen, Heimat ist da, wo ich mich nicht erklären muss. Ich schaue dabei zu mir lieben Menschen und tief in mein Herz, das empfänglich ist für einen Gott, bei dem genau das gilt: ich muss mich nicht erklären. Und Heimat ist definitiv mehr als die Verklärung eines Landes, liebe Schweiz...

25.2.2018 Schaffhauser - Zürcher Jakobsweg...

Das Jahr 2018 nutzen wir auch, um die Pilgerwanderungen des Jahres 2019 zu recognoszieren. Heute geht es bei kalter Luft und zügiger Bise von Schaffhausen (Munot!) via Rheinfall - Altenberg mit deinem Keltenwall nach Rheinau mit der Klosterinsel. Eine überraschend lauschige Etappe, obwohl wir auch am touristischen Hotspot des Rheinfalls vorbeikommen. Ich hoffe, dass es dort im Februar 2019 auch so wenig Leute hat - und dass dafür dann die Bise abgestellt ist...

10.2.2018 Mussestunden...

Auf der ersten Etappe des Basler Wegs unterwegs der Birs entlang nach Grellingen. Im Bild die alte Brücke bei Dornach mit Nepomuk als Statue und der hier gestauten Birs, die ahnen lässt, was gemeint ist mit : "Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne."

18.-21. Januar 2018: Tage der Stille auf Schneeschuhen in Tschlin

Der Winter hat es gut gemeint mit uns: In einer Zeit des grossen Schneefalls konnten wir bei tiefen Pulverschneeverhältnissen unterwegs sein und haben in Tschlin im Unterengadin jeweils lange sonnige Abschnitte erlebt, auch wenn der Neuschnee täglich - oder besser gesagt: nächtlich -  zu riiiiiesigen Mengen angewachsen ist. Das Gute am Neuschnee: Er schluckt die Geräusche! Wir waren buchstäblich auf leisen Sohlen und "still" unterwegs. In einer heiklen Lawinensituation haben wir immer sichere Routen gefunden. Auf der Ebene Pra Grond haben wir ein ein Labyrinth in den Schnee gestapft, es begehen können und die entsprechenden Aspekte in den liturgischen Morgen- und Abendgebeten aufgenommen und vertieft. Im Hotel Macun waren wir bestens aufgehoben. Und das beste: eine wundervolle Gruppe von 11 Personen, die miteinander unterwegs waren und die Lachmuskeln trainiert haben. Beim Thema Labyrinth gilt, wenn man in der Mitte ankommt und den Blick wieder nach aussen wendet: "Am Ende des Wegs liegt ein Lächeln". Das hat auch für uns gepasst. Und die aufgrund des vielen Schnees gesperrten Bahnabschnitten haben unsere Heimreise etwas umständlicher gemacht, aber das Lächeln nicht mindern können...
Im März 2019 sollen die Tage der Stille auf Schneeschuhen wieder stattfinden, dann in S-charl.

30.12.17-1.1.18 Den Jahreswechsel be-gehen, neu starten

Wir starten auf der Grimmialp im Diemtigtal mit einem Wasserspaziergang in einem in den Schnee gestapften Labyrinth, erleben dann jedoch am 31.12. und am 1.1. Winterwetter vom Feinsten: Sonne, Schnee, Neuschnee. Das motiviert, unsere Spur mit Schneeschuhen in den Schnee zu legen und am Grundvertrauen zum Leben zu üben: Ist das Leben eher ein Irrgarten, in dem es darum geht, den kürzesten Weg von A nach B zu suchen (und wo man dauern den Kopf anschlägt, weil man in einer Sackgasse landet) - oder gleicht das Leben eher einem Labyrinth, das zwar auch viele Schlaufen, Wendungen, einen langen Weg wieder zurück zu den Rändern, aber insgesamt einfach einen Weg zur Mitte kennt, die man erreicht, wenn man nur vertrauensvoll immer weitergeht? Je nach Sichtweise ist das Grundgefühl von Angst und Unsicherheit geprägt oder von Vertrauen "es kommt schon gut". Dass letzteres doch im neuen Jahr 2018 gelten möge! - für das eigene Leben und für das Leben als Gesellschaft in dieser Welt.

23.12.2017 Die Fotogalerien sind nun aktualisiert!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als "Weihnachtsgeschenk" findet ihr in der Rubrik "Fotos" neue Bilderserien:
- Via Alpina von Scuol / Sent nach Muggia / Triest
- Luzerner Jakobsweg (Luzern - Burgdorf - Bern - Rüeggisberg)
- Bündner Jakobsweg (Müstair - Amsteg / Flüelen)
- Anschlussweg Basler Weg (Basel- Beinwil - Solothurn - Burgdorf)

Und natürlich sind dort weiterhin auch die bisherigen Bilderserien zu finden:
- Jakobsweg Schweiz (Konstanz - Genf)
- Jakobsweg Basel- Santiago di Compostela
- Anschlussweg Basel - Jura - Dreiseen (Basel - Delémont - Biel - Murten - Payerne)

Übrigens: Die Pilgerangebote im 2018 werden auf dem Basler Weg und auf dem Luzerner Weg (ab Burgdorf bis Rüeggisberg) stattfinden.

9. und 16.12.2017: "Pilgerbummel in allem Rummel" in der Stadt Bern: "Wenn die Zeit still steht"

Wenn im Advent die Menschen mit einer Einkaufsliste in der Stadt Bern sind, sind wir als Pilgerinnen und Pilger mit Zeit unterwegs: Mit chronologischer Zeit, die in jeder Sekunde den Zeiger der (Lebens)Uhr ein Stück vorrücken lässt, mit der zyklisch verlaufenden Zeit, welche dem wiederkehrenden Jahreslauf der Jahreszeiten oder des Kirchenjahres folgt - und mit der besonderen Zeit, die plötzlich als Moment eintrifft und die Zeit still stehen lässt, dem Kairos: "Wie Weihnachten" sagt eine Redewendung, wenn so ein besonderer Moment eintritt, der einem glücklich macht, mit Freude erfüllt und mit anderen gerne geteilt wird - und das mitten im Jahr, und nicht nur an Weihnachten. Aber auch an Weihnachten: "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn". (Die Bibel, Galaterbrief, Kapitel 4, Vers 4). In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 2018, in dem dann und wann Momente prägend sein mögen, die "wie Weihnachten" sind, einen glücklich machen und mit anderen geteilt werden wollen.

7.12.2017 Auf leisen Sohlen im Diemtigtal unterwegs...

Das mit den leisen Sohlen stimmt tatsächlich, auch wenn das Schneeschuhwandern oft aufgrund der Zacken an den Schneeschuhen knirschende Geräusche auslöst, wenn der der Schnee fest oder gar verharscht ist. Heute aber war Pulver angesagt. Meine Füsse tauchen geräuschlos ein in den feinen Schnee und ziehen eine eigene Spur, oft neben dem Schneeschutrail Wildmoos, auf dem ich heute im Hinblick auf das Angebot "Den Jahreswechsel be-gehen, neu starten" auf der Grimmialp unterwegs bin. Ein Prachtstag!

16.11.17 Der Bündner Jakobsweg sucht den Anschluss an die Via Jacobi Nr. 4: Von Amsteg nach Flüelen

Der Bündner Jakobsweg entdet in Amsteg. Auf dem Tessinerweg sucht er durch das Urnerland den Anschluss an die Via Jacobi Nr. 4 am Vierwaldstättersee. Mir ist nicht ganz klar, weshalb der Bündner Jakobsweg von Sedrun aus ins Urnerland führt. Sind die Pilger im Mittelalter wirklich über den Chrüzlipass gegangen - oder nicht doch eher über Oberalp und Furka ins Wallis und von dort weiter an den Genfersee? Und noch weniger klar ist mir, weshalb der Tessiner Weg von Locarno aus über den Gotthard ins Urnerland führt. Die Pilger aus dem Tessin sind doch wohl im Mittelalter eher vom Tessin aus direkt in Richtung Mittelmeer gezogen als über den Gotthard. Der Weg von heute scheint mir eher ein touristisches Projekt zu sein oder dem Interesse geschuldet, in der Schweiz möglichst in allen Regionen einen Weg als Jakobsweg bezeichnen zu können. Wie es auch immer ist: Solche Tafeln wie im Bild gezeigt, weisen den PilgerInnen heute den Weg.
Ich habe den Abschnitt von Amsteg nach Flüelen recognosziert. Begeistert bin ich vom Berg Bristen: Obwohl nur 3'072.4m hoch ragt er über dem Urner Reusstal wie der K2 im Himalaya in den Himmel. Satte 2'500m Höhenunterschied sind es vom Tal bis zum Gipfel. Und das Zweite: Das Reussdelta beim Urnersee ist mit Inseln aufgewertet worden, die aus dem Gestein geformt sind, das vom Gotthard Basistunnel herausgebrochen worden ist. Eine wunderbare Deltalandschaft für Natur (Wasservögel!) und Mensch (Badeinseln)!